1700 - Hüter der Apokalypse
geträumt hast?«
»Das schon.«
»Darf ich es hören?«
»Natürlich, Sophie. Wir haben schließlich keine Geheimnisse vor einander.«
Sie trat noch näher an ihn heran und legte beide Hände auf seine Schultern. »Was immer du geträumt hast und dich so beschäftigt, ich stehe immer an deiner Seite.«
»Ja, das weiß ich. Nur wenn wir beide zusammenhalten, können wir dieses Leben meistern.«
»Und jetzt bin ich ganz Ohr.«
Letztendlich war Godwin froh, über seinen Traum reden zu können. Er tat es mit leiser Stimme, er ließ nichts aus und fügte auch nichts hinzu.
Sophie unterbrach ihn mit keinem Wort. Sie zeigte zudem keine Reaktion und nickte nur, als Godwin sagte: »So, meine Liebe, jetzt weißt du alles.«
»Ja, und das ist auch gut.«
Der Templer lächelte. »Und was hältst du davon? Wie siehst du meinen Traum? Ist es ein Zufall gewesen, was jedem von uns passieren kann, oder ist dieser Traum ein Hinweis auf etwas Bestimmtes, das in der Vergangenheit seinen Anfang gehabt hat und noch bis in die Gegenwart hinein nachwirkt?«
Sophie wich einer konkreten Antwort aus und sagte stattdessen: »Das ist schwer zu sagen.«
»Meine ich auch.«
»Wie ich uns jedoch kenne, hat dieser Traum etwas zu sagen. Es kann sein, dass aus der Vergangenheit ein Hinweis auf die Zukunft gekommen ist, die wir als Gegenwart erleben. Mehr kann ich dir auch nicht sagen.«
»Jaaa«, sagte er gedehnt, »dann sollten wir uns darauf einrichten, dass noch etwas passieren wird.«
»Ja, möglich.« Sie hob die Schultern. »Es ist schon ungewöhnlich, und ich gehe mal davon aus, dass der Traum noch nicht beendet war. Er wird weitergehen.«
»Meinst du?«
»Bestimmt.«
»Dann wäre er so etwas wie eine Warnung vor Dingen, die noch auf uns zukommen könnten, wobei die Basis in der Vergangenheit der Kreuzritterzeit liegt.«
»Das könnte sein.«
Godwin ließ sich etwas zurückfallen und nahm die Fensterbank als Stütze. Er wischte über sein Gesicht, sah Sophie an und hob die Schulter.
»Weißt du, wie ich mir jetzt vorkomme?«
»Nein.«
»Wie ferngelenkt.«
»Das kann ich verstehen. Und ich gehe nach wie vor davon aus, dass die Vergangenheit wieder Fuß fassen will, und zwar hier bei uns.«
»Aber wie sieht sie aus?«
»Das wissen wir beide nicht. Es kann sein, dass dein Traum zu früh abbrach.«
»Ja, das schon. Aber ich kann nicht bestimmen, wann und wo er mich wieder erwischt.«
»Wenn du schläfst.«
»Bist du sicher?«
Sie lächelte und küsste ihn auf die Wange. »Es sei denn, du schläfst hier am Tag ein.«
»Nein, genau das will ich nicht.«
»Hatte ich mir gedacht. Willst du dich denn noch mal hinlegen? Wir haben zwar Tag, aber draußen ist es noch dunkel.«
Godwin schaute seine Frau lange an. »Das ist tatsächlich ein Vorschlag, über den ich nachdenken sollte.«
»Aber nicht zu lange, sonst wird es hell.«
»Wenn das tatsächlich so ist, dass ich mich wie ferngelenkt fühle, dann müsste mir die andere Macht, wer immer sie auch sein mag, einen Traum schicken. Oder genau den Traum, um den es geht.«
»Das kann sein.«
»Okay, ich werde es versuchen.«
»Gut, ich gehe mit dir ins Schlafzimmer.«
Er fasste nach ihrer Hand. »Willst du mir ein Wiegenlied singen?«
»Ich tue alles, was uns weiterbringt …«
***
Ich hatte mich mit Menschen schon an den verschiedensten Orten getroffen, um etwas zu erfahren oder Informationen auszutauschen, aber dieser Treffpunkt war schon ungewöhnlich.
Es war eine kleine Kirche. Das war noch nicht mal so außergewöhnlich, aber der Treffpunkt in der Kirche war ein Beichtstuhl. Wobei ich auf der Fahrt dorthin an einen ähnlichen Treffpunkt dachte, den ich mal erlebt hatte. Damals war es um das Schwert des Salomons gegangen. Es war der Anfang von einem Fall gewesen, der mich bis nach Äthiopien und bis zur Bundeslade geführt hatte, wo mich das silberne Skelett des Hector de Valois letztendlich gerettet hatte.
Und jetzt war wieder ein Beichtstuhl an der Reihe. Aus Spaß war ich nicht losgefahren. Es hatte schon einen Grund gegeben, und der hatte aus einem Anruf bestanden.
Father Ignatius, Chef der Weißen Macht, die man auch als Geheimdienst des Vatikans bezeichnen konnte, hatte mich angerufen und mir diesen Treffpunkt genannt.
Da ich nun mal ein neugieriger Mensch bin, hatte ich mich nach den Gründen erkundigt.
Ich wusste bis jetzt nicht, ob Ignatius nur geblufft oder mir nicht alles erzählt hatte, jedenfalls war er der Meinung gewesen, dass etwas, das in
Weitere Kostenlose Bücher