1758 - Der Maschinenmensch
Maschinensinn unter die Lupe. Aber da bewegte sich nichts, sie besaßen keine Funktion.
Bauklötze? Oder was macht man mit so was?
Die Würfel paßten überhaupt nicht zum kantenlosen Stil der Schiffe. Sie wirkten wie achtlos hingestreute Fremdkörper.
Er hob einen davon auf und betrachtete ihn von allen Seiten.
„Laß die Dinger liegen, Teaser", empfahl der Tomopat. „Wir suchen nach größerem Zeug, einem Computer oder so."
„Wie du meinst."
Etwas am Würfel weckte seinen instinktiven Argwohn. Als ob sie gefährlich sind. Aber gerade dann war's besser, wenn er sie nicht so lange in der Hand hielt.
Über die meisten Räumlichkeiten hatte sich ein schlingpflanzenähnlicher, dichter Bewuchs ausgebreitet. Trotz der Temperatur ... Teaser wußte genau, daß ein Mensch ohne Schutzanzug sofort gestorben wäre. Die Pflanzen aber fanden optimale Lebensbedingungen vor.
Wenn sich Teaser konzentrierte, dann spürte er in der Decke kleine Düsen, die für Zirkulation sorgten.
Das Schiff funktionierte wie ein Lebenskreislauf. Irgendwo mußte es eine Maschine geben, die Nährstoffe in die Flüssigkeit speiste, sonst hätte das mit den Schlingpflanzen nicht funktioniert.
Viele Geräte waren auf Bereitschaft geschaltet. Einige funktionierten nicht mehr, die meisten aber schon. Im Zug ihrer Nachforschungen stießen sie auf ein laufendes Kraftwerk, natürlich ohne Bedienungsmannschaft, davor ein paar Apparaturen von völlig fremdartiger Funktion.
Eine davon produzierte in rascher Folge schwammartige, poröse Brocken, die sich binnen zehn Sekunden in der Flüssigkeit auflösten.
„Vielleicht so was wie ein Nahrungsspender", glaubte Gyrengo. „Oder die Schlingpflanzen werden damit gefüttert."
„So was hab' ich auch schon gedacht."
Von den Fischquallen selbst gab es keine Spur. Gyrengo hatte recht, im Schiff lebten keine mehr.
Der Tomopat und der Maschinenmensch näherten sich auf verschlungenen Wegen dem Mittelpunkt des Sterns. Von dort spürte Teaser die meisten laufenden Maschinen.
Unvermittelt tat sich vor ihnen ein beeindruckend großer Raum auf. Vom einen Ende zum anderen waren es fünfzig Meter. Eine Fülle von Bedienungselementen und unbekannten Einrichtungsgegenständen bedeckte die Wände. Würfel lagen hier genauso herum wie anderswo, nur nicht ganz so viele.
Teaser spürte eine undefinierbare Scheu, den Raum zu betreten. Die meisten Impulse, die er spüren konnte, kamen von dort. Aber irgendwie machten sie einen gedämpften Eindruck.
„Das ist die Zentrale", stellte Gyrengo fest. Seine Stimme klang nur so ruhig, weil er sich mit Raumschiffen auskannte. „Scheint alles vollständig erhalten. Hier setzen wir an."
Gyrengo schwamm über die unsichtbare Schwelle, der Maschinenmensch direkt hinterher, weil er Angst hatte, allein außerhalb zurückzubleiben.
Im selben Moment wurde Teaser übel. Die Wand, sie hatte alles abgeschirmt - und jetzt brachen die Impulse über ihn herein. In seinem Schädel entstand plötzlich ein unüberschaubares Wirrwarr.
„Kleiner? Kleiner! He!"
Er versuchte, sich den Helm vom Kopf zu reißen, konnte aber den Verschluß nicht finden.
„Kleiner, laß das bleiben!"
Er spürte einen heftigen Schlag auf den Fingern. Gyrengo hatte ihn getreten!
Unwillkürlich ließ er die Arme hängen; Teaser kapselte sich mit aller Macht gegen das Gefühl ab, das ihn zu überwältigen drohte. Dummer Maschinenmensch. Nicht mal fähig, die paar Kschuschii-Apparate zu ertragen. Er hatte einen schlimmen Geschmack auf der Zunge. Einbildung?
Unverständliche Maschinenimpulse, beißend scharf, stürmten von allen Seiten auf ihn ein. Die Fischquallen hatten so viele völlig merkwürdige Maschinen gebaut, daß er mit den „falschen" Impulsen nicht fertig wurde.
„Teaser! Teaser Kroom! Hörst du mich nicht?"
Gyrengos Stimme holte ihn in die Wirklichkeit zurück. Er schwebte in dieser Flüssigkeit, im Sternenschiff, und er hörte wirklich besser damit auf, seinen Raumanzug öffnen zu wollen.
Teaser zwang sich zur Ruhe.
Der Reihe nach schloß er die Strahlungsquellen der Maschinen aus seinem Bewußtsein aus.
Das war gar nicht so leicht. Aber vielleicht mußte er so was irgendwann lernen, wenn er mit dem Hamamesch-Band um seinen Schädel weiterleben wollte.
Gyrengo schaute ihn lange prüfend an.
„Bist du wieder okay, Kleiner?"
„Ja, ja ... Klar."
„Ganz sicher?"
„Du brauchst dir keine Sorgen zu machen."
„Ich könnte dich auch in die Jet zurückbringen und allein
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