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172 - Der Sturm

172 - Der Sturm

Titel: 172 - Der Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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war gerötet.
    Der Matrose lachte. »Sei vorsichtig mit deinen Wünschen! Ein bisschen Regen bringt meist auch ein bisschen Sturm heran, und hohe Wellen.«
    Die Frau an Rulfans Seite zeigte auf den fernen Wolkenbruch.
    »Wird er uns erreichen?«, fragte Tanaya.
    »Glaube ich nicht. Dafür ist er zu weit weg.« Der Matrose tätschelte die Reling. »Und wenn, ist das auch nicht schlimm. Das alte Mädchen hier hat schon ganz andere Wetter überstanden!«
    Pfeifend ging er davon. Er ließ Rulfan mit einem Stirnrunzeln zurück. »Warum sprechen Seeleute von ihrem Schiff wie von einer Frau?«, wunderte sich der Albino.
    Tanaya klopfte ihm auf die Schulter. »Wahrscheinlich, weil sie zu lange ohne Gefährtin unterwegs sind, mein Freund! Da wird man etwas seltsam mit der Zeit. Denk mal darüber nach! He, ist das Chira da hinten? Heilige Götter! Chira! Runter da – pronto!«
    Tanaya rannte los. Auf der Reling am Heck schnüffelte Rulfans junge Lupa interessiert das Schiffsgeländer ab.
    Es schien sie nicht zu kümmern, dass es dahinter steil in die Tiefe ging.
    Rulfan blieb gelassen. Chira war klug und geschickt, sie würde ganz sicher nicht über Bord fallen.
    Der Albino saß im Schatten am Bug und blickte auf die eintönige Weite des Meeres hinaus. Es würde noch viele Tage dauern, bis vor dem Bugspriet Land in Sicht kam.
    Ein Glück nur, dass ausgerechnet dieses Schiff im Hafen von Bankogg gelegen hatte, als er dort eintraf!
    Die Culloden war ein Dreimaster, der die gefährliche Südpassage bis hinunter nach Ausala (Australien) befuhr.
    Ihr Eigner, Jayms O'Needin aus Britana, hatte sich vor Jahren an der Ostküste Induus niedergelassen und dort einen Handelsverband gegründet: die Ost-Induu-Gesellschaft. Sie war mittlerweile in mehreren Hafenstädten Induus vertreten und diente dem Zweck, Schiffe verschiedener Eigner ohne Verluste durch die piratenverseuchten Gewässer vor Sumra und Bono (Sumatra und Borneo) zu bringen. Wann immer es möglich war, fuhren diese Schiffe im Konvoi – unter dem Schutz von O'Needins bewaffneten Seglern.
    Rulfan empfand es als angenehm, dass die Besatzung Englisch sprach. Endlich gab es mal keine Verständigungsprobleme!
    »Ich mag es, mit meinen Freunden zu reden!«, tönte es prompt neben ihm, und Rulfans rote Augen wurden eine Winzigkeit dunkler. Sha'mii hatte mal wieder gelauscht!
    Er wandte sich der Telepathin zu. Die schöne, blutjunge Frau aus Thaland (Thailand) war als Letzte zu den vier Gefährten gestoßen, die Rulfan an Bord der Culloden begleiteten. Sie sah hinreißend aus mit ihren dunklen Mandelaugen, die so ausdrucksstark waren und doch kein einziges Geheimnis verrieten. Auch nicht, ob sie Rulfan wirklich begehrte oder nur an ihm übte.
    »Worüber möchtest du denn reden?«, fragte er.
    »Über dich!« Sha'mii umschlang seinen Arm, legte Rulfan lächelnd das Kinn auf die Schulter und schnurrte:
    »Erzähl mir was von deinen Reisen!«
    »Schon wieder?« Rulfan seufzte. Die nackte, sonnenwarme Haut der Telepathin fühlte sich gut an, aber – bei Wudan! – es war so schwül!
    »Na, komm schon!« Sha'mii hob die Hand an sein gerötetes, schweißnasses Gesicht und fächelte ihm warme Luft zu. »Du bist ein großer Krieger und hast viel erlebt. Es ist erregend, dir zuzuhören.«
    »Aufregend«, verbesserte der Albino. Sha'mii benutzte die Sprache der Wandernden Völker. Es war nicht ihre eigene, deshalb machte sie manchmal Fehler.
    Die kleine Thalari ließ den Kopf hängen.
    Lackschwarzes Haar floss nach vorn; lange Wimpern senkten sich, die Unterlippe glänzte feucht. Sha'mii zählte gerade mal siebzehn Winter und sah so niedlich aus, wenn sie schmollte. Rulfan schmolz dahin.
    »Also schön: Was willst du hören?«
    »Nichts!« Die Telepathin stand auf und trottete ans Schiffsgeländer.
    Ein Windstoß fuhr in die Segel. Chira kam mit Tanaya heran, begrüßte ihren Herrn und rannte gleich weiter.
    Die Schiffsjungen aus Induu hatten Angst vor ihr, da lohnte es sich, sie um die Masten zu jagen.
    Tanaya setzte sich neben Rulfan. »Hast du Sha'mii verärgert?«, fragte sie gedehnt und gerade laut genug, dass die junge Thalari es hören konnte. Rulfan dankte den Göttern im Stillen, dass er mit den beiden Frauen nur für begrenzte Zeit zusammen war. Irgendwie geriet er bei deren Sticheleien ständig zwischen die Fronten.
    »Sha'mii wollte, dass ich ihr von meiner Reise erzähle«, sagte er.
    »Gute Idee!« Tanaya nickte. »Es ist öde hier. Also leg los!«
    Der Albino dachte zurück an

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