1700 - Möbius

überlegte er, wie der Plan zu verhindern wäre. Wenn die Vernichtung von mindestens 15 Sampler-Planeten geplant war, stellte das ein schreckliches Verbrechen dar.
    Die Tatsache jedoch, daß er einfach zuwenig wußte, ließ ihn vom Versuch Abstand nehmen.
    Ganz davon abgesehen, dachte er, daß er sowieso keine reale Chance hatte. Moira konnte tun und lassen, was sie wollte. Hätte sie es sich in den Kopf gesetzt, Terra zu vernichten, sie hätten hilflos dabeigestanden und es geschehen lassen.
    Am 16. Oktober 1216 NGZ traf nach einem Monat Flug die ODIN über Charon ein. Für Rhodan war das eine große Erleichterung, es bedeutete, nicht mehr vollständig Moiras Gnade ausgeliefert zu sein.
    Doch das automatische Dunkelfeld war unpassierbar. Die Söldnerin ließ Atlan und die anderen eine weitere Woche warten, ohne daß Rhodan etwas unternehmen konnte.
    Dann erst lüftete sie das Feld. Der 500-Meter-Raumer erhielt Anweisung, auf Charon niederzugehen.
    Eine einzelne Gestalt verließ das Schiff im SERUN: Der Fremde hielt direkt auf die Position der STYX zu. Und Moira, die vor so viel Frechheit durchaus Achtung hegte, ließ den Fremden ein. Es war der Arkonide Atlan. Rhodan konnte einen Gesprächspartner an Bord bestens brauchen - solange Saedelaere und die Vandemar-Zwillinge eigene Wege gingen.
    Am 31. Oktober 1216 NGZ trat das Geschehen in sein letztes Stadium. Moira verließ die gelbe Kammer! Sie zeigte sich aufgeräumt und bester Laune. Sogar für ihren Intimfeind Atlan fand sie das eine oder andere freundliche Wort, was der Arkonide natürlich zum Anlaß nahm, sie der Heuchelei zu verdächtigen.
    Moira bat Rhodan, Atlan und Saedelaere in die Zentrale. Die Vandemar-Zwillinge jedoch forderte sie auf, in ihrer Kabine zu bleiben. Sie tat, als gäbe es gewichtige Gründe dafür, als bedeute die Anwesenheit der Zwillinge in der Zentrale der STYX eine Gefährdung, und als Rhodan Saedelaere ansah, wich dieser seinem Blick aus.
    „Heute ist der Tag", sagte Moira. „Ich will, daß ihr kein einziges Wort sagt. Beobachtet nur.
    Ach ja, Atlan: Die Automatik ist so eingestellt, daß sie jeden Störversuch ohne Warnung mit dem Tod bestraft. Versuch's nicht.
    Ich mache keinen Scherz."
    Die Söldnerin hockte sich auf den Boden. Es war exakt dieselbe Haltung wie in der gelben Kammer, stellte Rhodan fest. Und da waren auch die Holos wieder, jedesmal drehte sich das Abbild eines Sampler-Planeten, einen halben Meter groß.
    Während die Galaktiker mit brennenden Augen auf 21 todgeweihte Welten starrten, erlosch jede Beleuchtung. Wände, Boden und Decke lösten sich scheinbar auf. Rhodan schwebte mitten im Orbit um die Dunkelwelt. Das Licht der fernen Sterne war 11,4 Millionen Jahre alt. Ein ungeheuerlicher Abgrund ... Charon war der einsamste Planet des gesamten Universums.
     
    *
     
    Als der Kyberklon das Höhlensystem passiert hatte und ins Freie trat, betrug seine Körpertemperatur exakt 1049 Grad. Es war der höchste bisher gemessene Wert. Mit jedem Luftmolekül, das mit seiner nachtschwarzen Haut in Berührung kam, stieg die Hitze um einen weiteren, kaum meßbaren Quantensprung.
    Obwohl er den Schacht und das Labyrinth längst verlassen hatte, konnte er beides fühlen. Dort lag das Zentrum seiner Bestimmung.
    Aber auch das Tal der Farben, ringsum der einzige Ort des Planeten, an dem Rot, Gelb und Blau existierten, lag in seinem Geist völlig offen da. Er mußte nicht seinen Blick irgendwohin richten, um zu sehen. Voltago hätte sich auch blind bewegen können.
    Mit schwerelosen Schritten glitt der Kyberklon zum Hügelkamm.
    Die Grenze zwischen Farbe und Schwarz-Weiß erlebte er als sanftes Prickeln. Er suchte sich einen Weg zum höchsten Gipfel der Umgebung. Von dort schaute er auf seine Domäne hinab.
    Ursprung, Heimat, Passagewelt. Taurec, du hättest mich niemals verändern dürfen. Dann wäre ich jetzt nicht allein, sondern wenigstens einer von fünfzehn.
    Voltago verleibte sich einen kleinen See mit einem einzigen, brennenden Atemzug ein. Er spürte all das H5, das in Molekülketten gebunden war oder in freier Form existierte. Es war so viel, daß es ihn schmerzte und er kaum die Ausstrahlung der fünfdimensionalen Kern-Hüllfelder ertragen konnte.
    Moira! Hörst du mich ?Mit schwerelosen Schritten, von denen jeder einzelne hundert Meter maß, erkundete der Kyberklon die Monochrom-Welt. Jede Niederung, jeden grauen Fluß, jedes schwarze oder weiße Detail, selbst wenn es noch so gering war.
    Sechzehn! Koordinatorin! Ich rufe