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171 - Todfeinde

171 - Todfeinde

Titel: 171 - Todfeinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Angehörige des Widerstandes zu Gesicht bekommen sollte, wie es unbedingt nötig war.
    »Schlaf darüber«, sagte die Fischersfrau.
    »Oarwa«, machte Oarwa. »Oarwa, oarwa…«
    Irgendjemand hatte dem armen Kerl irgendwann in seinem Leben die Zunge herausgeschnitten; vielleicht auch herausgerissen. Gantalujew konnte sein Glück nicht fassen, als er es gemerkt hatte.
    »Nein, nein.« Die Frau wehrte ab. »Nimm dir eine Nacht Zeit, um darüber nachzudenken. Es ist ein sehr gefährlicher Auftrag, lebensgefährlich sogar, möchte ich meinen.«
    Poschiko hatte sie wegen ihrer übermenschlichen Intuition ausgesucht. Fast hatte es den Anschein, dass sie Gedanken lesen konnte.
    »Wenn du morgen früh den Auftrag noch immer übernehmen willst, dann geh an den Hafen, setz dich auf den ganz rechten Anlegesteg und wirf hin und wieder einen Stein ins Wasser. Einer der Unseren wird dich irgendwann ansprechen und mitnehmen. Dann sollst du erfahren, wie genau und wann du es tun musst.« Mit flinker Handbewegung strich sie die Steine zusammen und steckte sie zurück in das Säckchen. Oarwa verfolgte jede Bewegung ihrer Finger mit begehrlichem Blick.
    »Also, dann bis morgen oder nie mehr wieder«, sagte die Frau mit erhobener Stimme. Die Tür öffnete sich, vier Gestalten in schwarzen Kapuzenmänteln kamen herein.
    Der fremde Hüne erhob sich. Er brabbelte vor sich hin, als die vier schwarz Verhüllten ihn aus dem Raum führten.
    Gantalujew hatte gegen Poschikos Widerstand darauf beharrt, mindestens vier seiner Männer aufzubieten, um die erste Verhandlungsrunde zu überwachen. Oarwa war schwer bewaffnet und mit einem voll gepackten kleinen Wagen nach St. Petersburg gekommen, den er selber zog. Er trug einen langen, hellbraunen Fellmantel und eine dunkelbraune Fellkappe. Gantalujew hielt Oarwa für einen Waldläufer aus dem Nordosten. Er war in die Hafensiedlung gekommen, um die Felle zu verkaufen, mit denen sein Handwagen beladen war.
    Hinter Gantalujew und Poschiko öffnete sich eine Tür.
    Sie fuhren herum. Einer der Kundschafter huschte in den Raum, ein Halbwüchsiger. »Schon wieder Fremde am Hafen«, sagte er. »Eine Frau und zwei Männer. Einer der Männer und die Frau haben schwarze Haut.«
    »Sehr ungewöhnlich.« Gantalujew dachte laut. »Haben die Unterirdischen nicht von einem schwarzhäutigen Menschen erzählt?«
    »Unterirdische« hatten die Bewohner der Ruinensiedlung die Nachfahren der Alten genannt, die viele hundert Speerwürfe weiter südlich – dort wo die Ruinen allmählich in den Weißholzwald übergingen – in einer Stadt unter der Erde wohnten; oder gewohnt hatten. Ein paar Monde, bevor die Erde bebte und schwarzer Rauch den Himmel zu verdunkeln begann, waren sie in ihren Kettenwagen weggefahren. Nach Osten. Gantalujew war einer der wenigen
    »Oberirdischen«, mit denen sie Kontakt gepflegt hatten.
    »Weiß ich's?« Wie immer war Poschiko missmutig.
    »Wenn sie es dir erzählt haben, musst du es doch wissen.«
    »Ich erinnere mich.« Gantalujew nickte langsam.
    »Gehen wir hinaus zum Hafen und schauen uns die Fremden an.«
    ***
    Ende Juni 2522
    Im Kamin brannte Feuer, denn trotz der Jahreszeit war es ziemlich kalt. Carelia fröstelte. »Er soll herein kommen«, sagte sie zu ihrer Dienerin. Das Mädchen huschte durch die Flügeltür auf den Gang hinaus. Carelia zog ihren Fellmantel über der Schulter zusammen. Wenn bloß endlich die Sonne herauskäme!
    Der Hauptmann trat in das große Zimmer. Carelia hatte ihn erst zwei Tage zuvor zum Hauptmann ihrer Leibgarde ernannt. Sein Vorgänger war zwei Wochen lang ihr Liebhaber gewesen. Doch vor drei Tagen, als er zu ihr in den Badezuber stieg, roch sein Atem nach Knoblauch. Unter den Dingen, die Carelia hasste, gehörte Knoblauch in die erste Reihe. Noch am selben Abend hatte sie ihn in den Kerker werfen lassen. Dort wartete er nun mit einem anderen verflossenen Liebhaber auf den Tag des Todeskampfes im Wasser.
    Der neue Hauptmann verneigte sich, stelzte mit schweren Schritten zum Podest mit Carinas Polstersessel, verneigte sich ein zweites Mal und sagte: »Wir wissen nun alles über diesen Rothaarigen, meine Fürstin.«
    »Ach?« Carelia horchte auf. In der Siedlung herrschte ein schmerzhafter Mangel an interessanten Männern. Der Rothaarige schien ihr ein viel versprechender Kandidat für ihr Liebeslager zu sein. »Dann sprich.«
    »Er heißt Olaf Gantalujew, ist zweiunddreißig Winter alt und stammt aus einer angesehenen Familie, die sich vor drei Generationen in

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