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1768 - Maschtaren sehen alles

Titel: 1768 - Maschtaren sehen alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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obwohl er aus heutiger Sicht besser daran getan hätte, Gedeon mit aller Strenge dazu anzuhalten, seine Rache zu nehmen.
    Gedeon war sieben, als er Logid unter vier Augen ein Geständnis machte.
    „Du erinnerst dich an das Versteck, das du mir einmal gezeigt hast, Logid?"
    „Deine Fragestellung ist beleidigend."
    „Entschuldige, Logid, ich wußte nicht, wie ich beginnen soll."
    „Was ist damit?"
    „Ich habe es in den vergangenen Jahren mehrfach aufgesucht."
    „Ich dachte, du seist inzwischen gestärkt genug, um dich zur Wehr setzen zu können."
    „Aber ich ging doch nicht in den Schacht, um mich zu verstecken", erwiderte Gedeon. „Ich habe ihn erforscht. Und weißt du, was ich gefunden habe? Einen Ausgang ins Freie. Es war das wunderbarste Erlebnis..."
    „Still!" herrschte Logid ihn entsetzt an. „Du versprichst mir auf der Stelle hoch und heilig, diesen Schacht zu vergessen und nie wieder einen solchen Ausflug zu unternehmen."
    Gedeon versprach es eingeschüchtert. Logid wußte nicht, ob sich sein Lieblingsschüler an das Versprechen hielt, aber zumindest war er klug genug, sich ihm diesbezüglich nicht mehr anzuvertrauen.
    Wenigstens diese Lektion schien er gelernt zu haben.
    Logid wollte gar nicht daran denken, was mit Gedeon geschehen wäre, wenn seine Übertretung herausgekommen wäre: Man hätte ihn zum Fassy degradiert. Vielleicht hätte Maschtar Kaiddan dies verhindert. Aber da sich der Maschtar in all den Jahren nie nach Gedeon erkundigt hatte, mußte Logid bezweifeln, daß er eine solche Hilfestellung geleistet hätte.
    Gedeon machte sich im Laufe der Jahre immer besser. Er lernte zu kämpfen und somit, auf Provokationen anderer die richtige Antwort zu geben. Gedeon hatte drei ernste Auseinandersetzungen mit leichten Blessuren überstanden und war aus diesen als Sieger hervorgegangen. Einmal hatte er sogar seinen Gegner in Notwehr töten müssen. Das verschaffte Gedeon Achtung, und er überstand diese Prüfungen ohne psychische Störungen.
    Gedeon schien das richtige Maß gefunden zu haben. Logid begann zu glauben, ihn auf den rechten Weg geleitet zu haben. Vor einem Jahr passierte die Sache mit Sheltor, aber auch dieser Vorfall schien zu beweisen, daß Gedeon reif und erwachsen geworden war.
    Sheltor war ein Mitschüler Gedeons und einer der acht Schützlinge Logids. Sheltor war Gedeon an Intelligenz und Einfallsreichtum weit unterlegen, dafür besaß er eine ungewöhnliche Portion an technischem Verständnis, das Gedeon abging. Zwischen den ungleichen Zöglingen entwickelte sich so etwas wie Freundschaft, was Logid gar nicht recht war.
    Doch eines Tages vor einem Jahr verschwand Sheltor spurlos. Offiziell wurde keine Notiz davon genommen, und als Logid Yenoch nach diesem Fall befragte, der über die geheimsten Vorgänge in der Schule Bescheid wußte, behauptete der Kukonde, nichts darüber zu wissen. Aber seine zur Schau gestellte Unwissenheit ließ vermuten, daß die Maschtaren selbst ihm Schweigen geboten hatten.
    Sheltors Verschwinden schien Gedeon zuzusetzen. Er schirmte sich tagelang ab und reagierte auf keinen der Versuche Logids, sich ihm zu nähern. Schließlich schien er die Abkapselung nicht länger mehr auszuhalten und suchte Logid auf.
    „Ich kenne Sheltors Geheimnis", gestand Gedeon. „Ich kann es nicht länger für mich behalten. Ich muß mich mitteilen. Sheltor hat sich mir anvertraut."
    „Was hat Sheltor angestellt?" erkundigte sich Logid. Er wollte Gedeon helfen, mit seinen düsteren Gedanken ins reine zu kommen.
    „Sheltor hat eine Möglichkeit gefunden, in geheime Daten über die Herkunft der Zöglinge Einblick zu nehmen", sprudelte es aus Gedeon hervor. „Er hat herausgefunden, wer seine Eltern sind und daß sie ihn im Alter von einem Jahr Maschtar Eggir als Pfand übergeben haben."
    Logid überlegte kurz und kam zu dem Schluß, daß sich Gedeon als unschuldiger Träger dieses Wissens nichts hatte zuschulden kommen lassen.
    „Du brauchst dich deshalb nicht schuldig zu fühlen, Gedeon", sagte er.
    Gedeon sah seinen Pooker nicht an, als er weitersprach: „Nein, deswegen nicht. Aber als Sheltor mir das erzählte, wurde ich selbst neugierig und machte es wie er. Ich weiß jetzt über meine Herkunft Bescheid. Ich bin..."
    „Kein Wort! Ich will es nicht wissen!"
    „Ist das denn so schändlich, daß du mich nun melden mußt?" fragte Gedeon kleinlaut. „Wirst du veranlassen müssen, daß ich zum Fassy werde?"
    „Schweig!" herrschte der Pooker seinen Lieblingsschüler an.

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