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1712 - Volatgos Flucht

Titel: 1712 - Volatgos Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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rissig. Sie stöhnt.
    „Warum machen sie kein Ende?" fragt sie. „Boone, sie sollen uns endlich töten."
    Ich will ihr antworten, obwohl ich nicht weiß, was ich ihr sagen soll.
    Aber da brüllt Ouuw etwas mit seiner Gurgelstimme. Es klingt wirklich, als gurgele er mit rostigen Nägeln. Dabei gestikuliert er wild mit den Ärmchen. Die alte Fratze wird noch grausamer, zu ihrer eigenen Karikatur.
    Und ich verstehe ihn!
    Ich kann wahrhaftig sein Geschrei verstehen, ohne daß mir der Pikosyn im SERUN übersetzt. Nur klingt die Stimme anders. Sie ist wie doppelt.
    Einmal das Gekreisch, dann die klaren Worte, wie von einem Menschen gesprochen.
    „Der Helm, Boone", stöhnt Sentha. „Sieh her ..."
    Der Helm meines SERUNS liegt zwischen ihr und mir. Im grünen Dämmerlicht habe ich ihn bisher nicht gesehen. Und sein Außenlautsprecher spricht die Worte, die wir hören. Ich muß ihn abgelegt und dafür gesorgt haben, daß der Pikosyn das Gegurgel des Häuptlings für uns übersetzt.
    Und die Kunststimme sagt klar und deutlich, daß wir beide, Sentha und ich, einem Dämon übergeben werden sollen. Gauw, dem Geist der Vergangenheit, der in einem Heiligen Stein schlummert. Er soll entscheiden, was mit uns zu geschehen hat. Der Translator hat Schwierigkeiten mit einer korrekten Übersetzung des Begriffes, für den er die Worte „Dämon" und „Geist" benutzt; wir bekommen einen entsprechenden Hinweis.
    Was bedeutet das noch? Für mich steht fest, daß dieser Dämon oder Geist oder was weiß ich eine Erfindung des Häuptlings ist und allein darüber zu entscheiden hat, aufweiche Weise sie uns nach dieser grausamen Folter endgültig ins Jenseits schicken.
    Aber die Heiligen Steine!
    Also hat Graa uns doch keine Märchen erzählt. Graa, der an allem schuld ist und neben Ouuw sitzt, als hätte er nie vor ihm im Dreck gelegen.
    Als sei er sein Sohn, sein Helfer, seine rechte Hand.
    Und dies ist kein Traum! Es gibt keinen Traum, aus dem man durch einen solchen Schmerz nicht erwachen würde, wie ich ihn plötzlich im Rücken spüre.
    „Nein", flüstert Sentha entsetzt. Sie reißt den Mund zum Schrei auf.
    aber kein Laut kommt über die aufgerissenen Lippen. Sie starrt auf etwas hinter mir.
    „Gauw!" übersetzt uns der Pikosyn des Helms. Die Zwerge um Ouuw sind aufgestanden und beginnen einen gräßlichen Singsang. „Nimm sie dir!
    Nimm sie und lösche aus, was neu entstanden ist und niemals wieder entstehen durfte!"
    Ich denke, dieser Gauw soll selbst über uns urteilen?
    Jemand ist in die Steinhütte gekommen und hat mit voller Wucht in meine Seite getreten.
    Ich drehe mich langsam um.
    Ich sehe zwei Füße, und diese Füße stecken in Stiefeln, so, wie wir Raumfahrer sie tragen.
    Es schmerzt höllisch. Wieviel muß ein Mensch denn noch ertragen? Vor meinen Augen tanzen Blitze, aber ich will es sehen! Ich muß mich aufrichten. Sentha. Ich spüre ihre Hand. Sie ist bei mir und hilft mir. Sie winselt vor Grauen wie ein Hund. Aber es ist eine menschliche Berührung.
    Ich bin nicht ganz allein. Und wie viele Jahre habe ich mich nach dieser Berührung gesehnt.
    Und ich richte mich. Blut spuckend, auf. Ich sehe Beine. Hüften, einen Oberkörper und einen Kopf.
    Mein Herz setzt aus. Ich bekomme keine Luft mehr. Ich muß würgen.
    Was da auf den Schultern des Mannes sitzt, ist kein menschlicher Schädel mehr.
    Aber der Mann, das ist... das war...
    Orne Drais.
     
    *
     
    Wir fanden Graa, als die DRAGON FLY noch keine zwei Stunden auf Affric stand, nahe der Küste am Westrand des Kontinents. Ich war mit neun Mitgliedern meiner Mannschaft in zwei Gleitern aufgebrochen, um mich in der Umgebung umzusehen. Der BAS-KR-41, dachten wir, drohe keine Gefahr. Sie stand mitten in einer kilometerweiten Steppe, auf der wir nur zebraähnliche Tiere beobachtet hatten, die friedlich weideten und reichlich verspielt schienen.
    Es hatte bisher keine Anzeichen dafür gegeben, daß der Planet, der dritte von sechs einer gelben Sonne, industrialisiert war. Daß es dennoch intelligentes oder halbintelligentes Leben gab, darauf konnten die beim Landeanflug beobachteten großen freien Flächen in den Wäldern hindeuten, die fast den ganzen Kontinent bedeckten. Es hatte ganz danach ausgesehen, als seien sie durch Rodungen entstanden, sowohl mit Werkzeugen als auch durch dafür angelegten Brand.
    Siedlungen hatten wir nicht entdeckt, allerdings auch nicht speziell danach gesucht. Um das nachzuholen, unternahmen wir die Exkursion mit den beiden Gleitern. Unser

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