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1700 - Möbius

Titel: 1700 - Möbius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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bildeten ein so komplexes, unüberschaubares Muster aus winzigsten Funktionseinheiten... Es war unglaublich. Das meiste basierte auf kantigen Mikrogebilden, die sie für eine Art Flüssigkristalle hielt. Der Rest war Formenergie.
    Mila hielt mühevoll den Drang im Zaum, jeder einzelnen Struktur zu folgen und ihre Funktion zu enträtseln. Denn imstande war sie dazu, jetzt, in diesem Augenblick, und vielleicht niemals wieder, wenn sie nicht endlich das Spiegelsehen unter Kontrolle bekam.
    Im selben Moment nahm Nadja Vandemar die Wahrnehmung ihrer Schwester auf. Sie, die immer nur Milas Fähigkeit blockiert hatte, die immer nur als Bremserin zu gebrauchen gewesen war - sie konnte exakt dasselbe sehen. Die Eindrücke holte sie aus Milas Geist.
    Es war ein gespenstischer Vorgang. Echte Mutantenfähigkeit, zwanghafte Handlung. Nadja konnte nichts dagegen tun.
    Das Universum rund um den dunklen Charon schrumpfte, bis kaum noch etwas übrigblieb.
    Zündung! Übergang! Nadja Vandemar schrie in Todesangst. Sie konnte sich selbst fallen sehen, durch einen endlosen Tunnel aus Licht, der in Finsternis mundete. Korridor ins Land der Alpträume, ins Land eines grausamen Puppenspielers, der aus ihrem Hirn die Gedanken saugte.
    Nadja schlug blind dagegen an.
    Stocksteif hockte sie auf ihrem brechenden Bett. Sie war keiner Regung fähig. Und doch spürte sie, wie sie traf. Hände aus Kristall, die nach mir greifen wollen. Zerstöre sie, Nadja Vandemar.
    Reibe sie, bis sie Pulver sind. Zerlege sie in kleinste Einheiten.
    Ihre Schwester wimmerte.
    „Nadja ... Du mußt mir helfen, Nadja. Ich werde wahnsinnig. Ich halte das nicht aus."
    Milas Flüsterstimme setzte in ihr einen solchen Schwall an Kraft frei, wie sie ihn niemals vorher erlebt hatte. Nadja Vandemar zerstörte die Wände mit einem einzigen, letzten Schlag.
    Gleichzeitig ließ die Spannung nach. Der Vorhang über Charon hob sich ganz allmählich. Sie wußte nicht, ob beide Ereignisse miteinander zu tun hatten.
    Mila und Nadja brauchten einige Sekunden, um in die Realität zurückzufinden. Der Druck in ihren Gehirnen hatte nachgelassen. Sie fühlten sich leicht und beschwingt, wie seit Wochen nicht. Eine nicht definierbare, angestaute Energie war nun verbraucht.
    Und eine weitere Minute verging, bis sie das, was sie sahen, als Wahrheit akzeptieren konnten.
    Ihre Kabine lag in Trümmern.
    Die Hälfte der Wände war vollständig zerstört, zu feinstem Kristallpulver zermahlen. Nur das Skelett aus Formenergie stand noch. Die Möbel ruhten auf wackligen Beinen, sogar das Bett und Milas Stuhl, weil sie - wie die Wände - aus kristallinem Rohmaterial bestanden hatten.
    „Es ist vorbei", hauchte Nadja, „was immer es war."
    „Ich glaube", sagte Mila bedeutungsschwer, „das waren wir."
    Der einzige nicht beschädigte Gegenstand in zehn Metern Umkreis war der Holomonitor. Und was dieser projizierte, versetzte den Zwillingen den nächsten, ungleich schwereren Schock.
     
    *
     
    Am 12. Oktober erreichte die BASIS das Daffish-System, Galaxis Curanor. Vom Pulsar Borgia war das System der roten Riesensonne 1,3 Millionen Lichtjahre entfernt. Sie steuerten einen weiten Orbit um den fünften Planeten, um Noman, an.
    Eine Woche später trafen die 10.000 Quappenschiffe von Borgia ein. Man hatte sie verfolgt, wenn auch mit Verzögerung.
    Für die Theans galt Noman als Tabu-Planet. Seit gut zwei Millionen Jahren war es ihnen verboten, diese Welt anzusteuern, und erst recht, auf ihrer Oberfläche zu landen. Daran hatten sich die Theans immer gehalten, und das war auch der Grund, weshalb sich die BASIS über Noman in vollständiger Sicherheit wähnte. Nicht ein einziges Quappenschiff überschritt die Grenze des Systems.
    Die trügerische Obhut dauerte bis zum 31. Oktober.
    Eine unerhörte Erschütterung des Raumzeit-Gefüges ließ die Decks des mächtigen Trägerschiffs erbeben. Für den Bruchteil einer Sekunde fielen fünfzig Prozent aller Energieerzeuger an Bord aus.
    Psychisch schwächere Naturen verloren das Bewußtsein, viele andere wurden von unerklärlicher Schwäche in die Knie gezwungen.
    Aber Noman stellte nicht das einzige Zentrum dar.
    Fünfzehn Sampler-Planeten, teilweise mehr als 100 Millionen Lichtjahre auseinander, waren plötzlich von einem tödlichen Feuermantel umgeben.
    Kurz darauf passierte über allen Welten das gleiche, egal, ob deren H5 gezündet wurde oder nicht. In einem Orbit, der sehr viel tiefer als der Orbit der BASIS lag, tauchte aus dem scheinbaren Nichts ein

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