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170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo

170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo

Titel: 170 - Hüte den Speer - Magiure, Margo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margo Maguire
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Ich bin bloß …“
    „Du bist was, Mädchen?“ Sicher, er konnte Keelin ihr Pflichtgefühl und die Treue zum Clan nicht verübeln. Aber er war davon überzeugt, dass die Rückkehr nach Kerry im Augenblick für das Mädchen nicht ratsam war. Außerdem war es gefährlich, zu dieser Jahreszeit zu reisen.
    Und eine Reise mit Ga Buidhe an Lamhaigh barg vielerlei Gefahren. Wenn Mageeans Söldner sie angriffen … bei allen Heiligen, wenn sie irgendeiner Schar ruchloser Schurken in die Hände fiel … Nein, er konnte den Gedanken, dass man ihr Gewalt antat, nicht ertragen.
    Zudem verdross es ihn, dass sie daran dachte, Marcus de Grant zu verlassen. Es war offensichtlich, dass der junge Graf sehr viel für sie empfand, und er war ein vortrefflicher Mensch. In ganz Kerry gab es keinen besseren Mann, ob jung oder alt, und auch Fen McClancy, Keelins zukünftiger Bräutigam, verblasste gegenüber Marcus.
    Vielleicht besaß Tiarnan als einsamer, alter Mann die bittere Einsicht, dass das Streben nach einem Prinzip oder einem Ideal ein Irrweg war. Alles, was er in der Rückschau sah, machte ihm deutlich, dass er sein ganzes Leben allein verbracht hatte. Wenn er die Gelegenheit erhielte, noch einmal auf Erden zu wandeln, würde er sich eine Gefährtin suchen. Eine Frau, die er lieben könnte und die seine Zuneigung erwiderte.
    Was für ein Jammer, dass Marcus Keelin nicht zu einem abgeschiedenen Ort gelockt hatte, um sie zu verführen. Tiarnan hatte alles genau bedacht, als er den jungen Mann zu seiner Nichte schickte, während sie ein Bad nahm. Hatte er doch genau gewusst, dass Marcus Keelins Kammer betreten würde, da er den jungen Mann in dem Glauben gelassen hatte, ihr könnte etwas zustoßen, wenn sie Ga Buidhe an Lamhaigh in die Hand nahm …
    Sein Plan war misslungen. Zumindest war das Zusammentreffen nicht so verlaufen, wie er es sich vorgestellt hatte. Zugegeben, etwas war geschehen, aber die beiden hatten sich nicht verlobt, wie Tiarnan es sich erhofft hatte.
    Nein, dem Mädchen brach das Herz, und er wusste nicht mehr, wie er ihren Kummer lindern sollte.
    „Onkel“, sagte Keelin, während sie die Matratze anhob und die in Leder gehüllte Lanze rasch auf das Bett fallen ließ, als ob sie nicht den Mut hätte, sie länger in Händen zu halten. „Ich muss fort. Seit Tagen verspüre ich eine Vorahnung, die mal stärker und mal schwächer wird – etwas Schreckliches wird bald geschehen. Ich muss die Lanze nehmen und nach Kerry eilen, bevor die O’Sheas von einem weiteren Unglück heimgesucht werden.“
    „Aber Marcus …“
    „Es tut nichts zur Sache, was ich für ihn empfinde oder dass ich nie einen anderen lieben werde“, rief sie verzweifelt und wandte sich ruckartig von Tiarnan ab. Er konnte ihre hastigen Bewegungen spüren und fühlte, wie schwer ihr die Entscheidung fiel. „Ich habe keine Wahl! Es ist meine Pflicht, die Lanze zum Clan der Ui Sheaghda zu bringen! Ihr wisst, dass sie kostbar und unersetzlich ist. Der Clan braucht sein Heiligtum! Es gibt keinen anderen, der damit umgehen kann!“
    „Keely, mein Mädchen …“
    „Onkel!“ Sie lief zu ihm und kniete sich neben ihn. „Still … jemand ist …“
    „Was ist, Keelin?“
    Sie zitterte. „Ich … ich weiß nicht, warum mir das etwas ausmachen sollte, aber jemand hat uns gehört.“
    „Wer?“
    „Ich weiß es nicht“, erwiderte Keelin. „Aber ich spüre deutlich, dass jemand jedes Wort von uns verfolgt hat … was wir über die Lanze gesagt haben, über die Rückkehr nach Kerry … mir schwant Böses. Jemand wünscht sich, dass uns – mir – etwas zustößt.“
    „Ist es Lady Coule?“
    Keelin schaute in sich hinein, um mehr erkennen zu können. „Ich vermag es nicht zu sagen.“
    Tiarnan wusste, dass seine Nichte zuallererst daran dachte, zur Lanze zu greifen, um die Visionen über sich ergehen zu lassen, die sich ihr bieten würden. Doch sie wäre auf diese Weise erheblich geschwächt, und wenn ein Feind in der Nähe war, brauchte sie all ihre körperlichen und geistigen Kräfte, um sich zu verteidigen.
    „Was ist mit deiner Vorahnung?“, fragte Tiarnan leise. „Könnte sie sich nicht auch auf Wrexton beziehen? Dein Herz hängt an dieser Burg genauso wie an Carrauntoohil.“
    Sie schüttelte ratlos den Kopf. „Ich weiß es nicht, Onkel“, flüsterte sie. „Ich weiß es wirklich nicht.“
    Keelin erschien nicht in dem Rittersaal, um mit den dort Versammelten die Abendmahlzeit einzunehmen. Marcus war über sich selbst verärgert,

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