1725 - Basar der Träumer
extragalaktische Relais-Funknetz.
Esker Harror verfolgte die Aktivitäten der Funkerin nicht zuletzt deshalb, weil es sich um eine hübsche und recht junge Blondine handelte, die - wie Freeder „Moses" Popovic auch - erst seit dem letzten Start von Terra zu Phril Stratars Mannschaft gestoßen war.
Im normalen Zustand war Harry eine durchaus attraktive Erscheinung.
Aber bei der Funkspezialistin, deren Namen er nicht einmal kannte, schien er keinen Eindruck zu machen.
„Wir sind im Netz", teilte ihm die Frau eintönig und eher unterkühlt mit.
Sie erledigte ihren Job, sonst interessierte sie nichts. „Ich setze die Nachricht ab. Die Bestätigung müßte in spätestens einer Minute eintreffen."
Harrys Bericht ging als geraffter Impuls - mit einer Adresse ergänzt - über die Hyperfunkantennen hinaus. Der Empfang wurde von der ersten Relaisstation bestätigt, dann von den weiteren.
Keine Minute später kam die Reaktion von Terra. Der Eingang der Nachricht wurde erwartungsgemäß bestätigt. Harry wollte gerade den Raum verlassen, als die Blondine rief: „Warte! Da kommt noch etwas!"
Sie deutete auf einen Bildschirm.
„Der Decoder läuft noch", erläuterte sie überflüssigerweise, weil auf dem Display nur wirre Striche zu sehen waren.
Dann erschien Klartext: DER LFT-KOMMISSAR GEO SHEREMDOC WÜNSCHT DEN HANSESPEZIALISTEN ESKER HARROR ZU SPRECHEN.
ZUSATZ: 312.
„Was bedeutet 312?" erkundigte sich Harry.
„Das ist ein Kürzel. Ich muß zusätzlich dekodieren", antwortete die Frau. „Das bedeutet, daß ein komplexer Text gesendet wird."
Ihre Finger huschten über das Tastenfeld der Bedienkonsole.
„Das Gerät steht bereit. Kann ich durchgeben, daß du für das Gespräch ebenfalls bereitstehst?"
„Natürlich, Blondie."
Wieder flogen die Finger über die bunten Sensorfelder.
„Ich heiße nicht Blondie, sondern Sarah Ann", erwähnte sie, ohne aufzublicken.
Sarah Ann justierte die Aufnahmeoptik und überprüfte, ob sie Harry richtig im Bild hatte. Sein Konterfei erschien auf einem Bildschirm. Auf einem zweiten war vorerst nur das Zeichen des HQ-Hanse zu sehen. Das bedeutete, daß die Hyperfunkstrecke von dort über die extragalaktische Relaiskette zur KATHAR durchgeschaltet war.
Kurz darauf verschwand das Hanse-Symbol. An seine Stelle trat der Kopf des Mannes, der hinter Koka Szari Misonan im Moment die wichtigste Position im Solsystem innehatte. Während die Erste Terranerin politisch die Fäden in den Händen hielt, galt Geo Sheremdoc seit dem Fall Timmersson Gender als Krisenmanager der Menschheit.
Esker Harror und Geo Sheremdoc kannten sich seit langem. Sie hatten sogar schon gemeinsame Einsätze für die Kosmische Hanse erlebt. Seit Sheremdoc zum LFT-Kommissar avanciert war, waren sich die beiden Hanse-Spezialisten allerdings nicht mehr begegnet.
Sie begrüßten sich knapp. Sheremdoc schien es eilig zu haben, denn er kam sofort zur Sache.
„Ich habe einen neuen Auftrag für dich und die KATHAR", sagte er.
„Ich weiß, daß du der richtige Mann dafür bist, denn es geht unter anderem um mysteriöse Ware, die Beeinflussung von Galaktikern und um die Veteranen der BASIS um Harold Nyman. Ich schicke dir ein Datenpaket, das alle Informationen enthält, die uns im Moment zur Verfügung stehen. Im Hintergrund scheinen auch die Bekassu eine Rolle zu spielen. Und ferner geht es um das Volk der Hamamesch und um neue Basare mit höchst wundersamen Waren. Laß die KATHAR sofort Kurs zur Großen Magellanschen Wolke nehmen. Euer Ziel ist der Planet Trankill im Geysch-System. Dort haben die Hamamesch einen Basar errichtet, den du mal gründlich unter die Lupe nehmen solltest. Der Name des Basars ist GAMILL. Und wie du aus den Koordinaten ersiehst, gehört der Planet Trankill zum Herrschaftsbereich des Roewis-Händlerkonsortiums der Zweiundzwanzig."
„GAMILL auf Trankill", unkte Harry. „Das hört sich nicht gut an. Die ganze Geschichte klingt da schon besser. Und vor allem wesentlich interessanter. Ich werde sofort unseren Kurs ändern lassen und mir dann die Informationen zu Gemüte führen. Bis später, Geo. Und bring endlich die Geschichte mit dem Mars in Ordnung!"
„Das ist leichter gesagt als getan", entgegnete der LFT-Kommissar.
„Bye, Harry. Und viel Glück!"
„Ja, viel Glück. Das brauchen wir alle."
Die Bildverbindung wurde unterbrochen. In der nächsten Minute liefen die Daten ein. Und als der Vorgang beendet war, reichte Sarah Ann dem Hanse-Spezialisten den Datenspeicher. Sie hatte
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