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0177 - Todeskuß der Schwarzen Lady

0177 - Todeskuß der Schwarzen Lady

Titel: 0177 - Todeskuß der Schwarzen Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Eine junge Lady stieg aus. Sie nickte dem gedrungen wirkenden Fahrer, der aussah, als könnte er nötigenfalls auch seine Fäuste gebrauchen, knapp zu. Devot war seine Verneigung, als er sich zurückzog. Kein Wort fiel zwischen beiden.
    Die Lady warf den Kopf in den Nacken. Schwarzes langes Haar flog. Blauschwarz glänzend und hauteng war ihre Hose, als Kontrast die weißen Stiefel und die fliederfarbene Bluse, die mehr zeigte als verbarg. An der linken Hand trug sie einen Ring mit eigenartiger Form. Er zeigte eine stilisierte Fledermaus.
    Der Mann in der Livree ließ die Lady passieren. Als der zwölfte Gongschlag vom Big Ben verhallt war, schloß sich die Glastür hinter der Schwarzhaarigen.
    Ein kalter Schauer überlief den Portier. Er hatte die Augen der Lady gesehen.
    Sie waren schwarz und kalt wie der Tod.
    ***
    Stephen Burgess, vierundzwanzig Jahre alt und hauptberuflich damit beschäftigt, das Vermögen seines Vaters unters Volk zu schleudern, wirbelte sich von der Tanzfläche zu dem kleinen Tisch, an dem er gesessen hatte, ehe dieser rothaarige Teufel ihn aufs Parkett holte. Die aufpeitschenden Rhythmen der Musik verklangen, der Disc-Jockey begann seine Sprüche in das Mikro zu plärren, während er langsam die nächste Scheibe aufdrehte. Burgess ließ sich auf den Sessel fallen und holte tief Luft.
    »Keine Lust mehr?« fragte die Rothaarige, von der er nur wußte, daß sie Dina hieß. Sie war höchstens achtzehn und konnte tanzen! Pfeffer im Blut, überlegte Burgess, und offenbar willens, sich an diesem Abend total auszutoben.
    »Mann, Frau, ich brauche ein paar Minuten Pause«, murmelte Burgess. »Ich bin ja schließlich auch nicht mehr der Jüngste.«
    »Man merkt’s Opa«, sagte sie und lachte ihn an. Ihr Körper zuckte im Rhythmus des neuen Hits. Stephen lächelte.
    Der Sound war nahe daran, ihre Worte zu überdröhnen. Sie mußten fast schreien, um sich verständlich zu machen. Dina schwang sich jetzt auch auf ein Sitzmöbel. Offenbar hatte sie Gefallen an ihm gefunden. Kein Wunder, dachte er sarkastisch. Ihm gefiel das Girl auch. Vielleicht konnte er sie noch zu einem nächtlichen Spaziergang an der Themse oder im Hydepark überreden, wenn die Discothek schloß oder wenn sie beide keine Lust hatten, hier noch länger herumzuflippen.
    »Bei der nächsten Scheibe wieder«, sagte er und lehnte sich zurück. Sie sah ihn fast hypnotisierend an.
    Das Lied wurde ausgeblendet. Der Disc-Jockey erzählte wieder irgend etwas. »… und damit jeder weiß, was die Stunde geschlagen hat, jetzt eine Life-Aufnahme von Big Ben…«
    Ein Band lief an. Zwölfmal dröhnte der Gong. »Mitternacht, Geisterstunde«, schrie der Jockey dazwischen. »Und weils so unheimlich ist, jetzt mal etwas ruhigeres…«
    Noch während der zwölfte Gongschlag vom Band verklang, fuhr er bereits das nächste Lied an. »The Raven«, murmelte Burgess überrascht. »Parsons…«
    Das war doch keine Discotheken-Musik, und einige Besucher begannen schrill und mißtönend zu pfeifen.
    Aber es war die richtige Musik für den Auftritt der Person, die beim letzten Gongschlag die Discothek betreten hatte.
    Stephen Burgess erstarrte förmlich. Er saß so, daß er die Tür im Blickfeld hatte, und seine Augen weiteten sich leicht.
    Die Lady hatte den großen, von zuckendem Laserlicht durchschnittenen Raum betreten!
    ***
    Die Sitzung hatte bis spät in die Nacht gedauert und erst eine halbe Stunde vor Mitternacht hatten es die letzten Angehörigen des House of Lords geschafft, sich aufzuraffen und an Heimkehr zu denken.
    Die höhere Politik schuf Krisenstimmung.
    Lord Bryont Saris op Llewellyn, Schotte und 253 Jahre alt, dabei aber ein Dreißiger vom Aussehen her, war einer der drei Abgeordneten gewesen, die sich von der Krisenstimmung nicht hatten beeinflussen lassen. Saris, Perkins und Glanboro waren die drei ruhenden Pole in der Versammlung gewesen, in der zum ersten Mal seit Institutionalisierung der parlamentarischen Monarchie mehr als die Hälfte der Anwesenden darauf verzichtet hatte, die Zeitung zu lesen, während die Diskussionen liefen.
    Jetzt war es ausgestanden. Sir Bryont hatte sich lächelnd als einer der letzten verabschiedet und saß jetzt bequem zurückgelehnt auf dem gutgepolsterten Ledersessel hinter dem Lenkrad seines Wagens und genoß die atemberaubende Stille, die ihn einhüllte. Nicht einmal das Ticken der Borduhr war zu hören, weil dieser Wagen schon zu jener modernsten Generation gehörte, in denen lautlose Quarzuhren

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