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1719 - Die Totenliste

Titel: 1719 - Die Totenliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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bereit, an dem hier der Weltraum aus den Fugen platzt und das Solsystem ins Nichts katapultiert wird."
    „Sollte das etwa ein Witz sein?" fragte Siankow den Chef der Siganesen.
    Sibor Alber zuckte nur mit den kaum vorhandenen Schultern. „Bei ihm weiß man das nie. Aber er hat oft ein Gespür für die Wahrheit. Ich meine, für das, was kommen wird."
    „Ihr springt doch nicht ab, oder?" fragte der Multiwissenschaftler.
    „Dazu sind wir nicht hergekommen", erwiderte Aly. „Wir werden jetzt mit unserer Arbeit beginnen."
    Siankow atmete auf.
    Viele Siganesen gab es nicht mehr. Deshalb mußte man glücklich sein, sich ihrer Dienste versichern zu können. Sie wußten sehr gut, daß sie infolge ihrer zahlenmäßigen Knappheit heute gefragter waren denn je. Daß sie ihren Preis forderten, mußte ihn nicht interessieren.
    Sie sollten nur arbeiten und ihre Sache gut machen.
    Und zwar schnell.
     
    4.
     
    Luna, 8. Mai 1217 NGZ Geo Sheremdoc befand sich wieder in jenem kleinen Konferenzraum, knapp außerhalb des STALHOFS gelegen, und wieder war Aaron Sebastian bei ihm. Diesmal allerdings waren auch andere Männer und Frauen anwesend, Hanse-Spezialisten und Wissenschaftler.
    Die Sensation aber, die die Besprechung aus der - wenn auch aufregenden - Routine solcher täglicher Zusammenkünfte heraushob, war die „Anwesenheit" eines Partners, der bisher alle Kontaktversuche ignoriert hatte.
    Auf einer Projektionsfläche, die fast eine ganze Wand einnahm, leuchtete das Symbol NATHANS.
    Die erste Aufregung legte sich relativ schnell. Niemand hatte damit gerechnet, daß die Syntronik sich der Besprechung zuschalten würde - Geo Sheremdoc am allerwenigsten. Er hatte es versucht und versucht, doch stets hatte NATHAN auf seine Anrufe geschwiegen. Und nun nahm das Mondgehirn den Kontakt von sich aus auf. Niemand hatte mehr den Versuch gemacht, es aus seiner Reserve zu locken.
    Es war das erstemal seit vier Tagen, daß so etwas wie Hoffnung in Geo Sheremdoc aufkeimte. Allerdings hatte der LFT-Kommissar sich viel zu gut unter Kontrolle, um dieses winzige Pflänzchen zu schnell wachsen zu lassen.
    Mit der linken Hand drückte er Aaron Sebastian in dessen Sessel zurück. Der Lunageborene starrte ungläubig auf das Symbol. Er zitterte und versuchte, irgendwelche Worte hervorzubringen, aber es blieb bei gestammelten Lauten.
    „Ich nehme an, du hast gehört, was wir besprochen haben, bevor du es geschafft hast, uns allen die Sprache zu verschlagen, NATHAN", sagte Sheremdoc ruhig.
    „Ja", antwortete die Stimme der Syntronik. Sie klang wie immer, als ob nichts geschehen wäre.
    Sheremdoc nickte und sah seine Gäste der Reihe nach an. Einige wirkten verkrampft, andere schienen sich zu beherrschen, nicht mit ihren Fragen loszuplatzen, sondern das ihm zu überlassen. Wieder andere gaben sich keine Mühe, ihre Skepsis zu verbergen.
    „Dann weißt du, was uns Aaron Sebastian vorhin berichtet hat. Bis zur Stunde sind es bereits über vier Milliarden Namen, die deine Totenliste umfaßt. Und du machst damit weiter. Möchtest du uns nicht eine Erklärung abgeben?"
    „Ich bedauere, Geo", lautete NATHANS Antwort. „Dazu besteht momentan keine Notwendigkeit."
    „Natürlich nicht!" rief eine junge Kybernetikerin wütend. „Du erfüllst deinen Auftrag nicht mehr, sondern arbeitest hinter unserem Rücken an eigenen Projekten, die vielleicht sogar gegen uns gerichtet sind - gegen die Menschheit. Aber das geht uns alles nichts an, es gibt keinen Erklärungsbedarf."
    „Ich werde alle nötigen Erklärungen abgeben", sagte NATHAN, „sobald einer der Aktivatorträger mich direkt aufsucht."
    „Oh", spottete Sheremdoc, „das haben wir vergessen, bitte entschuldige. Aber du warst es, der uns einfache Normalmenschen kontaktiert hat. Also hast du uns vielleicht doch etwas mitzuteilen?
    Normalerweise ist das der Sinn eines Gesprächs."
    „Ich wollte euch beruhigen", erwiderte NATHAN. „Ich wollte euch auch davor warnen, etwas Unüberlegtes zu tun. Damit meine ich Versuche, weiter mit Gewalt gegen mich vorzugehen und meine Speicher anzugreifen."
    „Der spinnt wirklich", sagte jemand und lachte wie über einen schwachen Scherz. „NATHAN ist irre!"
    Geo Sheremdoc wechselte einen schnellen Blick mit Aaron Sebastian.
    Erleichtert registrierte er dabei, daß der Wissenschaftler so perplex war, daß er gar nicht in die Versuchung kommen könnte, eine möglicherweise fatale Äußerung fallenzulassen.
    „Gewalt?" erkundigte sich Sheremdoc bei NATHAN. Er spielte

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