1718 - Mysteriöse Waren
wartete sie vergeblich darauf, daß ein paar dieser Kriegssklaven auftauchten.
Schon wollte sie ihren Druckhelm schließen und damit dem Spuk ein Ende bereiten, da senkte sich aus dem purpurfarbenen Nachthimmel ein gigantischer Schemen herab: ein kilometergroßer, unförmiger Raumflugkörper, dessen Äußeres viel Ähnlichkeit mit den Fragmentschiffen der Posbis aufwies.
Die Hanse-Spezialistin entschied sich dafür, noch eine Weile auszuharren. Sie wollte wissen, ob das Schiff, das genauso aussah, wie die Schiffe beschrieben wurden, mit denen Sinta ihre Hilfsvölker transportierte, irgendwo Corrax aufnahm oder auslud.
Doch darauf wartete sie vergeblich.
Statt dessen senkte sich der riesige Würfel einige hundert Meter vor ihr bis dicht über den Boden; dort verharrte er bewegungslos.
Und plötzlich hatte Dilja das Gefühl, als würde sie beobachtet. Sie sagte sich, daß das nicht möglich sei. Eine immaterielle Illusion konnte niemanden beobachten.
Dennoch schwächte sich das Gefühl nicht ab, sondern verstärkte sich zusehends. Gleichzeitig wurden die Konturen des Raumschiffes schärfer.
Und mit einemmal wußte die Oxtornerin, daß die fremde Realität nahe daran war, in der Realität des Standarduniversums zu materialisieren.
Vielleicht konnte Sinta in dieser Zustandsform durch das brüchige Raum-Zeit-Gefüge herübersehen.
Ein Gedanke, der Dilja frösteln ließ.
Da verschwand die Illusion von einer Sekunde zur anderen - und die Oxtornerin sah sich wieder in der Werfthalle auf Luna stehen, die von starken Strahlern angeleuchtete IRA ROGABERG schräg über sich in den unsichtbaren Verankerungsfeldern.
Sie atmete auf.
Dann aktivierte sie das Gravopak des SERUNS und flog zu ihrem Schiff hinauf.
*
In der Kommandozentrale herrschte rege Betriebsamkeit. Die IRA ROGABERG steckte mitten in einer Generalüberholung, die nach der letzten Mission dringend notwendig geworden war.
Außerplanmäßig, denn normalerweise wäre der Fernaufklärer erst in zwei Jahren wieder an der Reihe gewesen. Immerhin handelte es sich um einen Neubau: fertiggestellt erst vor acht Wochen.
Nach der Rückkehr aus der Großen Magellanschen Wolke am 12.
Februar 1217 NGZ hatte sich herausgestellt, daß mehrere wichtige Systeme der IRA ROGABERG an progressiver Materialermüdung litten.
Wahrscheinlich wäre sie während eines weiteren Überlichtmanövers auseinandergebrochen.
Die akribischen Untersuchungen ergaben, daß das Schiff durch die haushoch überlegenen Abwehrwaffen der Fabrik GONDARAK erheblich mehr gelitten hatte als ursprünglich angenommen.
Hinterher erkannte die Schiffsführung das als völlig logisch und leicht erklärbar. Immerhin hatte GONDARAK Waffen der kosmischen Ordnungsmächte eingesetzt. Die IRA ROGABERG war nur deshalb nicht vernichtet worden, weil die Fabrik in Magellan vor etwa zwei Millionen Jahren durch eine verheerende Explosion und später durch einen Meteoriteneinschlag zur Hälfte zerstört worden war. Und weil die Gurrads der Organisation NONDED, die die Ruine besetzt hielten, lediglich einen Teil der intakten Abwehrwaffen in Betrieb nehmen konnten und diese Supertechnik nur unzulänglich beherrschten.
Ohne ihre supermoderne Ausrüstung, die hochrangige Ortungstechnik und ihre hervorragend ausgebildete und gewitzte Besatzung wäre die IRA ROGABERG dennoch genauso verloren gewesen wie die gurradschen Schiffe, die vor dem Fernaufklärer der LFT versucht hatten, sich zur Fabrik durchzukämpfen. Sie waren allesamt verschollen.
Ein Teil der Schäden war inzwischen behoben worden. Aber es würde noch ein paar Wochen dauern, bis die volle Einsatzbereitschaft wiederhergestellt war. So erreichten beispielsweise die Paratronschirm-Projektoren nur siebzig Prozent ihrer Soll-Kapazität; die Ortungssysteme, vor allem die überlichtschnell arbeitenden, funktionierten unzuverlässig, und auch andere auf 5-D-Basis basierende Aggregate und Geräte zeigten Fehlfunktionen.
Im Innern des Schiffes wimmelte es von Spezialrobotern der verschiedensten Typen. Deshalb war auch der größte Teil der Besatzung beurlaubt, denn sie hätten den Maschinen nur ständig im Wege gestanden.
Auf sich allein gestellt, arbeiteten die Roboter zwar mit Hochdruck an der Behebung aller Schäden, aber auch sie konnten keine Wunder vollbringen.
„Wart ihr auch von den Sinta-Projektionen betroffen?" wandte sich die Oxtornerin an den naatschen Ersten Stellvertreter des Kommandanten, der ihr über den Weg lief.
Hunoor von Shailuun
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