1719 - Die Totenliste
einhundertfünfzig und dreihundert Meter groß. Nuka Kullino wußte nicht, was er davon zu halten hatte. Ein Schiff genügte völlig, um die Besatzung des Tores zu bringen beziehungsweise deren Ablösung.
Der Kommandant der PARACELSUS ermahnte sich selbst, nicht in jeder Nebensächlichkeit Anzeichen für geheime und unheilbringende Tätigkeiten der Somer zu sehen. Es reichte ihm völlig, daß er gegen die Aversionen zu kämpfen hatte, die das Auftreten von Uleboe in ihm schürte.
Sie warteten im Transmitterraum der ANSON ARGYRIS auf das Signal der Somer. Von jedem Schiff sollten fünf Menschen ins Transmittertor abgestrahlt werden. Neben und hinter Arnim Possag standen dessen Chefwissenschaftlerin Jeane Duross und drei weitere Plophoser. Bei Kullino warteten der PARACELSUS-Chefingenieur Nogor Vassant, Posor Agasor, Dara Sheenbar und ein zweiter Hanse-Spezialist namens Dray Banuff, ein etwa achtzigjähriger Zweimetermann von Terra.
Insgesamt waren auf der PARACELSUS zehn Hanse-Leute mitgeflogen. Sie waren nicht nur gut ausgebildete Abwehrspezialisten, sondern dienten bei dieser Mission darüber hinaus gewissermaßen als Alibi, wenn es darum ging, den zweiten Teil der Aufgabe zu erfüllen.
In erster Linie betraf das Dara Sheenbar. Sie hatte das Kommando über die Spezialisten und verstand genug von interstellarem Handel, um den Somern ihre Rolle als offizielle Beauftragte der Kosmischen Hanse glaubhaft vorspielen zu können - und vielleicht den einen oder anderen interessanten Hinweis herauszufinden, den andere übersahen.
„Wieso dauert das ewig?" fragte Arnim Possag gereizt. „Ich glaube, wir sollten noch einmal mit diesem Stelzvogel reden. Ich sollte ihm ein paar freundliche Worte sagen."
„Dann läßt er uns erst recht hier schmoren", widersprach Kullino, ohne auf die indirekte Kritik einzugehen. Dazu kam er auch nicht, denn in diesem Augenblick schickten die Somer das Signal, daß die Galaktiker den Transmitter benutzen konnten.
Die fünf Plophoser gingen zuerst durch das Entstofflichungsfeld.
Kullinos Hand fuhr unwillkürlich über die an seiner Hüfte befestigte Kombiwaffe. Sie alle trugen SERUNS.
Nicht nur die Somer machten ihm Sorgen, sondern nach wie vor der geheimnisvolle Unbekannte unter seiner Besatzung, von dem die mysteriösen Nachrichten stammten, die immer wieder plötzlich auf irgendwelchen Bildschirmen erschienen waren.
Wie hingezaubert hatte dann dort gestanden: „Ihr seid auf einem gefährlichen Weg. Paßt auf euch auf. Was mit den Veteranen geschah, war nicht umsonst."
Und so ähnlich, am Schluß immer mit einer Warnung versehen, die von Mal zu Mal deutlicher wurde. Zuletzt war von „Rache" die Rede gewesen, wieder auf das Schicksal der BASIS-Veteranen bezogen. Es hatte sogar einen Absender gegeben, der an schlechte alte Videos erinnerte: Kommando Harold Nyman!
Nuka Kullino war an der Reihe. Er zwang sich dazu, jetzt nur noch an die Somer zu denken. Der Verrückte oder Erpresser - falls diese Bezeichnung zutraf- würde sich irgendwann selbst verraten.
Es war nur zu hoffen, daß dies geschah, bevor er durchdrehte und etwas tat, das die PARACELSUS und deren gesamte Mannschaft umbringen konnte.
*
Uleboe war genau das, was man sich unter einem herrischen, über die Maßen arroganten Somer vorstellte.
Der Tormeister gehörte mit fast zwei Metern zu den Hünen seines Volkes. Sein mächtiger, gefährlich aussehender Schnabel stieß grellrot aus dem flaumbedeckten Gesicht mit den stechenden Augen. Der „Backenbart" aus Flaumfedern über den Gehöröffnungen war bläulich eingefärbt und gab dem Vogelkopf einen Hauch mehr wilde Exotik.
Uleboe stand hoch aufgerichtet vor den Galaktikern, denen er Sitze zugewiesen hatte, und hörte sich ihren Bericht an. Seine kräftigen Beine waren streng durchgedrückt, die Arme mit dem langen, seidigbunten Gefieder und den dreifingrigen Händen über der weit vorgestreckten Brust verschränkt. Außer ihm hielten sich über zehn andere Somer in dem Kontrollraum der in viele Segmente untergliederten Schaltzentrale auf.
Jeder von ihnen trug eine Waffe.
Nuka Kullino und Arnim Possag wechselten sich beim Sprechen ab.
Sie berichteten ausführlich über die Umstände, die zum Tod der fünfzig Somer von der CILINO geführt hatten; beide gaben sich redliche Mühe, dies so diplomatisch und feinfühlig wie möglich zu tun.
„Deshalb", schloß Kullino, „sind wir in erster Linie hier. Wir bitten euch, die Leichen eurer toten Artgenossen in Empfang
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