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1768 - Maschtaren sehen alles

Titel: 1768 - Maschtaren sehen alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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einer Generalsperre belegt war.
    Gedeon hatte sich Gessis' Methode gemerkt und wandte sie nun an, um sich mit Xaner in einem anderen Prüfungssaal die Langeweile zu vertreiben.
    Es kümmerte Gedeon nicht, ob das robotische Überwachungssystem etwas von seiner Nebenbeschäftigung merkte oder nicht. Es konnte ihm höchstens zugutehalten, daß er die Fragen so rasch beantwortete, daß er noch Zeit für kreatives Training fand.
    Aber irgendwie war Gedeon nicht bei der Sache. Er dachte schon weiter. Der Gedanke, daß Gessis der Meinung war, ihn, Gedeon, dazu angestiftet zu haben, an dem Wettstreit um die Position eines Maschtars mitzumachen, amüsierte ihn. Diese Chance hätte er sich nie entgehen lassen! Aber es hatte sich glücklich gefügt, daß Gessis sich bemüßigt fühlte, ihm die Teilnahme zu befehlen und so in einem unbegründeten Gefühl von Macht und Überlegenheit ihm gegenüber schwelgen konnte.
    Es war stets ein Vorteil, wenn man unterschätzt wurde, wußte Gedeon.
    Auch sein Pooker Logid unterschätzte ihn in sehr vielen Belangen. Doch das war wiederum eine andere Sache. Logid war ein wahrer Freund, der einzige.
    Er hatte in Logid über viele Jahre eine Art Vaterfigur gesehen, und er könnte heute noch als Vater für ihn gelten, hätte er nicht das Geheimnis seiner Herkunft gelüftet - und wäre da nicht die seltsame und so wunderbare Beziehung zu Maschtar Kaiddan gewesen. Nur darum, um in Kaiddans Dunstkreis sein zu können, hatte er sich Gessis als Perrel angebiedert.
    Um so betroffener war Gedeon von der Nachricht über Kaiddans Tod gewesen. Aber nach dem ersten Schock hatte die Vernunft in ihm gesiegt, und er hatte sich gesagt, daß Kaiddans Macht und Einfluß auch über dessen Tod hinaus gültig sein mußten.
    Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Gedeon fühlte sich zum Maschtar berufen. Er wußte, daß er die Anlagen dazu hatte, zu einem ganz Großen und Mächtigen, ja, zu einem der neun Mächtigsten in Hirdobaan zu werden.
    Kaiddans Tod gab ihm die Chance dazu. Um nichts in der Welt würde er sich diese entgehen lassen! Es konnte jedoch nur helfen, Gessis das Gefühl zu geben, ihn dazu genötigt zu haben.
    Abschließend wurden die Prüflinge dazu aufgefordert, die Struktur von Hirdobaan insgesamt und die internen Machtverhältnisse kurz und prägnant darzustellen. Obwohl Gedeon dazu viel zu sagen gehabt hätte, begnügte er sich mit einer Zusammenfassung ohne jegliche Tiefe. Er wußte, daß er diese Vorrunde sowieso spielend meistern würde, und fand es nicht der Mühe wert, seine eigene Meinung zu diesem Thema darzulegen. Das hob er sich für später auf, wenn es eng wurde und es hart auf hart ging.
    Die Zöglinge der Schule der Maschtaren wurden schon früh umfassend in Geschichte und Politologie unterrichtet. Sie erfuhren alles über die Entstehung des Oktanten-Systems, in dem eine strenge Trennung der Handelshäuser herrschte, über die scheinbare Macht der acht Handelsfürsten und deren wahre Rolle unter der Herrschaft der neun Maschtaren, ebenso über die oberste Herrschaft des Einzigen und Allmächtigen Gomasch Endredde. Vieles davon war Propaganda, aber das erkannte der Zögling erst mit der Zeit, wenn er sich eingehender in die Strukturen des Machtgefüges vertiefen konnte.
    Solche Erkenntnisse klammerte Gedeon aus seinem Aufsatz aus. Er ging auch gar nicht näher auf die Handelskarawanen ein, die alle paar Jahrzehnte oder Jahrhunderte in fremde, weit entfernte Galaxien geschickt wurden, um Vertreter technisch hochstehender Fremdvölker nach Hirdobaan zu locken und sie hier Gomasch Endredde zu opfern.
    Er tat dies nicht aus dem Grunde, weil er zuwenig über diese Materie wußte und sie weder überschauen und schon gar nicht durchschauen konnte. Ihm war das alles transparent. Er hob sich das Thema nur für später auf, um zum gegebenen Zeitpunkt seine Meinung dazu zu äußern.
    Gedeon hatte zu allem eine eigene Meinung.
     
    *
     
    Die Prüfung war abgeschlossen, die Auswertung angelaufen. In wenigen Augenblicken würde das Ergebnis verkündet werden. Gedeon wußte von Logid, wie das lief.
    Eine solche Ausscheidung war nicht nur als Prüfung des Wissens zu werten, sondern war mehr noch ein psychologischer Test. Wie reagierte der Zögling auf diese oder jene Frage? Wie verhielt er sich in Streßsituationen? Zeigte er Besonnenheit oder Unsicherheit, Furcht gar?
    Die banalen Fragen, auf die ohnehin jeder die Antwort wußte, dienten demnach nur dem Verhaltensstudium. Und selbst eine richtige

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