1759 - Engelslicht
nachdenken. Wer ist unsterblich? Kannst du mir das sagen? Hast du darüber schon nachgedacht?«
»Nein.«
»Aber du solltest es wissen, mein Freund. Wir sind unsterblich und wir werden euch holen. Ihr kommt mit ins Licht. In unser Licht, in das Engelslicht...«
Und da wussten die Männer Bescheid. Ja, jetzt war es ihnen wie Schuppen von den Augen gefallen.
»Engel«, stotterte Craig Nelson. »Du – ihr – seid Engel. Richtige Engel?«
»Ja, das sind wir.«
»Und das Licht ist euer Licht?«
»So ist es.«
Craig wusste nicht mehr, was er noch sagen sollte. Bisher hatte er noch keine Zeit gehabt, über sich selbst nachzudenken, das aber kam mit fortschreitender Zeit. Ihm wurde klar, dass sie etwas gesehen hatten, das sie vielleicht gar nicht hätten sehen sollen. Dass die andere Seite dafür sorgen würde, dass sie es nicht mehr weitersagen konnten.
War das Erscheinen der Engel zugleich ein Urteil über sie?
Und sie kamen näher. Hinter ihnen zuckte die Flamme noch in die Höhe. Die vier Seiten der goldenen U’s schienen noch stärker zu glühen. Ein fast brennendes Gold, das jedoch keine Hitze abstrahlte.
»Ihr werdet mitkommen.«
Es war eigentlich keine Überraschung, so etwas zu hören. Darauf hätten sich die beiden Männer auch einrichten können, aber keiner von ihnen wollte es. Da gab es keine Neugierde, sondern nur die Furcht vor dem Neuen.
»Nein!«, rief Toby Hopper. »Das will ich nicht. Ihr seid für mich nicht da. Ihr seid Geister und könnt uns Menschen nicht einfach so stehlen, wenn wir nicht wollen.«
Darum kümmerten sich die beiden Gestalten nicht. Sie verschmolzen nicht zu einer und blieben zwei, damit sie jeweils auf einen der beiden Männer zugehen konnten.
Toby Hopper wollte sich umdrehen. Einfach wegrennen. Es war ihm egal, wohin er rannte. Am liebsten auf das Festland zu, das rund drei Kilometer entfernt lag, aber durch diesen natürlichen Damm zu erreichen war.
Hopper warf sich herum. Er dachte, er würde es tun, aber seine Bewegungen waren eingeschränkt. Er schaffte die Drehung nicht, denn plötzlich war die andere Gestalt da, die ihn packte und mit ihm machte, was sie wollte.
Hopper wurde nach hinten geschleudert. So wuchtig, dass er Angst davor hatte, auf dem Boden zu landen, aber da war eine andere Macht oder Kraft, die ihn festhielt und auch nicht mehr losließ.
Die andere Macht schleuderte ihn herum. Beinahe wäre er noch ausgerutscht, aber man fing ihn wieder ab. Ob es Hände oder Klauen waren, konnte er nicht sagen, denn jetzt sah er nur das Licht vor sich, das die beiden Buchstaben noch wertvoller aussehen ließ.
Es war der große Glanz, in den er hineingeschoben wurde. Es passierte nicht nur mit ihm, sondern auch mit Craig Nelson. Es war zudem unersättlich. Es schluckte zwei Körper, machte sie unsichtbar, als hätte es sie nie gegeben.
Ebenso wie die beiden U’s, über die das Licht zuerst eine Glocke warf und dann mit beiden verschwand, ohne Zeugen zu hinterlassen...
***
Bei der Flugsicherung der Küstenwache wurde man natürlich aufmerksam, weil die beiden Piloten von ihrem Routineflug nicht zurückkehrten und sich auch über Funk nicht mehr meldeten.
Noch in der Nacht schickte man einen Suchhubschrauber los. Der ungefähre Kurs, den die beiden Piloten nehmen wollten, stand fest, und so brauchte die Crew auch nicht lange zu suchen, bis sie die Halbinsel gefunden hatte.
Ein lichtstarker Suchscheinwerfer glitt über die kleine Insel hinweg, und schon beim ersten Anflug sahen die Männer, dass die Maschine ihrer Kollegen auf der Insel stand.
Besser konnte es nicht laufen. Allerdings wunderte man sich, dass sie nicht durch ein heftiges Winken begrüßt wurden. Schließlich waren sie nicht zu übersehen.
Aber es hätte auch sein können, dass sich die Piloten auf den Weg über den Damm gemacht hatten, um das Festland zu erreichen. So richtig wollte daran keiner glauben. Wenn eben möglich ließen die Piloten ihre Maschinen nicht zurück. Zumindest hätten sie eine Meldung abgeben können. Das war nicht geschehen.
Einige Male durchsuchten die Männer die Halbinsel, ohne eine Spur ihrer Kollegen zu finden. Sie beschlossen allerdings, bei Tageslicht noch mal zurückzukehren. Und so ließen sie erst mal alles beim Alten, wenn auch mit einem unguten Gefühl im Bauch...
***
Dass in dieser Kirche nicht alles so war, wie man es von einem Gotteshaus hätte erwarten können, das spürte ich bereits beim Eintreten. Dabei war alles recht harmlos, man griff mich
Weitere Kostenlose Bücher