1796 - Höllenbotin Helma
oder der U-Bahn zu kommen, damit wir nicht mit zwei Wagen unterwegs waren.
»Wie viel Zeit habe ich denn?«
»Genug.«
»Dann komme ich mit der Tube.«
»Alles klar, wir sehen uns.«
So, das wäre auch geregelt. Ich blickte in den Spiegel und sah das Paar auf dem Rücksitz sitzen. Beide saßen eng beisammen. Angie hatte ihren Kopf gegen Fabios Schulter gelehnt. So gaben sie sich gegenseitig Kraft, die sie auch brauchten.
Mir wollte das Bild dieser Helma nicht aus dem Kopf. Wer war sie wirklich? Welche Seite in ihr überwog? Die schlechte oder die gute? Ich hatte keine Ahnung. Ich wusste auch nicht, ob man sie als Mensch bezeichnen musste oder als einen abartigen Engel.
Die Antwort kannte ich nicht. Vielleicht hätte Raniel, der Gerechte, sie mir geben können, aber der war weit weg. So würde ich schon auf eigene Faust nach einer Erklärung suchen müssen.
Im Fond tat sich etwas. Fabio bewegte sich und ich hörte seine Frage.
»Haben Sie schon einen Plan, Mister Sinclair?«
Ich war ehrlich. »Noch nicht.«
»Oh. Macht Ihnen das keine Sorgen?«
»Nein, macht es nicht. Zumindest im Moment nicht. Ich denke, dass es schon eine Lösung geben wird.«
So locker wie ich mich gab, war ich nicht. Ich rechnete mit allem, denn diese Helma führte irgendwas im Schilde. Ich nahm an, dass sie einen Auftrag zu erfüllen hatte. Aber welchen? Und wer hatte ihr den erteilt? Und was hatten die Mitglieder der WG damit zu tun?
Genau das war eine Frage, auf die ich gern eine Antwort gehabt hätte, und wenn ich die Höllenbotin sah, dann würde ich sie ihr auch stellen.
Ich war natürlich aufmerksam und rechnete mit weiteren Überraschungen. Die Fahrt bis zum Haus mit der WG würde noch einige Zeit dauern.
Helma war da. Davon ging ich aus. Sie konnte eigentlich überall sein. Sie war in der Lage, die Grenzen von Dimensionen zu überspringen, und genau das machte sie so unberechenbar. Dimensionen zu wechseln, das gelang nicht allen Schwarzblütern. Da musste man schon zu denen gehören, die recht weit oben in der Hierarchie standen. Das war bei dieser Helma offenbar der Fall.
Aber was wollte sie? Was hatte sie vor? Warum kümmerte sie sich gerade um die Personen, die hinter mir auf der Rückbank saßen?
Auf diese Fragen konnte ich keine Antwort geben, da musste ich leider passen. Aber was war mit den beiden? Möglicherweise kannten sie sich aus. Ich hatte sie nur noch nicht danach gefragt und holte das augenblicklich nach.
Ich bekam auch Gelegenheit dazu, denn aufgrund eines Staus musste ich anhalten. Ich drehte mich zu ihnen um.
Angie Warren und Fabio Bureni saßen noch immer da wie nach dem Einsteigen. Dicht beisammen, damit sich ihre Körper berühren konnten. Ihre Gesichter waren angespannt, und jetzt warteten sie darauf, dass ich eine Frage stellte.
Da ließ ich mich nicht lange bitten. Zuerst wollte ich wissen, ob sie sich auf die Lage eingestellt hatten.
Fabio schüttelte den Kopf. »Wir wissen wirklich nicht, was wir getan haben und warum man uns ausgesucht hat.«
»Hatten Sie denn je zu übersinnlichen Dingen Kontakt?«
»Nein, ich nicht. Du, Angie?«
»Auch nicht.«
Ich nickte. »Dann könnten Sie also ein zufälliges Opfer sein.«
»Das ist eher möglich«, gab Fabio zu.
Was hatte diese Unperson vor? Weshalb tauchte sie auf und verbreitete Angst und Schrecken?
Darauf konnte niemand eine Antwort geben, nur sie selbst. Es war auch möglich, dass noch zwei weitere Personen auf der Liste standen. Lucy Graham und Peter Moore waren in der WG geblieben, und ich hoffte, dass ihnen nichts passiert war.
Da wir noch immer standen, schnitt ich das Thema an. Ich sprach davon, dass die beiden in Gefahr sein könnten, und bat sie, in der WG anzurufen.
Angie nickte und wandte sich an ihren Freund. »Machst du das bitte?«
»Klar.«
Fabio hielt das Telefon gegen sein Ohr gedrückt. Gewählt hatte er bereits. Jetzt wartete er darauf, dass er endlich Anschluss bekam, und als er zusammenzuckte, da wusste ich, dass der Kontakt zustande gekommen war.
»Bist du es, Peter?«
Er wartete die Antwort ab. Sein Nicken zeigte an, dass er Erfolg gehabt hatte.
»Bei euch alles in Ordnung?«
Wieder erhielt er eine positive Antwort, und ich sah, wie er aufatmete. Dann erklärte ihm Fabio noch, dass er und Angie unterwegs waren. Dass jemand umgebracht worden war, darüber sagte er nichts, was auch in meinem Sinne war.
»Dann halt mal die Ohren steif, Peter.«
»Alles klar.«
Die Antwort hatte selbst ich gehört, und ich war
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