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179 - Gefangene der Traumzeit

179 - Gefangene der Traumzeit

Titel: 179 - Gefangene der Traumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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sie die Hitze als nicht übermäßig schlimm.
    Sie hielten konzentriert nach Tierfährten Ausschau, um von ihnen auf Wasser zu schließen, doch sie sahen nur Vögel, die um Felsgipfel kreisten und verdammt große Ähnlichkeit mit Vulturen hatten. Ihr Anblick war alles andere als beruhigend, zumal sie so tief herab kamen, dass man ihre ekligen Visagen sah.
    »Warum müssen Aasfresser immer hässlich sein?«, murmelte Yngve während einer Rast und spielte nervös am Abzug des erbeuteten Gewehrs. Er hatte eine ähnliche Waffe schon mal in der Hand gehalten, aber nicht gewusst, wie man sie bedient. Aruula hatte es ihm gezeigt. Nun brannte er darauf, den tückischen Vögeln eine Kugel zu verpassen.
    Leider kamen sie nicht tief genug herunter.
    Auch die nächste Nacht verging ohne Zwischenfälle – wenn man davon absah, dass zwei besonders mutige Vulturen in den frühen Morgenstunden in ihrer Nähe landeten und sie von einem Felsen aus anstarrten. Als Yngve zum Gewehr griff, stoben sie krächzend in die Luft – was nur bedeuten konnte, dass aus solchen Waffen schon auf sie gefeuert worden war.
    An diesem Tag schmeckte das Frühstück so trocken wie noch nie. Im Laufe des frühen Abends gab aber es auch Grund zur Freude: Sie überwanden einen Gipfel. Von nun an führte die Passstraße abwärts. Die Schecken schienen sich zu freuen, denn sie verfielen von sich aus in einen leichten Trab.
    Der Abend schritt voran. Sterne tauchten am Himmel auf. Es wurde dunkel und kühl. Die Schecken kannten keine Gnade: Je weiter es abwärts ging, desto mehr Tempo legten sie zu.
    Schließlich galoppierten sie sogar.
    Yngve und Aruula schauten sich fragend an. Witterten die Tiere Wasser?
    Etwas Besseres konnte ihnen gar nicht passieren!
    Aruula wurde das Gefühl nicht los, dass ihre Zunge sich im Lauf des Tages in ein Stück trockenes Holz verwandelt hatte, und ihr Hinterteil schmerzte. Für Wasser war sie jedoch gern bereit, die Pein noch eine Weile zu ertragen.
    Wieder eine Klamm. Das felsige Gelände schien sein Ende zu finden. Von rechts wehte ein leiser Wind heran. Das hohe Gestein wich zurück, und vor ihnen breitete sich eine Ebene aus. Das Licht der Sterne schien auf eine Steppenlandschaft.
    Da und dort wuchsen Büsche.
    Die Schecken begannen nervtötend zu quaken. Das Herz schlug Aruula bis zum Halse, als sie in vielleicht einem Speerwurf Entfernung die spiegelblanke Fläche eines Gewässers glitzern sah.
    »Gerettet!«, stieß Yngve hinter ihr hervor.
    Aruula brauchte ihr Reittier nicht anzufeuern. Es flog über den trockenen Boden nur so dahin.
    ***
    Dass es nicht soff, sondern vor dem Wasserloch auf alle Viere sank, um ein nervtötendes Quakkonzert anzustimmen, machte Aruula nachdenklich.
    Sie schwang sich vom knochigen Rücken des Tiers. Als sie auf dem Boden stand, zitterten ihre Knie, und sie erkannte, dass sie schwächer war als angenommen.
    Schon hielt Yngve neben ihr. Sein Schecke witterte das Wasser, blähte die Nüstern auf und lärmte ebenfalls los. Es war kaum zu ertragen. Yngve saß ab und hielt sich die Ohren zu.
    Plötzlich brach der Lärm ab. Beide Tiere legten sich wie auf ein Kommando hin, strecken die Läufe von sich und blökten schaurig. Dann zuckten sie noch einmal und erschlafften. Sie waren tot.
    Aruula schaute Yngve an. Es war finster, doch das Licht des Mondes reichte aus, um ihr zu zeigen, wie verblüfft er war.
    »Was um alles in der Welt…« Yngve schüttelte sich.
    »Das Wasser muss vergiftet sein«, meinte Aruula. »Die Biester haben es gewittert.«
    Yngve stierte die verendeten Schecken an. Er war fassungslos.
    Aruula schaute sich um. Nicht fern von ihr lagen mehrere bleiche Gegenstände, die wie Stöcke wirkten, doch bei näherer Betrachtung Knochen waren. Um sie herum weitere Gegenstände: Metallknöpfe, Gürtelschnallen, Nägel, wie man sie in Stiefelsohlen fand, ein rostiges Messer.
    »Menschenknochen…«, murmelte Yngve. Er drehte vorsichtig den Kopf, als fühle er sich beobachtet.
    Das Mondlicht erhellte sein Gesicht, und Aruula hatte den Eindruck, dass er so blass war wie nie zuvor. Dann entdeckte sie einen menschlichen Schädel. Yngves Vermutung wurde Gewissheit.
    Sie verspürte plötzlich eine schreckliche Anspannung. Der plötzliche Tod ihrer Reittiere war gespenstisch genug. Doch in einer Wüstengegend an einem vergifteten Wasserloch zu hocken, machte ihr Angst.
    Sie waren zu sorglos vorgegangen. Nun saßen sie in der Tinte. Ohne an die Wüste gewöhnte Reittiere hatten sie schlechte

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