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1770 - Endreddes Gesetz

Titel: 1770 - Endreddes Gesetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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und wurde eines Besseren belehrt. Der Gleiter schüttelte sich plötzlich mit solcher Heftigkeit, daß ich beinahe von meinem provisorischen Sitz gestürzt wäre. Es gab keine Haltestreben auf der Plattform, keinen Sicherheitsrand und erst recht keine Gurte.
    Ich versuchte, die Vibrationen durch die syntronische Steuerung so schnell wie möglich auszugleichen. Einen Autopiloten, der viel schneller als ein Mensch reagieren konnte, den besaß ich nicht. Kein Wunder, daß sich die Plattform bald zur linken, bald zur rechten Seite neigte.
    Ein rascher Blick zeigte mir, daß es nirgendwo einen Platz zur Landung gab.
    Nerven behalten, Arkonide! Es wird nur wenige Minuten dauern.
    Das Wasser war aufgewühlt wie von den unterseeisch treibenden Kräften einer Springflut.
    Trotzdem hatte ich keine andere Wahl, als mich der Oberfläche zu nähern. Hier oben, in mehr als tausend Metern Höhe, hatte ich nicht die geringste Chance.
    Die Alternative hieß Notwassern. Wenn ich Glück hatte, legte sich die Plattform flach auf den Ozean und schwamm eine Weile. Notfalls würde der Antigrav dafür sorgen, daß sie nicht unterging.
    Das Aggregat war ja nicht ausgefallen, sondern es funktionierte lediglich stark unregelmäßig.
    Ich zwang die Plattform in einen Abwärtsschwung, der beinahe einem Absturz gleichkam.
    Weg von der Oberfläche! schrie mein Extrasinn.
    Ich ignorierte die Stimme.
    Weg da, du Narr! Je näher du der Oberfläche kommst, desto mehr näherst du dich den Maschinen, die das Beben auslösen! Sie sind es auch, die alle Funktionen des Antigravs stören!
    Selbst wenn, nun war's zu spät...
    Das Rütteln warf mich immer wieder halb vom Sitz. Ich bekam die Plattform nicht mehr hoch.
    Und als ich mich der Wasseroberfläche bis auf hundert Meter genähert hatte, erwies sich nicht der Antigrav als schwächstes Glied der Kette; nein, ausgerechnet der Syntron gab mit einem trockenen, platzenden Knall seinen Geist auf.
    Das Ding explodierte in meinen Händen.
    Zuerst begriff ich nicht, was da passiert war. Für Sekunden setzte mein bewußtes Denken aus.
    Erst als ich auf zerfetzte, heftig blutende Hände starrte, als mir in einem schrecklichen Moment klar wurde, daß ich keinen einzigen heilen Finger mehr besaß, da wurde mir das ganze Ausmaß der Katastrophe klar.
    Ich war praktisch tot.
    Die Plattform kippte wie in Zeitlupe zur Seite. Mit irrwitziger Geschwindigkeit raste ich auf die Wasseroberfläche zu; der steuerlose Antigrav reagierte unberechenbar.
    Spring, Arkonide!
    Ich hatte nicht die geringste Ahnung, was die Stimme in meinem Kopf wollte. Wenn es vorbei ist, ist es vorbei.
    Spring!
    Nicht mal Schmerzen empfand ich.
    Kurz bevor die Plattform endgültig kippte, reagierte ich instinktiv: Ich kam auf die Beine, klammerte mich trotz der zerfetzten Hände irgendwie am Notsitz fest, sah die Wasseroberfläche näherschießen.
    Hundert Stundenkilometer. Minimal.
    Zwanzig Meter vorher kippte die Plattform endgültig. Ich wurde vom bockenden Antriebsblock weit in die Luft geschleudert, sah für den Bruchteil einer Sekunde eine feste Wand aus Kobaltblau nahen.
    Wie eine menschliche Bombe.
    Ich stürzte mit vernichtender Wucht ins Wasser. Mein Rückgrat wurde auseinandergerissen, die Glieder wurden innerhalb einer nicht mehr wahrnehmbaren Zeitspanne in unmögliche Winkel gestaucht. Wie tief ich in den Ozean von Pattrido tauchte, konnte ich nicht sagen. Nur die Instinkte funktionierten noch.
    Nach oben, Kristallprinz! gellte eine Stimme.
    Ich wollte die Augen öffnen, schaffte es zuerst nicht, erblickte dann nur einen schrecklichen Wirbel aus Blasen und irgendwelchen Fetzen.
    Meine Lungen platzten gleich.
    Sehr wenig Zeit.
    Die Stimme verlor an Lautstärke, ich konnte sie fast nicht mehr hören.
    Meine Arme bewegten sich von allein. Sie wußten ganz genau, wo oben war. In den Händen hatte ich kein Gefühl mehr, von den Beinen funktionierten nur noch das rechte, und ich war nahe daran, aus Sauerstoffmangel das Bewußtsein zu verlieren.
    Aber es passierte nicht. Nach einer subjektiv empfundenen Ewigkeit brach ich durch die Wasseroberfläche.
    Grausame Schmerzen, in jeder Körperfaser ... Mir wurde klar, daß es gnädiger gewesen wäre, nach dem Sturz in tiefster Ohnmacht zu ertrinken. Gar nicht mehr aufwachen, zu Fischfutter werden.
    Falls es im Ozean von Pattrido Fische gibt, Arkonide...
    Das Planetenbeben legte sich binnen weniger Sekunden. Ich trieb wie ein langsam sich vollsaugender Schwamm auf den Wellen. Zu Schwimmbewegungen war

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