1766 - Zurück aus der Zombie-Hölle
wahr und ging auf ihn zu.
Was mir bevorstand, war kein Kinderspiel, das war mir schon klar. Dass dieser Typ hier auftauchte, war schon eine Überraschung für mich.
Wenn man ihn so betrachtete, konnte man von einem echten Gegner sprechen. Er hatte die Figur eines Wrestlers, hinzu kamen die langen schwarzen Haare, und ich wusste, dass er einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hatte.
Ich ging näher an den Mann heran. Es war eine gute Gelegenheit, mit ihm Kontakt aufzunehmen. Dabei schaute ich noch mal kurz zum Auto hin und sah Suko hinter der Scheibe. Er sah so aus, als würde er mich beobachten.
Torres sprach noch immer. Und er hatte seine Haltung nicht verändert. Da er mir den Rücken zudrehte, sah er nicht, wer sich ihm näherte, was mir sehr entgegen kam.
Je näher ich ihm kam, umso mehr steigerte sich meine Anspannung. Bekleidet war Torres mit einem hellen Hemd. Dazu trug er eine dunkle Hose, und jetzt hörte ich auch zum ersten Mal seine Stimme.
Er sprach zwar in das Handy, aber bei ihm hörte es sich an, als würde er bellen.
Ich blieb stehen und wartete ab. Ich sah, dass die Tür des Rovers geöffnet wurde und Suko erschien. Er winkte mir irgendwie fragend zu, und ich winkte ab, denn ich wollte Torres nicht aufmerksam machen.
Torres nahm sein Handy vom Ohr. Das war die Gelegenheit, ihn anzusprechen.
»Mister Torres?«
Er tat eine Weile nichts. Dann sank seine Hand mit dem Handy langsam nach unten. Dabei drehte er sich um, und auch das geschah in einem Zeitlupentempo.
Er ließ das Telefon verschwinden und konnte sich um etwas anderes kümmern. Um mich.
Wir standen uns gegenüber. Wir schauten uns an. Der eine Blick bohrte sich in den anderen, und ich blickte aus recht kurzer Entfernung in die schwarzen Pupillen, die so dunkel waren, dass sie mir schon unnatürlich erschienen.
»Wer bist du?«
»Ich würde gern mit Ihnen sprechen.«
»Wer bist du?«
Zum zweiten Mal hatte er die Frage gestellt und den Ton dabei verschärft.
Ich tat ihm den Gefallen und gab ihm eine Antwort, wobei ich gespannt war, ob er meinen Namen kannte oder nicht.
»Ich heiße John Sinclair.«
»Aha. Und weiter? Was willst du von mir?«
»Etwas klarstellen.«
Er betrachtete mich vom Kopf bis zu den Füßen. Einige Sekunden lang dauerte dieses Starren an, dann winkte er ab.
»Verschwinde, ich will nichts von dir. Ich mag keine Typen wie dich.«
»Wir sollten trotzdem miteinander reden.«
»Ach? Penetrant auch noch? Über was willst du reden?«
»Ich komme von Ihrer Mutter. Ja, ich war in ihrem Laden in London. Es tut mir leid, wenn ich Ihnen etwas sagen muss, das Sie sehr treffen wird. Aber Ihre Mutter lebt nicht mehr.«
Ich hatte ihn schocken wollen, und das gelang mir auch. Er saugte scharf die Luft ein, schüttelte den Kopf und kam einen Schritt drohend auf mich zu.
»Was sagst du da?«
»Ihre Mutter ist tot.«
Er blieb noch ruhig. Aber das war die reine Täuschung. Innerlich schien er vor einer Explosion zu stehen. Ich rechnete damit, dass er mich überrennen würde wie eine Walze, aber das tat er nicht. Er ließ die Luft ab und flüsterte mir seine Fragen entgegen.
»Wie kam sie um? Wer hat sie getötet? Bist du das gewesen?«
»Schwachsinn. Sonst würde ich nicht hier stehen. Sie hat sich selbst getötet...«
»Die Kapsel?«
»Klar.«
Torres heulte auf. Ich wusste nicht, ob es ein Laut der Wut oder der Verzweiflung war, aber er sah in mir den Gegner und auch den Schuldigen.
Plötzlich vergaß er alles. Er verlor die Beherrschung. Er heulte mich an. Ich wusste, dass er mich für den Tod seiner Mutter verantwortlich machte, und ich stellte mich auf eine Auseinandersetzung ein. Gegen diesen Typen anzukommen würde nicht leicht sein, aber es gab keinen Ausweg.
Er warf sich auf mich. Trotz seiner Schwere war er recht flink und erinnerte mich an einen Sumo-Ringer. Ich wollte von ihm nicht begraben werden, ging zurück, wich aus, sah auch, dass Suko sich in Bewegung setzte, und tat dann etwas, mit dem der Torres-Drilling bestimmt nicht gerechnet hatte.
Ich holte mein Kreuz aus der Tasche. Die erste Attacke hatte mich verfehlt, doch Torres gab nicht auf. Mit einer leicht aussehenden Drehung wirbelte er herum, um mich wieder vor sich zu haben.
Das traf auch zu.
Aber er hatte zugleich das Kreuz vor sich, denn das streckte ich ihm entgegen.
Er konnte es nicht übersehen, und ich erlebte jetzt, dass er tatsächlich zur anderen Seite gehörte. Menschen, die sich dem Teufel verschrieben hatten, lebten oft sehr
Weitere Kostenlose Bücher