1776 - Endreddes Unterwelt
aufzurichten, wahrscheinlich, um die Arbeit wieder aufzunehmen, die ihn derartig erschöpft hatte.
Arlo Rutan hielt ihn auf dem Boden fest, und der Mann begann zu strampeln.
„Gleich kannst du weitermachen", sagte Reginald Bull und räusperte sich; seine Miene war finster, aber das galt nur der Umgebung und den Bedingungen von Zimbag, nicht dem Terraner, der verblüfft zwinkerte, als er erkannte, wer sich mit ihm befaßte. „Aber erst einmal wirst du uns erzählen, was hier los ist. Weißt du, wo Homer G. Adams sich aufhält?"
Der Mann machte eine schwache Geste und deutete dabei auf den hinteren Bereich der Halle.
„Irgendwo dort", sagte er halblaut; seine Stimme kräftigte sich mit jedem Satz, das Stimulans begann zu wirken. Aus den Augenwinkeln heraus konnte Kentok Mirkom erkennen, daß Sedge Midmays eine weitere Injektion vorbereitete. „Wo genau, weiß ich nicht."
Der Mann begann zu zittern, biß sich auf die Lippen.
„Ich muß weitermachen", stieß er hervor. „Wir müssen die Aufgabe lösen, oder wir werden sterben!"
Reginald Bull deutete auf die Ausläufer des Vario-Metalls.
„Kannst du uns sagen, was das ist?" fragte er leise; seine Stimme klang sanft. „Wozu dieses Metall gut ist, was es für eine Funktion hat?"
Der Mann schüttelte den Kopf.
„Die Hölle", murmelte er. „Dort hinten ist die Hölle. Geht nicht dorthin, unter gar keinen Umständen. Erfüllt eure Pflicht hier, hier gibt es mehr als genug zu tun."
„Er kann uns nichts verraten", konstatierte Atlan und wandte den Kopf, um Dao-Lin-H'ay anzusehen. Die Kartanin mit ihren schwachen telepathischen Fähigkeiten nickte und bestätigte damit Atlans These. „Er weiß nichts, was für uns von Nutzen wäre."
Sedge Midmays setzte die Injektionspistole an die Wange des Terraners und drückte ab; wenige Augenblicke später sank der Mann zusammen.
„Was hast du getan?" fragte Lena Shawn entsetzt. „Er kam gerade wieder zu sich!"
„Ein Beruhigungsmittel", informierte Midmays sie. „Er wird jetzt einige kostbare Stunden in Ruhe schlafen und seine Kräfte regenerieren können. Ob es viel nützen wird - ich weiß es nicht." Seine Miene war hart. „Hier kann man auch als Arzt nicht viel ausrichten."
Arlo Rutan richtete sich auf und blickte Atlan an. Die Miene des Arkoniden war undurchdringlich.
„Wie geht es weiter?"
„Wir setzen die Suche nach Adams und seinen Leuten fort", entschied Atlan mit fester Stimme.
„Nur so kommen wir weiter."
„Und dieser Mann, soll der einfach hier liegenbleiben?" wollte Lena Shawn wissen.
„Schlafen ist das einzige, was er jetzt für sich tun kann", entgegnete Atlan ruhig. „Und Schlaf haben wir ihm verschafft. Vorwärts, Leute!"
Arlo Rutan marschierte wieder voran.
Kentok Mirkom hielt den Kontakt zu dem Ertruser; die beiden bildeten die Vorhut.
Die Halle verengte sich an ihrem hinteren Ende und wurde durch ein stählernes Tor beendet, von dem ein Flügel offenstand.
Der Ertruser trat als erster durch die Öffnung und ließ wieder den Strahl seines Handscheinwerfers wandern.
„Ein paar Operas", gab er bekannt. „Ungefähr ein Dutzend."
Kentok Mirkom hob entschlossen seinen Strahler.
„Augenblick!" sagte Atlan scharf. „Wie sieht die technische Einrichtung dieses Raumes aus, Arlo?"
„Ähnlich wie hier, nur noch mehr von dem Vario-Metall. Die Opera-Roboter verhalten sich ruhig, sie haben uns noch nicht geortet."
„Wir machen sie nieder, und dann können wir...", begann Reginald Bull und hielt inne, als er Atlans heftiges Kopfschütteln sah. „Ich verstehe, du hast Angst davor, daß bei einem möglichen Feuergefecht dieses Vario-Metall getroffen werden könnte?"
Atlan nickte.
„Wir kennen dieses Zeug nicht", sagte er grimmig. „Und es ist alte terranische Tradition, zuerst nachzudenken und dann erst zu schießen, oder irre ich mich, alter Freund?"
„Nicht in jenen Zeiten, als meine Vorfahren das Land der unbegrenzten Möglichkeiten an sich brachten", konterte Bully mit einem schiefen Grinsen. „Immerhin besaßen sie das feinsinnige Taktgefühl, ihre Bundesstaaten später nach den von ihnen massakrierten Völkerschaften zu benennen."
Kentok Mirkom begriff den Sinn dieser Bemerkungen nicht ganz. Er ahnte nur, daß es sich um einen jener legendären Wortwechsel zwischen den Unsterblichen handelte, mit denen sie die Moral ihrer Truppe aufrechtzuerhalten versuchten. Das Grinsen von Bully und Atlan war jedenfalls ansteckend.
„Wir können das Problem auch anders lösen",
Weitere Kostenlose Bücher