179 - Gefangene der Traumzeit
Traditionen und Überlebensstrategien so alt waren, dass sie den Untergang der Zivilisation überlebt hatten. Sie berichteten auch von den Jackos , den Weißen, die in den Ruinenstädten an der Küste hausten, fest entschlossen, das strahlende Reich ihrer Ahnen wieder aufzubauen, und ganz besonders verächtlich von den Reddoas , mit denen sie in Fehde lebten.
»In einem sind sie wie die Frauen der Anangu: Sie können nicht in die Traumzeit gehen«, hörte Aruula unter einem Himmel, an dem Milliarden Sterne funkelten, dem Eingeborenen zu. »Und deswegen wissen sie nicht, dass das Ungeziefer in ihren Städten keine Gefahr ist, die man ernst nehmen muss. Es gibt nur eine Gefahr, die den Menschen bedroht: Die Simulacren, die sich als Menschen ausgeben und doch nichts anderes sind als leere Hüllen, in denen bösartige fremde Organismen nisten.«
Aruula schaute verblüfft auf. »Ihr kennt den Weißen Ritter?«
Die Dunkelhäutigen nickten. »Jeder männliche Anangu kennt ihn, auch wenn wir ihn in einer anderen Gestalt sehen, als du es getan hast. Wir waren alle im Reich des Ahnen, wie schon unsere Vorfahren seit Anbeginn der Zeit. Doch jeder allein und für sich – um aus eigenen Stücken zu erkennen, in welche Gefahr man sich begibt, wenn man von den vorgegebenen Traumzeitpfaden abweicht.«
Irgendwo hinter der Ferne heulten unsichtbare Bestien. Doch Aruula fühlte sich sicher. Sie schaute zu den Sternen auf und fragte sich, was aus Malie geworden war.
Und nicht zuletzt, was aus ihr werden würde.
Doch nun wusste sie im tiefsten Inneren, dass sie einer gerechten Sache diente. Der Weiße Ritter hatte sie aufgenommen in seine Legion, und bald schon, wenn sie das Ziel erreicht hatte, würde sie für die hinter allem stehende Macht streiten.
Es erfüllte sie mit Stolz und Zuversicht.
Und im nächsten Moment hatte sie Malie bereits vergessen…
ENDE
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