1717 - Inseln der Illusion
Aufmerksamkeit des Kybernetikers weckte.
„SONDERAUFGABEN", stand dort. Und dahinter der Auslastungswert: 19,66 Prozent.
Das waren also die rund 20 Prozent, von denen seit Tagen die Rede gewesen war. Von ihnen hatte er bereits während seines Aufenthalts im Regenerationstank gehört.
Aaron Sebastian arbeitete geduldig weiter. Da er die unabhängige Syntronik zwischen seinen Arbeitsplatz und die Speicher NATHANS geschaltet hatte, war er sich seiner Sache eigentlich sehr sicher. Die Mondsyntronik würde nicht so schnell merken, daß jemand in ihren „Eingeweiden" herumstöberte.
Als nächstes ging der Mann daran, jene Rechensektoren und Datenspeicher ausfindig zu machen, die den „SONDERAUFGABEN" zugeordnet worden waren. Das bedeutete natürlich noch nicht, daß er in diese Programm- und Datenbänke NATHANS eindrang. Es handelte sich eigentlich nur um eine „Adressenermittlung". Auch das war nichts Ungewöhnliches.
Die Arbeitssyntronik setzte alle Suchanweisungen so um, daß diese zwischen zahlreichen anderen Suchbefehlen verborgen waren, die sie willkürlich erzeugte und die sich auf völlig harmlose Punkte konzentrierten.
Insbesondere mit der Wettervorhersage ließen sich die eigentlichen Suchanweisungen ausgezeichnet verbergen.
Da NATHAN auf Hochtouren lief, rechnete Aaron Sebastian nicht damit, daß er jeden einzelnen Suchbefehl auf seinen Sinn und Zweck überprüfte.
Es dauerte eine gute Stunde, dann besaß der Kybernetiker alle Adressen der Datenspeicher, die NATHAN den „SONDERAUFGABEN" zugeordnet hatte. Die Ermittlung der eingesetzten Rechensektoren, welche die eigentliche Arbeitsleistung ausmachten, verlief nicht so problemlos.
Sebastian erkannte allerdings sehr schnell, woran das lag. NATHAN opferte nicht einen festen Bereich seiner Kapazität der geheimen Aufgabe.
Auch der Wert von 19,66 Prozent war nicht konstant. Vielmehr schwankte er zwischen 19,5 und 20,5 Prozent. Sicher lag das daran, daß die Standardaufgaben keine konstante Rechenkapazität erforderlich machten.
Was jeweils frei war, wurde den „SONDERAUFGABEN" zur Verfügung gestellt. Die beiden ermittelten Grenzwerte wurden dabei nie überschritten.
Da die Rechenkapazität einer höheren Überwachung unterlag als die Datenspeicher, verzichtete Aaron Sebastian zunächst darauf, in dieser Richtung seine Nachforschungen fortzusetzen. Statt dessen entwickelte er in aller Eile ein neues Programm, das wiederum über die unabhängige Syntronik lief.
Mit diesem Trickprogramm wollte Sebastian versuchen, Teile von zwölf zufällig ausgewählten Datenspeichern auszulesen. Zwei der zwölf Textstellen sollten dabei aus den Bereichen kommen, die NATHAN den „SONDERAUFGABEN" zugeordnet hatte.
Vor dem Start überprüfte der 5-D-Mathematiker noch einmal alle Teile. Dazu setzte er ein spezielles Testprogramm ein, das er vor vielen Jahren einmal hergestellt hatte.
Tatsächlich fand er einen Fehler. Beim Auslesen einer Wetterprognose sollte die Niederschlagshöhe in Terrania am 31. April 1217 benannt werden. Das war natürlich unmöglich, denn einen 31. April 1217 gab es nicht. Trotz vieler Bemühungen in den vergangenen Jahrhunderten, den Kalender zu begradigen und alle Monate mit 30 Tagen und dazu ein paar Schalttage auszusetzen, war es bis ins 13. Jahrhundert NGZ bei der alten Zählweise geblieben.
Aaron Sebastian beschloß, diesen Fehler nicht zu korrigieren. Sicher würde NATHAN irgendwie darauf reagieren.
Eine so unwichtige Nebensache würde aber keine Wogen schlagen.
Aus der Reaktion konnte der Mann dann vielleicht erkennen, wie sehr sein „Heiligtum" wirklich beschäftigt war.
Er startete das Programm. Alle zwölf Teildateien wurden problemlos ausgelesen.
Die Sache mit dem 31. April löste sich schnell auf. NATHANS Wetterprognose stellte die Daten für den 30. April und den 1. Mai dar.
Ein gesonderter Hinweis erfolgte nicht.
Sebastian war klar, was das bedeutete. Die Mondsyntronik war voll ausgelastet. Sie verzichtete bereits auf weniger wichtige Hinweise. Sie stellte auch keine Rückfragen zu einer fehlerhaften Eingabe.
Eigentlich war das unmöglich. Aaron Sebastian konnte sich nicht erinnern, jemals davon gehört zu haben, daß NATHAN zu 100 Prozent ausgelastet war.
Etwas stimmte in der Tat nicht.
Über einen Drucker ließ er sich die Daten aus den beiden geheimen Speichern auf eine Lesefolie pressen. Es handelte sich nur um zwei kurze Abschnitte. Aber was der Mann da zu lesen bekam, versetzte ihn in großes Erstaunen.
Er
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