1737 - Das Corrax-Rätsel
gab, Blitzlichter aus seinem Traum.
„Tiefer", verstand ich mit einiger Mühe. „Tiefer hinein, immer weiter. Die... Aufgabe..."
Er begann, gequälte Laute auszustoßen, wahrscheinlich das corraxsche Äquivalent zu menschlichem Stöhnen.
„Weiter... hinein. Wie es... immer war... Der Stollen..."
„Er kann nur den eingestürzten Berg meinen", flüsterte Tek. Und Dao sagte, auf einen fragenden Blick von mir: „Ich kann nur das aus ihm herauslesen, was er auch laut sagt. Seine Gedanken sind viel zu verworren, ein einziges Labyrinth. Aber er hat unglaubliche Angst."
Durch den Körper des Corrax ging ein Ruck. Seine Hände krampften sich zusammen, die Beine zuckten, als versuchte er, heftige Schwimmbewegungen zu machen.
„Es ist die Erinnerung", sagte Dao. „An das, was mit ihm und den anderen Corrax im Berg geschehen ist."
„Die... Aufgabe", stammelte der arme Kerl. „Das Meer... das Meer bricht ein! Ismegh! Ismegh, wo... bist du?"
„Seine Gefährtin", vermutete Ronald.
Jetzt bäumte der Corrax sich auf. Der Oberkörper fuhr hoch. Er riß die Augen auf und starrte mit fiebrigem Blick ins Leere.
„Wir haben es alle gesehen!" rief er. „Es war da, es war mitten in dem großen Gewölbe! Und sie kamen aus den Wänden und strömten hinein!
Alt, uralt! Und es... stieg hoch, höher und höher! Es stieß durch die Decke, und dann...!"
Er brach zusammen, bevor er weiterreden konnte.
Ehe ich eine Frage stellen konnte, während sich die beiden Medos seiner wieder annahmen, sprang Dao-Lin-H’ay wie von einer Feder abgeschossen auf und preßte sich beide Hände gegen die Schläfen.
„Es war keine Einbildung!" rief sie. „Sie waren da, und jetzt sind sie wiedergekommen! Sie sind überall! In ihren Gedanken sehe ich... unseren Tod!"
Die letzten Worte der Kartanin gingen schon in dem infernalischen Gebrüll unter, das von draußen kam.
Dann krachte etwas gegen den Shift, und Tekener und ich rissen gleichzeitig unsere Strahler hoch und feuerten schon, als wir uns noch nicht ganz umgedreht hatten.
3.
Alaska Saedelaere Die Stadt war eine der wenigen, eigentlich nur der beiden bisher auf dem Planeten Coral entdeckten, die diesen Namen wirklich verdienten.
Alaska, Mila, Nadja und Voltago standen im Schutz der Deflektorfelder vor ihrem Shift, der zwischen buschgroßen Korallengebilden geparkt war, und sahen an dem architektonischen Wunderwerk empor, das wenige hundert Meter vor ihnen in den Nachmittagshimmel ragte. Es war absolut kein Vergleich zu den eher mittelalterlich anmutenden Siedlungen, die kreuz und quer über die Großinsel errichtet worden und durch primitivste Straßen miteinander verbunden waren.
„Wer das gebaut hat", sagte Mila, „war den anderen Corrax um Jahrhunderte voraus."
„Aber es können ebenfalls nur Corrax gewesen sein", stellte Alaska fest. „Es gibt keine anderen Lebewesen auf diesem Planeten. Und bis vor Tagen ahnten wir nicht einmal, daß außer den Ayindi und den Barrayd noch ein drittes Intelligenzvolk im Arresum existiert."
„Das sollen sie uns erst noch beweisen", kam es von Nadja. „Das mit der Intelligenz, meine ich. Oder seht ihr hier vielleicht jemand, der sich um die Anlagen kümmert?"
Die „Anlagen", wie sie sich ausgedrückt hatte, waren futuristisch anmutende, hoch in den Himmel schießende, schlanke Türme und dazwischen niedrigere, streng quadratische Bauwerke mit Unmengen von Stabantennen auf den Dächern, deren Enden die höchsten Türme um das Doppelte überragten. Zwischen den einzelnen Bauwerken führten spiralförmige Straßen vom Grund und über hundert Einfahrten zu den Türmen und bis zu deren Dächern hinauf: breite, aber höchstens dreißig Zentimeter dicke Bänder aus einem unbekannten Metall. Plattformen, scheinbar in der Luft verankert und nur bei genauem Hinsehen raffiniert gestützt und aufgehängt, dienten als Parkflächen für alle Arten von Fahrzeugen - von supermodernen Schleppern bis hin zu kleinen Flitzern, mit denen junge Corrax-Männchen, sollte die Analogie zu terranischen Sitten auch nur annähernd zutreffen, ihren Umworbenen imponierten.
Alaska, der diesen Vergleich für sich angestellt hatte, vermißte allerdings die Männchen und auch die Weibchen.
Hier schien überhaupt niemand mehr zu leben.
„Es gibt nur eine Möglichkeit", sagte Nadja. „Wir nehmen eine dieser Rampen und dann irgendeinen Eingang in die Stadt."
Alaska nickte zum Zeichen der Zustimmung.
Sie setzten sich in Bewegung. Der Shift schloß sich
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