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Der Krieg Der Diebe

Titel: Der Krieg Der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Hakiem
Einleitung

1. Die Invasion
    Die Fischer von Freistatt, die zum Fang ausgefahren waren, erspähten sie als erste.
    Haron bemerkte ein seltsames Segel und rief Ornat, um es ihm zu zeigen. Bis sie die Augen vor der blendenden Sonne beschirmt und das fremde Schiff wiederentdeckt hatten, waren es schon fünf Segel - dann zwanzig dieser seltsamen Lateinsegel, wie er sie am Tag des Verschwindens des alten Mannes gesehen hatte - nur waren diese hier viel, viel größer.
    Er machte sich schnell daran, seine Netze einzuziehen, was ihn, den Einarmigen, besonders anstrengte. Der Alarm wurde von Kahn zu Kahn weitergegeben, bis die ganze kleine Fischerflotte sich auf der hastigen Rückfahrt befand. Manche ließen sogar ihre Netze und Fallen zurück, um sich in Sicherheit zu bringen.
    Als sie den Hafen erreichten, waren bereits mehr als hundert Lateinsegel in Sicht, die zweifellos Kurs auf Freistatt nahmen.
    Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Neuigkeit in der Stadt. Eine Flotte, eine riesige Flotte, näherte sich Freistatt! Einige meinten, es wäre eine Invasion der Nordkräfte; andere widersprachen heftig, weil die Schiffe, wie sie sagten, nicht nordischer Bauweise waren, woher sie stammen mochten, wußten sie allerdings nicht, eben nur, daß sie nicht von den nördlichen Königreichen kommen konnten.
    Fest stand jedenfalls, daß noch vor Einbruch der Nacht Fremde die Straßen von Freistatt betreten würden. Panikererfüllt suchten einige Schutz im Palast oder in den Tempeln. Praktischer veranlagte Bürger verbarrikadierten ihre Geschäfte und versteckten ihre Wertsachen.
    Hanse Nachtschatten hörte die Neuigkeit mit gemischten Gefühlen. Erneut wünschte er sich, zu wissen, wie lange sein göttlicher Schutz noch andauern mochte. Schließlich sagte er sich, daß Vorsicht nie schaden konnte, und machte sich auf den Weg zum Adlerhorst, wo er vor kurzem einige Abenteuer erlebt hatte - ein halbzerfallenes früheres Landhaus, das sich außerhalb von Freistatt befand. Das Leben war viel einfacher gewesen, ehe er etwas zu verlieren gehabt hatte.
    Myrtis, die Herrin des Aphrodisiahauses und unbestätigte Herrscherin der Straße der Roten Laternen, war vielleicht am besten von allen in der Stadt vorbereitet. Ein paar knappe Anweisungen genügten, ihr »Personal« in die unterirdischen Räume zu schicken. Zwar machte sie sich Gedanken über den chronischen Vorratsmangel dort, mehr noch sorgte sie sich jedoch um Lythande. Die Zauberin war schon längere Zeit nicht mehr in Freistatt gewesen - und die näherkommende Flotte versprach nichts Gutes für etwaige Heimkehrer.
    Die Magier von Freistatt blickten der Flotte teils erwartungsvoll, teils besorgt entgegen. Zauber haftete den Schiffen an, starker Zauber einer ihnen unbekannten Art. Einige, wie Enas Yorl und Ischade, die nichts zu verlieren hatten, harrten der Flotte voll Neugier und erhofften sich, durch sie ihren ohnedies reichen Wissensschatz noch erweitern zu können. Die restlichen woben hastig Schutzzauber um sich und beteten heimlich zu den unterschiedlichsten Göttern, daß ihre Kräfte stark genug waren.
    Molin Fackelhalter, der Hohepriester Vashankas, war vollauf damit beschäftigt, seine Unterpriester zu beruhigen, so daß diese ihrerseits den Gläubigen Mut zusprechen konnten, die sich in den Tempel drängten. Doch während er sich um Ordnung bemühte, quälten ihn seine eigenen Ängste. Er hatte erstrebt, etwas unabhängiger von seinem Gott zu werden, damit die Priesterschaft frei entscheiden und Zeichen auslegen konnte, wie es ihr gottgegebenes Recht und ihre Pflicht war. Und er hatte auch an den Erfolg geglaubt, denn in letzter Zeit war von Vashanka in der Stadt nichts mehr zu bemerken gewesen.
    Und jetzt das! Mußte er etwa gar für seine Ränke bezahlen? Wo blieb der Schutz des Sturmgottes nun, da sie von einer größeren Macht bedroht wurden? Wenigstens ein ordentlicher Sturm ...
    Seufzend sagte Molin sich, daß die Götter eben nie da waren, wenn man sie brauchte, wohl aber, wenn man sie lieber anderswo hätte.
    Jubal fluchte, als Saliman mit der Neuigkeit über die Flotte in ihrem neuen Versteck erschien. Ihre Pläne, ihre Macht wiederzuerrichten, zeigten bereits Erfolg. Sie konnten sich vieler ihrer ehemaligen Leute sicher sein, und neue wurden angeworben und gekauft oder durch Drohungen gefügig gemacht. Ihr erster Coup sollte in wenigen Wochen stattfinden, aber diese plötzlich aufgetauchte, unbekannte Macht konnte die gegenwärtige Ordnung in Gefahr

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