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171 - Todfeinde

171 - Todfeinde

Titel: 171 - Todfeinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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noch überragte, an den Rand des Anlegestegs. Dort schwirrten Schmeißfliegen um Knochen, tierische Innereien und frisches blutiges Fleisch in einem Blechgefäß. Während der Sebezaan sich darüber hermachte, band der Erste Tierwärter Kristofluu an einem Metallpflock fest.
    Die Fürstin aber stieg auf ihren Hochsitz, nahm Platz, breitete ihren weißen Fellmantel über die nackten Beine aus und schüttelte ihre dichte schwarze Mähne. Ihre drahtigen Arme ruhten lässig auf den Armlehnen. Sie blickte hinüber zu den Kriegern, die neben den Käfigen bei den Flaschenzügen warteten. Nach und nach legten sich Jubel und Applaus der Menge. Es wurde still.
    Gantalujew sog scharf die Luft durch die Nase ein.
    Mit einer Kopfbewegung bedeutete Carelia den Kriegern, dass sie so weit war. Das blutige Spektakel konnte beginnen. Die Männer am Flaschenzug kurbelten den ersten Käfig in die Höhe, schwenkten den Kranarm über den Rand des Anlegestegs und zogen solange an dem Seil, mit dem der Käfigboden verbunden war, bis der sich öffnete und der Mann aus dem Gitterverschlag ins Wasser stürzte. Gantalujew hörte, wie sein Stellvertreter Poschiko neben ihm mit den Zähnen knirschte.
    Am Landungssteg nahmen Bogenschützen Aufstellung. Ihre drohenden Pfeile sollten den Todeskämpfern jede Hoffnung nehmen, sich etwa schwimmend oder tauchend ins offene Meer flüchten zu können. Ein paar Speerwürfe entfernt ankerten zwei leichte Segler vor der Hafeneinfahrt. Auch dort hatten Krieger Pfeile auf die Sehnen ihrer Bögen gelegt.
    Auf dem Steg befestigten die Krieger inzwischen Hannericks Käfig am Flaschenzug. Der Barbarenhäuptling stieß ein paar Verwünschungen in der Sprache der Wandernden Völker aus, als sein Gitterverschlag vom Steg zum Wasser schwebte. Als er vor knapp drei Monden in die Stadt gekommen war, hatte Gantalujew Kontakt zu ihm und seiner Horde zu knüpfen versucht. Er wollte ihn für den Widerstand gewinnen. Doch die Fürstin war schneller und gewann Hannerick als Bettgenossen. Der Barbarenhäuptling stürzte schreiend ins Wasser. Die Krieger der Fürstin kurbelten den nächsten Käfig hoch.
    Todeskämpfe gab es erst, seit Carelia in der Ruinensiedlung am Meerbusen lebte, seit sieben Wintern also. Die ersten Opfer waren der alte König und zwei seiner Söhne gewesen. Mit dem jüngsten Sohn des Königs teilte sie sechs Monde lang Herrschaft und Lager, bevor auch er ins Wasser musste. Zu der Zeit hatte die gerissene Amazone aus Beelinn (Berlin) die Ruinensiedlung bereits fest im Griff.
    Der dritte Todeskämpfer stürzte ins Wasser. Jetzt senkte sich der Haken des Flaschenzugs auf Tommaschs Käfig hinunter.
    Die Regeln für den Todeskampf waren so einfach wie fatal: Jeder Kämpfer bekam ein Messer und einen kurzen Spieß als Waffen und einen Holzbalken, um sich daran festzuhalten. Wer als Letzter übrig blieb, durfte sein Leben behalten und weiterhin das Bett mit Carelia teilen.
    Bis sie ihn wieder ins Wasser schickte. Oder bis ihm die Flucht gelang. Auch das kam hin und wieder vor. Es geschah aber selten, denn die wenigsten Männer brachten den Willen zur Flucht auf, solange sie an der Seite der Fürstin lebten.
    Tommasch stürzte ins Wasser, tauchte auf und schwamm am Anlegesteg entlang. Vier Krieger traten an den Rand des Stegs und warfen den Todeskämpfern zuerst die Holzbanken ins Wasser, und nachdem sie diese gesichert hatten, ihre Waffen.
    Spieß und Messer sicher zu fangen, war gleich die erste Bewährungsprobe. Einer erwischte sein Messer nicht, und es versank im Hafen. Ein Raunen ging durch die Menge.
    Endlich hob Carelia die Rechte. Der Kampf begann.
    Die Schaulustigen am Rande des Hafenbeckens stießen Anfeuerungsrufe aus.
    ***
    Mai 2522
    Miss Hardys Schnarchen weckte ihn. Er setzte sich auf, lehnte sich gegen den Baum, unter dem sie schliefen, und trank dekontaminiertes Wasser. Die Morgendämmerung brach an.
    Honeybutt Hardy und Mr. Hacker lagen eng umschlungen unter ihren Fellen und Decken: die letzten Verbliebenen seiner ehemaligen Waashtoner Rebellentruppe, den Running Men. Mr. Black betrachtete die Schlafenden und grinste. Nein, sie hatten nichts miteinander, der schwarzhäutige Kahlkopf und die ebenfalls schwarze Frau. Nicht einmal Miss Hardy würde jemals Collyn Hackers sexuelle Fantasie beflügeln können. Keine Frau konnte das. Eher würde Hackers Haut weiß werden. Nein, die Sache war einfach die: beide froren. Deswegen schliefen sie eng aneinander gekuschelt wie Bruder und Schwester, seit sie von

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