1769 - Wenn Tote wieder da sind...
bearbeitet hat.«
Tanner stöhnte auf. »Nein, nur das nicht. Nicht schon wieder. Hör auf, bitte.«
»Ist das denn so schwer?«
»Nein, das nicht, aber ich will keine Pferde scheu machen.«
»Machst du auch nicht.«
»Gut«, dehnte er, »weil du es bist.«
»Danke schon jetzt.«
»Keine Ursache.«
Als Tanner aufgelegt hatte, drehte ich mich mit meinem Stuhl um. Glenda stand noch an der Tür. Sie hatte das Gespräch über Lautsprecher mitbekommen. Jetzt schaute sie mich mit einem Blick an, als sei ich der Lehrling und sie die Chefin.
»Das mit den Nachforschungen hätten wir auch erledigen können.«
»Ich weiß.«
»Und warum haben wir es nicht getan?«
»Weil ich Tanner nicht übergehen wollte. Er ist manchmal empfindlich.«
»Stimmt auch wieder.«
Ich stand auf und nahm meine Tasse mit. In Glendas Büro schenkte ich mir die Tasse wieder voll und hoffte, den richtigen Hahn geöffnet zu haben, damit die Informationen fließen konnten. Zudem fragte ich mich, ob es bei dem einen Toten bleiben würde. Ich hatte das dumpfe Gefühl, dass wir noch einige Überraschungen erleben würden. Und die mussten nicht unbedingt positiv sein.
»Hast du dir schon mal Gedanken darüber gemacht, warum das passiert ist?«
Ich sah Glenda an. »Ja, das habe ich. Man wollte diesen Menschen nicht mehr als Leiche haben.«
»Man, hast du gesagt.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass man stimmt. Dahinter steckt doch eine bestimmte Person, nehme ich mal an. Oder?«
»An wen denkst du denn?«
»An deinen besonderen Freund. Den Teufel.«
Ich musste lachen, verstummte aber schnell, denn auch ich hatte schon darüber nachgedacht.
»Habe ich recht?«
»Ich streite es nicht ab.«
»Ihm kann man alles zutrauen«, sagte Glenda. »Der wird wieder ein Spiel in Gang gesetzt haben.«
»Möglich ist alles. Nur glaube ich nicht, dass er persönlich den Angriff gestartet hat. Der wird Helfer dafür haben.«
»Die in der Erde wohnen?«
»Wie auch immer.«
Wir redeten noch hin und her, bis uns wieder die Melodie des Telefons zum Verstummen brachte.
Ich hob ab und hatte Tanner in der Leitung. Die ersten Worte verstand ich nicht, weil er zu sehr nuschelte. Dann kam er schnell zur Sache.
»Wir haben Glück gehabt. Ich konnte den Mann auftreiben, der sich damals um den Fall gekümmert hat. Er hat sich auch recht gut daran erinnert.«
»Wunderbar. Und weiter?«
»Man hat den Mörder nicht gefasst. Gino Parazzi wurde tot zwischen Mülltonnen gefunden. Wie eine Ratte.«
»Und weiter?«
»Nichts weiter. Die Kollegen haben sich vielleicht auch nicht besonders engagiert, um den Mörder zu finden. Sie waren sogar froh, dass es einen weniger gab. Parazzi war einer, den man nicht in seinem Revier haben wollte.«
»Und wo wurde er beerdigt?«
»Anonym verbrannt, denke ich. Es gibt doch auf jedem Friedhof eine Ecke für anonyme Gräber.«
»Kannst du herausfinden, wo seine Asche begraben wurde?«
Tanner jaulte auf wie ein Hund. Aber das war er nicht, denn er bellte auch seinen Kommentar nicht, sondern sprach mit normaler Stimme. »Ich hatte mir schon so etwas gedacht.« Er nannte mir den Namen des Friedhofs, und dann wollte ich noch wissen, wo sich Parazzi zu Lebzeiten herumgetrieben hatte.
»Meine Güte, du stellst Fragen. Aber ich habe damit gerechnet. Er hatte ein Stammlokal. Kann sein, dass er dort auch gedealt hat. Jedenfalls habe ich den Namen.«
»Super. Und wie heißt die Bude?«
»Mandys Inn.«
»Danke.«
»Dann gebe ich dir auch noch die Anschrift. Ich hin heute großzügig.«
Ich notierte sie und hörte mir dann an, dass Tanner Feierabend machen wollte. Ich gönnte es ihm, denn jetzt ging für mich die Spurensuche los. Ich musste versuchen, herauszufinden, mit wem sich Parazzi in seiner Freizeit getroffen hatte. Er war noch nicht sehr lange tot. Man musste sich an ihn erinnern.
Glenda baute sich vor mir auf. »Und? Bist du zufrieden?«
»Ja. Ich denke, dass es weitergeht.«
»Und wo?«
»In einem Pub. Mandys Inn.«
»Kenne ich nicht.«
»Aber du könntest nachschauen, was es über das Lokal gibt.«
»Ja, ich bringe das mal auf den Weg.«
Die Tasse hatte ich leer und dachte daran, dass ich mich auf dem richtigen Weg befand. Ob es ein guter oder schlechter war, das würde sich noch zeigen. Jedenfalls wollte ich dem Pub einen Besuch abstatten.
Glenda hockte noch vor dem Bildschirm, als ich neben ihr stehen blieb.
»Na, hast du was gefunden?«
»Nein, noch nicht. Aber warte mal.«
Den Gefallen tat
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