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171 - Todfeinde

171 - Todfeinde

Titel: 171 - Todfeinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Planken des Anlegestegs. Die Krieger der Fürstin grinsten, in der Menschenmenge erhob sich schallendes Gelächter.
    Kristofluu stieß einen grollenden Brüller aus, Werstov hielt ihn fest. Hannerick sprang auf, lächelte zu den Zuschauern hinüber und winkte, als hätte er soeben mit Absicht ein komödiantisches Kunststück hingelegt. Dann blickte er zu Carelia hinauf. Sie sah das Feuer in seinen Augen, und einmal mehr ahnte sie, wie gefährlich dieser Mann war. Er trat ein paar Schritte zurück, nahm Anlauf und kletterte ohne ihre Hilfe hinter sie auf den Rücken des Sebezaan.
    Am Zugang zum Anlegesteg entstand eine Gasse in der Menschenmenge. Durch sie hindurch lenkte die Fürstin ihr Reittier in den Weg zwischen den Häusern, der zu ihrer Burg führte. Zu beiden Seiten hin grüßte sie ihr Volk. Applaus und Hochrufe begleiteten Carelia und den siegreichen Todeskämpfer.
    Als sie sich ein letztes Mal umblickte, um zu winken, traf sich ihr Blick mit dem eines großen, breitschultrigen Mannes mit wallendem roten Haar. Seine Lippen waren voll und sinnlich, und in seinen Augen loderte etwas, das Carelia sofort einen Schauer auf ihrem Zwerchfell verursachte. Sie winkte einen ihrer Hauptleute zu sich, beugte sich zu ihm hinab und sagte: »Findet heraus, wer der große Rothaarige ist.«
    Der Hauptmann blickte zurück auf die Menge. »Der neben den Burschen mit den schwarzen Kapuzenmänteln?«
    »Wer sonst?«
    Der Hauptmann nickte, ging zu seinen Leuten und tuschelte mit zweien. In diesem Augenblick waren die Weichen gestellt, und Gantalujews Schicksal nahm seinen Lauf.
    ***
    Schweigend ritten sie durch die Gasse. Das Geschrei der Menge blieb zurück. Carelia drängte das Bild des großen Rothaarigen aus ihrem Bewusstsein in ihr Herz.
    Jetzt war es Zeit, sich mit dem Barbarenhäuptling zu befassen.
    Carelia atmete einmal tief ein und aus. Die Poren ihrer Haut an den Unterarmen, hinter den Ohren und an ihrem Hals öffneten sich und verströmten jenen Duft, der ihre mächtigste Waffe war. Kein noch so starker und gut ausgerüsteter Mann konnte ihr widerstehen. Hinter sich hörte sie Hannerick seufzen. »Listig gekämpft«, sagte sie schmeichelnd.
    »Gut gekämpft.« Sie hörte, wie er die Luft durch die Nase einsog. »Und wie sollte ich anders als gut kämpfen, wenn ein solcher Schatz als Belohnung winkt?« Von hinten schloss er die Arme um sie. Carelia ließ es geschehen.
    Eher zufällig hatte sie diese Waffe entdeckt. Das Scheusal, das sie acht Winter zuvor in Beelinn überfallen und geraubt hatte, war der erste Mann gewesen, der ihr zum Opfer gefallen war.
    Die Schritte der zwanzig Krieger der fürstlichen Leibgarde hallten von den Hausfassaden wider. Der König, den Carelia vor sieben Wintern ins Wasser geschickt hatte, war ein Liebhaber dieser uralten Gebäude gewesen und hatte sie aufwändig restaurieren lassen. Der bewohnte Teil der Ruinenstadt war nicht groß – er umfasste nicht mehr als knapp achtzig Häuser –, aber von einer Schönheit, die Carelia in Beelinn nie gesehen hatte. Heute lehnten keine Frauen in den Fenstern, und keine Männer und Kinder standen unter den Türen, um ihrer Fürstin zu winken, denn bis auf die Kranken und Siechen hatte es alle Bewohner – vierhundertsiebzehn Menschen genau – hinaus an den Hafen gezogen. Die Todeskämpfe im Wasser waren sehr beliebt.
    Es dauerte im Schnitt jeweils ungefähr drei bis vier Monde, bis wieder vier Liebhaber der Fürstin sich deren Zorn zuzogen und im Kerker landeten. Immer dann, wenn sie über den Vierten ihr Urteil gesprochen hatte, setzte sie einen Termin für den nächsten Todeskampf fest.
    »Weißt du, was ich mir wüsche?«, fragte Carelia mit verführerischer Stimme.
    »Sag es mir, meine Schönste!«
    »Ich will es dir ins Ohr flüstern.«
    Hannerick beugte sich über ihre Schulter und neigte den Kopf. Sie verriet ihm, wo und wie sie ihn nehmen wollte. »O ja«, seufzte er. »O ja…« Dann stutzte er, seine Stirn runzelte sich, und er äugte nach vorn zu dem wuchtigen Schädel des Sebezaan. »Ähm … aber muss das unbedingt in der Stallung sein? Ich meine – das können wir doch auch –«
    »Wer ist deine Herrin, mein kleiner speckiger Barbar?«
    »Du…!« Seine Nasenflügel bebten, als er erneut ihren Duft einsaugte. »Du, Carelia, nur du …«
    Die Eskorte hielt an, vier Krieger traten aus der Marschkolonne und öffneten das schwere Tor in den Burghof. »Nach Hause«, flötete Carelia über den Hals des Sebezaan gebeugt. »Geh nach Hause,

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