1786 - Katzenhölle
wieder beruhigt, es war still um mich herum, aber es war auch eine Stille, die mir nicht gefiel, weil sie mir unnatürlich und auch bedrohlich vorkam.
Eigentlich konnte ich froh sein, diese Stille zu erleben. Sollte man mich angreifen, würde ich die Laute schon hören. Es kam niemand. Auch die Katzen hatten eine Pause eingelegt. Einen Menschen sah ich nicht. Die ganze Umgebung kam mir wie ausgestorben vor. Meine Augen hatten sich inzwischen an die Dunkelheit gewöhnt. So war ich in der Lage, mehr zu sehen und zu unterscheiden.
Ich entdeckte ein Auto und auch eine Karre, die ganz in der Nähe stand. Ich hörte wispernde Stimmen, ohne jemanden zu sehen. Die Stimmen waren allerdings erst nach dem Verlassen des Hauses für mich zu hören gewesen, sodass ich das Gefühl hatte, in ein Gebiet der Geister gelangt zu sein.
Ich blieb allein und hatte trotzdem nicht den Eindruck, so allein zu sein. Irgendwo hier in der Dunkelheit schienen sie zu lauern und waren bereit für einen Angriff.
Einen hatte ich bereits erlebt. Noch jetzt spürte ich die Schmerzen im Nacken. Es war nicht mehr so schlimm wie am Anfang, aber sie waren noch immer da. Ein Ziehen, das sich fortsetzte, wie von einer glühenden Nadel gezogen.
Katzenlaute hörte ich nicht mehr. Ich sah auch keine Tiere und erst recht keinen Menschen. Nur ich war unterwegs, und man ließ mich in Ruhe. Dabei ging ich davon aus, dass man mich gewarnt hatte. Das war durch die Katze geschehen, die ich plötzlich in meinem Nacken sitzen hatte. Jedenfalls nahm ich es als eine Warnung hin.
Ich erreichte meinen Rover. Ich stieg auch ein, um den Weg zurückzufahren. Zuvor musste ich wenden, und das tat ich im Licht der Scheinwerfer. Sie schlugen einen Bogen, leuchteten auch in eine andere Richtung, und zwar zwischen die beiden Häuser.
Und da standen sie.
Aufgebaut hatten sie sich wie eine kleine Armee. Manche hatten einen Buckel gemacht. Ich war auch davon überzeugt, dass einige von ihnen fauchten, und durch diese Art zeigten sie mir an, was sie von mir hielten.
Sie sperrten die Gegend ab.
Sie wollten mich nicht mehr haben.
Das war auch nicht tragisch. Ich hatte sowieso vor, wieder zu fahren. Hier hielt mich nichts mehr. Ob das allerdings für immer so sein würde, das wollte ich nicht unterschreiben. Dafür war meine Neugierde zu groß …
***
Als ich meine Wohnung erreichte, war die Tageswende schon vorbei. Ich freute mich auf mein Bett, war auch rechtschaffen müde, kam aber nicht richtig zum Schlafen, weil ich immer wieder an die Katzen denken musste und auch an den Mann, der in meinen Überlegungen so etwas wie der Herr der Katzen war.
Er war jemand, der im Hintergrund lauerte und sich ganz den Katzen verschworen hatte, wobei ich mich fragte, wie das möglich war, denn es hieß ja immer, dass sich Katzen nicht dressieren lassen.
Dann dachte ich darüber nach, dass ich nicht zum ersten Mal eine Begegnung mit Katzen gehabt hatte. Ich hatte sie bereits in verschiedenen Variationen erlebt. Sogar mit Katzenmenschen hatte ich zu tun gehabt, auch mit der Katzengöttin Bastet. Ich hatte positive und auch negative Erfahrungen gemacht.
Und hier?
Gab es hier überhaupt eine Magie, mit der ich mich auseinandersetzen musste?
Oder lief hier alles normal? Und wer war dieser Mensch, der sich so viele Katzen hielt?
Das waren Fragen, die mich beschäftigten. Sie hielten mich vom Einschlafen ab, was sich jedoch nach gut einer Stunde legte. Da konnte ich die Augen wieder schließen und schlief tatsächlich bis zum Morgen durch.
Dann meldete sich der Wecker, den ich verfluchte. Ich hatte mit Suko abgemacht, dass er an diesem Tag allein ins Büro fahren sollte. Ich würde später nachkommen, denn ich hatte zuvor nicht gewusst, wie lange die Feier dauern würde. Wenn es hart auf hart kam, dann würde ich mir auch Urlaub nehmen.
Ich brachte den Wecker zum Verstummen und wollte noch mal die Augen schließen, aber das genau schaffte ich nicht. So was Dummes auch. Also stand ich auf und stellte mich unter die Dusche, wo ich mir die letzte Mündigkeit aus den Knochen wusch.
Ich ging dann in die Küche und schaute in den Kühlschrank, der ziemlich leer war.
Zwei Eier waren noch da. Die wollte ich mir in die Pfanne schlagen und dazu eine Scheibe Brot essen. Kaffee brauchte ich auch, aber der hielt keinen Vergleich mit dem von Glenda Perkins stand. Ich trank ihn, mehr auch nicht, denn genießen konnte ich ihn nicht.
Ich rief bei Suko an. Er war noch nicht losgefahren.
»Okay, dann
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