1700 - Möbius
riesenhaftes Objekt auf.
Die Besatzungsmitglieder der BASIS konnten nicht sehen, was sich anderswo an der Großen Leere tat. Auch die Hamiller-Tube konnte das nicht.
Über jeder Passage welt erschien die gleiche, riesenhafte Spindel.
Rund 20 Kilometer lang und acht Kilometer im Durchmesser. Über Canaxu und Shaft, von Downunder bis zur Monochrom-Welt.
*
Rhodan nahm reglos vor Schock den Anblick der brennenden Planeten in sich auf. Es war in seinem Leben nicht das erstemal, daß er so etwas zu sehen bekam, man konnte sich jedoch daran nicht gewöhnen, in zehntausend Jahren nicht. Zumindest sechs Planeten waren verschont geblieben: Es handelte sich um Canaxu mit den Trepeccos, Trantar mit seinen Tranach, um den Planeten Tornister mit den Owigos, und um die Hohlwelt, welche die Brücke ins Universum als Spiegelbild enthielt. Hinzu kam Noman - aufgrund der Fehlfunktion von Nummer Zehn.
Atlans Augen tränten vor Erregung.
Saedelaere stöhnte leise.
Der ehemalige Maskenträger griff sich ins bleiche Gesicht. So, als quäle ihn der Phantomschmerz seines verlorenen Cappinfragments.
Und als Rhodan merkte, daß Saedelaeres Zustand ernst war, ging der andere schon stöhnend in die Knie.
Sie konnten ihm nicht helfen. In diesem Augenblick merkten sie es selbst.
Ein unheilvoller Vorgang nahm seinen Anfang.
Rund 160 Millionen Lichtjahre durchmaß die Große Leere an der weitesten Stelle. Von bewohnten Regionen des Universums waren sie hier 11,4 Millionen Lichtjahre entfernt. Und so fern die Sterne auch schienen, so bildeten sie doch einen vertrauten Schleier, einen letzten Ankerpunkt zur Realität. Bis zu diesem Augenblick: Rhodan sah die Sterne davonrücken, der Schleier verblaßte zusehends.
„Das kann nicht sein, Terraner", flüsterte Atlan.
Saedelaere stieß einen langgezogenen Schrei aus. Rhodan meinte, es in seinem Gesicht leuchten zu sehen, doch es war nur ein Flimmern vor seinen Augen, das er sich nicht erklären konnte.
„Alaska! Nimm dich zusammen!"
Der ehemalige Maskenträger verstummte abrupt. Und mit dem letzten Ton aus seinem Mund verschwand der letzte Hauch von Licht.
Sie befanden sich in vollständigem Dunkel. Rhodan war völlig sicher, daß Moira nicht ihr Dunkelfeld ausgedehnt hatte. Es war auch sonst kein billiger Zaubertrick, nicht bei all dem Aufwand, den ungezählte Wesen zwei Millionen Jahre lang getrieben hatten.
Die Große Leere umfaßte nun das gesamte Universum.
Wenn der letzte Ritter der Tiefe stirbt, so besagt die Legende, werden die Sterne erlöschen, wird das Leben des Universums vergehen, und die Chaotarchen treten ihre Herrschaft an.
Rhodan bewegte sich nicht. Er wäre nicht dazu imstande gewesen.
Sein Geist ließ den starren Körper zurück und wanderte durch die Leere einer Schöpfung, deren Inhalt sich soeben verflüchtigt hatte.
Zwei Minuten lang. Und fünfzig Sekunden: Dann kehrte das Licht aus einer Richtung zurück, die Rhodan nie erwartet hätte.
Der ehemals sternenlose Himmel von Charon füllte sich mit einem Firmament strahlender Punkte. Und diesmal waren sie nicht 11,4 Millionen Lichtjahre entfernt, sondern ganz nahe. Es waren unzahlige Milliarden, der gleißendhelle Flimmerteppich des Kosmos, ringsum und lückenlos geschlossen.
Alaska Saedelaere schoß mit leuchtenden Augen hoch.
„Bei allen Gottern Arkons!" Atlan drehte sich ungläubig um sich selbst, immer wieder. „Die Große Leere füllt sich, Terraner! So ist das, wenn man kosmische Geschichte schreibt..."
Und Moira regte sich endlich wieder, das Karpfenmaul zu einem Ausdruck unbändigen Triumphs verzogen.
Rhodan sah ungezählte Galaxienaus dem Dunkel tauchen.
Myriaden von Sternen ... Woher kamen sie? Erst als Moira den festen Anblick der Zentrale wiederherstellte, fand er in die Wirklichkeit zurück. Die Orterschirme besagten, daß alles der Wirklichkeit entsprach, daß er keineswegs einer Sinnestäuschung unterlag. Charon zog weiterhin als eisiger, starrer Planet seine Bahn.
Doch im Orbit kreisten plötzlich Raumschiffe, die vorher nicht dortgewesen waren. Ihre Anzahl betrug 3000.
Und jedes einzelne sah aus wie das machtigste Raumschiff, das sie je erlebt hatten.
Wie Moiras STYX.
ENDE
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