1740 - Gefangene des Theans
hatte bereits die höchste Position an Bord erreicht. Höher konnte sie nicht mehr steigen. Insofern hätte sie über seine Bemerkung lachen oder doch zumindest lächeln können. Doch es sah derzeit nicht so aus, als verfüge sie über Humor.
„Die Hamiller-Tube befindet sich in einem Zustand, der mir nicht gefällt", fuhr sie fort. „Ich kann nicht ausschließen, daß sie ihre Macht irgendwann mißbraucht. Wer weiß, was der Tube in ihrem Zustand alles einfällt."
Die Sorge der Stellvertretenden Kommandantin war berechtigt. Es hatte bereits einige Vorfälle gegeben, die Hamillers Verdrehtheit und Starrsinn bewiesen. So hatte die Tube in verschiedenen Bereichen der BASIS Temperatur, Schwerkraft und Luftzusammensetzung geringfügig geändert. Darauf angesprochen, hatte sie erklärt, daß dies zum Wohle der Mannschaft geschehen sei. Danach hatte es viel geduldigen Zuredens und ermüdender Argumentation bedurft, um den Status quo wiederherzustellen.
Doch lange war es dabei nicht geblieben. Hamiller hatte Hangars, Labors und Vorratskammern abgesperrt, und er hatte sich gelegentlich gegen die Befehle der Führungskräfte der BASIS gestellt. Das alles waren Verhaltensweisen, die nach einer Reaktion der Schiffsführung verlangten.
Man konnte keinen Kommandanten hinnehmen, der anscheinend aus purem Spaß am Widerspruch heraus Schwierigkeiten machte.
„Was erwartest du von mir?" fragte Alaska.
„Ich möchte, daß du mit Hamiller redest", antwortete sie. „Zu euch Aktivatorträgern hat die Tube ein besonderes Verhältnis. Sie erkennt eure Integrität an. Wenn sich jemand mit ihr verständigen kann, dann bist du es."
Es gab keinen vernünftigen Grund für Alaska Saedelaere, ihr seine Hilfe zu versagen.
„Du möchtest also, daß Hamiller mir eine Begründung gibt für sein Verhalten?"
„Allerdings!"
Plötzlich kamen einige Dinge, die auf dem Tisch lagen, ins Rutschen. Ein Becher, eine Schale, einige Zettel und ein Schreibstift glitten vom Tisch herunter und fielen auf den Boden. Alaska Saedelaere hielt sich am Tisch fest. Er hatte das Gefühl, daß sich der Boden seiner Kabine geneigt hatte.
„Was ist los?" rief die Stellvertretende Kommandantin ins Interkom.
„Was soll los sein?" entgegnete Shaughn Keefe, der ferrolgeborene Terraner, der sich in der Hauptleitzentrale der BASIS aufhielt.
„Wieso hat sich der Schwerkraft-Vektor verändert?" faßte sie nach.
„Und zwar so, daß wir’s merken."
Er blickte sie erstaunt vom Monitor herab an.
„Hat er das?"
„Schon gut." Sie schaltete ab.
Sie machte einen schnellen Schritt zur Seite, so daß sie an der Wand stand und sich mit dem Rücken anlehnen konnte. Alaska Saedelaere stand auf und gesellte sich zu ihr.
„Hamiller!" sagte er.
„Richtig", stimmte sie zu. „Er hat die Schwereverhältnisse geändert.
Nur für diesen Raum. Er hat uns also zugehört."
„Es wird Zeit, daß ich mit ihm rede!"
Sie verließen die Kabine. Auf dem Gang vor der Kabine herrschten die gewohnten Verhältnisse. Der Boden bildete wieder eine Ebene, auf der sie sich sicher und mühelos bewegen konnten.
„Ist das nun Schabernack, oder hat diese Geschichte einen ernsten Hintergrund?" fragte Alaska.
Sie blieb stehen und blickte ihn nur stumm an.
„Du hast recht", sagte er. „Das darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen, auch wenn der Zwischenfall harmlos aussah. Er war es nicht."
„Ich will es mal drastisch formulieren", versetzte sie. „Wenn der Kommandant eines Raumschiffes wie die BASIS verrückt spielt, dann ist das allemal eine ernste Sache."
Sie hatte ihren Satz kaum beendet, als plötzlich die Alarmpfeifen durch das Schiff heulten.
Hamiller gab Alarm!
2.
Die - Gefangenen des Darimus Thean waren in einem Hangar der PAATROS zusammengepfercht. Mehr als dreihundert Männer und Frauen mußten sich auf engstem Raum aufhalten. Sie hatten nicht nur ihre Waffen abgegeben, sondern auch ihre SERUNS und trugen nur noch leichte Kleidung.
Perry Rhodan blickte auf sein Chronometer. Es zeigte den 18. Januar 1218 NGZ an. Seit über zwanzig Stunden waren sie nun im Einsatz. Die letzten fünf Stunden davon hatten sie in der Gefangenschaft des Darimus Thean verbracht. Seit fünf Stunden waren die Schotte zum Hangar geschlossen, und nicht ein einziges Mal hatte sich jemand von der Besatzung der PAATROS gemeldet.
„Es wird Zeit, daß etwas geschieht", sagte der Feuerleitoffizier Quian Ming. Der Terraner war ein schlanker, drahtiger Mann, den so leicht nichts aus
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