1727 - Der Kristallkopf
Sie?" fragte sie spitz. „Nur weil das Ding nicht auf deine Annäherungsversuche reagiert hat?"
„Werd jetzt bitte nicht albern", gab Uhns Torbig zurück. Er fuhr sich durch die Haare. Sie waren blond und kurz geschnitten, und die Geste drückte seine Ratlosigkeit aus. „Dieses Ding, wenn du es so nennen willst, ist von ungeheurer Wichtigkeit."
Herrea Dinah nickte langsam.
„Ja", murmelte sie. „Wir haben Kopf und Kragen dafür riskiert."
Unwillkürlich griff sie sich an den Kopf. Die grauen Strähnen in ihrem Haar hatten sie niemals gestört, sie gaben ihrer Haartracht einen leicht exotischen Anstrich. Aber inzwischen, sie hatte es an diesem Morgen beim Blick in den Spiegel bemerkt, wuchs ihr gesamtes Haar in dieser Farbe nach. Und sie kannte auch den Grund dafür: Es war die ungeheure Anspannung und seelische Belastung beim Einsatz auf Werft gewesen, die sie hatte ergrauen lassen. Die Geschichten von Menschen, deren Haar über Nacht vollständig grau geworden war, hatte sie nie geglaubt; welche vorstellbare Möglichkeit gab es, das Pigment aus den Haarspitzen zu entfernen? Aber sie ahnte jetzt, daß sich dieser Vorgang in ein paar Wochen und Monaten abspielen konnte, je nach Länge des Haares und der Wachstumsgeschwindigkeit. Mit ihren knapp 67 Jahren würde sie wahrscheinlich bald wie eine alte Frau aussehen, die auf die Zweihundert zuging.
Sie zuckte mit den Achseln. Es gab drängendere Probleme. „Wollen wir an die Arbeit gehen?"
Uhns Torbig schrak bei Herreas Frage auf und nickte.
Der Kristallkommandant von Werft war auf die MANAGA geschafft worden, um dort aufbewahrt und untersucht zu werden, während die drei Rochenschiffe zum Ausgangspunkt der Expedition zurückkehrten, ins Aariam-System. Vielleicht ließen sich dem Kommandanten Informationen entreißen, die tiefere Erkenntnisse über die wirkliche Beschaffenheit, Macht und Organisation der unheimlichen Abruse ergeben konnten.
Der Raum, in dem man den Kristallkopf - wie viele sagten - untergebracht hatte, war hermetisch abgeriegelt worden - also dermaßen dicht und undurchdringlich, daß nicht einmal Hermes, der altgriechische Gott der Diebe und Händler, dort einzudringen vermocht hätte. Außerdem war die Kammer vollkommen steril und staubfrei, um den Abruse-Kommandanten vor allen Beeinträchtigungen abzuschirmen. Dies war eine reine Vorsichtsmaßnahme - schließlich hatte der Kristallkopf auf dem Planeten Werft die ganze Zeit über unter dem Einfluß der dortigen Umweltbedingungen gestanden. Aber die Galaktiker hatten kein Risiko eingehen wollen. Zusätzlich wurde der Raum mit den technischen Mitteln und Möglichkeiten des Rochenschiffes gegen hyperphysikalische Einflüsse abgeschirmt. Nach menschlichem Ermessen...
„Was ist das?" fragte Herrea Dinah und richtete die Aufnahmeoptik auf den Boden neben dem Kommandanten. Sie aktivierte eine stärkere Vergrößerung und bemerkte einen feinen, kaum wahrnehmbaren grauen Schleier.
Uhns Torbig murmelte eine Verwünschung.
„Staub", stieß er hervor und schickte einen langen Fluch hinterher.
„Verdammt, er beginnt zu zerfallen - wie Cryzz!"
Herrea Dinah hatte bereits die Kabine von Myles Kantor angewählt.
Der Chefwissenschaftler der Galaktiker wirkte trotz Aktivatorchip, den er trug, recht müde und angespannt, als sein Holo sich stabilisiert hatte. Ohne Umschweife kam er zur Sache.
„Was gibt es?"
„Staub!" sagte Herrea Dinah. „Wie bei Cryzz. Der Kommandant beginnt zu zerfallen."
Myles Kantor preßte die Lippen aufeinander.
„Wieviel Staub?" hakte er nach.
Uhns Torbig blickte auf die Darstellung der Isolationskammer und wiegte den Kopf.
„Ein paar Gramm vielleicht", antwortete er. „Aber es könnte mehr werden. Der Prozeß kann sich beschleunigen. Was sollen wir tun?"
Myles Kantor ließ einen langen Seufzer hören.
„Untersucht den Staub!" ordnete er dann an. „Ich werde Perry Rhodan darüber informieren."
„Und dann?"
Myles Kantor hob die schmalen Schultern.
„Das wird sich zeigen", antwortete er trübsinnig. „Ich melde mich wieder bei euch."
Das Holo löste sich auf, als er die Verbindung trennte.
„Also los", bestimmte Uhns Torbig grimmig. „Nehmen wir eine Probe von dem Staub!"
Es dauerte geraume Zeit, aus der Abgeschlossenheit der Kammer ein halbes Gramm des stumpfgrauen Staubes aufzusammeln und wegzubringen, ohne die Isolierung dabei mehr als unbedingt nötig zu durchbrechen. Was Herrea Dinah und Uhns Torbig schließlich zu sehen bekamen, war eine halbe
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