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1756 - Das Grauen hieß Elvira

1756 - Das Grauen hieß Elvira

Titel: 1756 - Das Grauen hieß Elvira Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Stelle, wo Linda Boyle in den Baum gefallen war. Die Frau sagte nichts. Dann bekam sie große Augen und fing an zu schreien, als wäre sie es gewesen, der man ein Messer in den Leib gerammt hatte...
    ***
    Ich wusste, wohin ich laufen musste. Am liebsten wäre ich gerannt, das war nicht möglich, weil es zu viele Menschen auf dieser Etage gab.
    Sie standen mir im Weg. Ich konnte sie auch nicht einfach zur Seite räumen, musste aber irgendwie an ihnen vorbei, um endlich mein Ziel zu erreichen.
    Was da genau passiert war, sah ich nicht, aber ich hörte eine weitere Frau schreien.
    »Einen Arzt, wir brauchen einen Arzt! Die Frau ist schwer verletzt!«
    »Oder auch tot!«, rief ein Mann.
    Ich dachte an mein Kreuz, das mich gewarnt hatte. Das war also kein Zufall gewesen, denn ich ging nun davon aus, dass dieses Geschrei damit zu tun hatte.
    Zweimal rief ich das Wort Polizei, dann war ich so weit gekommen, dass ich einen ersten Überblick hatte.
    Es gab eine verletzte Frau. Sie war in den Baum gefallen und lag dort. Die Zweige schienen sie festzuhalten. Ich musste mich schon sehr tief bücken, um sie aus der Nähe betrachten zu können.
    War sie tot?
    Ich hatte im Laufe der Zeit meine Erfahrungen sammeln können. Wenn sie nicht tot war, stand sie zumindest dicht davor. Ich glaubte nicht, dass man sie noch retten konnte. Und als ich mich noch näher an sie heran schob, da sah ich das Blut auf dem Boden, das aus einer tiefen Körperwunde quoll.
    Noch bewegte sie ihre Lippen, und diese letzte Chance wollte ich nutzen.
    »Wer hat das getan?«
    Die Sterbende hatte mich gehört. Ich sah, dass sie nach einer Antwort suchte. Aber es kostete sie ungeheure Kraft. Schließlich ging ein Zucken durch ihre Gestalt. »Die – sie – Frau – sie hat ein Messer – der Engel hat ein Messer...«
    »Wie heiß der Engel?«
    »El...« Nein, es war nichts mehr mit einer klaren Antwort. Ich spürte plötzlich die Hand auf meiner Schulter, dann zerrte mich jemand zurück.
    »Machen Sie Platz. Ich bin Arzt.«
    »Ja, das können Sie sein. Aber Sie werden sie nicht mehr retten können.«
    Ich kam wieder auf die Beine und wich ihm zur Seite aus. Frauen und Männer standen in einem Halbkreis vor mir. Keiner sagte etwas. Es herrschte eine schon beklemmende Stille, die dann von der Stimme des Arztes unterbrochen wurde.
    »Es tut mir leid, aber ich habe die Frau nicht mehr retten können. Die Verletzung war zu schwer.« Der Arzt zuckte mit den Schultern.
    Auch mir tat es leid, obwohl ich die Frau nicht gekannt hatte. Ich war auch nicht hier am Ort des Geschehens gewesen, die anderen Zuschauer wohl. Vielleicht nicht alle, aber es gab sicher welche, die alles genau beobachtet hatten.
    Ich wies mich aus, sprach auch recht laut dabei und wollte dann wissen, wer Zeuge dieses Mordes gewesen war.
    Keiner meldete sich.
    Das wollte mir nicht in den Kopf. Vielleicht war die Frage nicht die richtige. Ich gab nicht auf.
    »Aber Sie kennen die Tote doch.«
    »Ja, schon!«, rief einer. »Aber den Mörder kennen wir nicht.«
    »Sie ist eine Angestellte. Eine Kollegin.« Eine Frau mit Silberhaaren hatte die Antwort gegeben.
    »Wissen Sie den Namen?«
    »Ja. Sie heißt Linda Boyle. Hier im Haus arbeitet sie als Abteilungsleiterin.«
    »Das ist doch schon etwas. Und hat jemand gesehen, was Mrs Boyle kurz vor ihrem Tod getan hat?«
    Ich erhielt zunächst keine Antwort. Die Leute, die meine Frage gehört hatten, überlegten noch. Einige sprachen leise miteinander. Sie stimmten sich ab und wählten dabei die Frau mit den hellen Haaren als Sprecherin.
    Sie machte einen Schritt auf mich zu. Vom Alter her hatte sie die Mitte des Lebens überschritten, aber noch immer ein jugendliches Aussehen, denn Falten gab es kaum in ihrem Gesicht.
    »Die Tote ist während der letzten Sekunden ihres Lebens nicht allein gewesen, da war noch jemand bei ihr.«
    »Gut. Und wer?«
    »Wir kennen die Person nicht, aber sie ist keine Kundin gewesen. Sie muss hier arbeiten.«
    »Als was?«
    »Sie war der Engel.«
    Die letzte Antwort hatte mich schon irritiert. Dass die Täterin ein Engel war, konnte ich mir kaum vorstellen. Ich hatte hier niemanden gesehen, der das Aussehen eines Engels mit blonden Haaren und einem langen weißen Kleid gehabt hätte. So kannte ich sie. Die liefen auch in anderen Geschäften oder auf den Straßen herum.
    »Glauben Sie mir nicht, Sir?«
    »Es fällt mir schwer.«
    »Ja, das war schon ein komischer Engel, aber mit ihm hat die Frau gesprochen. Ob sie eine Kundin war

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