1796 - Höllenbotin Helma
Filmvorführer war noch da. Er war ein Typ mit dunklem Rauschebart und starrem Blick. Die Pupillen sahen bei ihm aus wie kleine Knöpfe.
»Wollen Sie nicht auch gehen?«, fragte ich ihn.
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Ich wohne hier.«
»Dann sind Sie der Chef?«
»So ähnlich.«
Ich lächelte knapp. »Dann können Sie froh sein, wenn der Tote aus dem Haus geschafft ist.«
»Wer ist es denn?«
Die Antwort gab Angie. »Es ist Andy, der Raucher.«
Der Chef verzog das Gesicht. »Schlimm. Andy war eine gute Kraft. Der hielt die Gäste bei Stimmung und sorgte auch dafür, dass keiner eine trockene Kehle bekam.«
»Da müssen Sie sich jetzt leider einen anderen suchen.«
»Denke ich auch. Mein Schwager hätte noch Zeit, dann frage ich den mal.«
»Tun Sie das.«
»Und was machen Sie?«
»Ich suche einen Mörder.« Dass es eher eine Mörderin war, sagte ich ihm nicht.
Der Mann nickte. »Wenn Sie noch Fragen haben, Sie können mich in der ersten Etage finden. Da wohne ich.«
»Danke.«
Er suchte nach dem Toten, aber ich hatte mich so aufgebaut, dass ich ihm die Sicht nahm.
Angie Warren hatte sich zu einer Frage durchgerungen. Sie sprach mit leiser Stimme. »Wissen Sie denn schon, wie Sie es anfangen wollen, diese Person zu finden? Haben Sie irgendwelche Hinweise?«
»Nein, die habe ich noch nicht.«
»Wie sollen Sie die Mörderin dann finden?«
»Das kann ich Ihnen nicht sagen. Aber seinen Sie versichert, es gibt gewisse Möglichkeiten. Wir haben da unsere Erfahrungen.«
»Das hört sich gut an. Und was sollen wir tun?«
»Was hatten Sie denn überhaupt vor?«
Beide schauten sich an. Schließlich antwortete Angie Warren. »Wir wollten wieder nach Hause.«
»In die WG also?«
»Ja. He, Sie wissen davon?«
»Da komme ich her.«
»Ach. Wie das?«
»Sie wissen nicht, was dort passiert ist?«
Beide schüttelten den Kopf. Es hatte keinen Sinn, wenn ich ihnen die Wahrheit vorenthielt, und so rückte ich damit heraus. Sie erfuhren vom Tod Egon Shellys, und Fabio Bureni wollte wissen, wie der Mann ums Leben gekommen war.
»Er wurde erhängt.«
Beide zeigten sich geschockt, gaben aber keinen Kommentar ab und holten nur schwer durch die Nase Luft. Bis sich Angie zu einem Kommentar aufraffte.
»Das ist ja alles grauenhaft. Können wir überhaupt zurück in die WG?«
»Das würde ich Ihnen raten.«
»Und wenn diese Killerin wieder erscheint?«
Ich lächelte etwas dünn. »Dann bin ich ebenfalls da, denn ich werde dort mit Ihnen auf sie warten.«
»Aha. Das hört sich schon ganz anders an.« Angie drehte ihrem Freund den Kopf zu. »Oder, Fabio?«
»Sicher.«
Sie sprach weiter. »Dann wäre es nicht schlecht, wenn wir uns jetzt auf den Weg machen.«
»Mit einem Auto?«, fragte ich.
»Nein, wo denken Sie hin. Wir sind mit der Tube gekommen.«
»Dann können Sie mit mir fahren.«
»Okay. Und wann?«
»Wenn die Leute wieder weg sind, die den Toten abholen. Es kann nicht mehr lange dauern, bis sie hier eintreffen.«
Ich hatte mich nicht geirrt, denn plötzlich hörten wir eine Stimme, und dann betraten die ersten Männer den Vorraum. Man kannte mich, ich wurde angesprochen und erklärte, wo die Leiche lag.
»Haben Sie sonst noch etwas auf dem Herzen, Mister Sinclair?«
Ich schlug dem Frager auf die Schulter. »Klasse, wie Sie fragen können. Auch wenn ich euch alle hier enttäuschen muss, eine Leiche reicht wirklich aus.«
»Dann ist ja alles klar.«
Der Tote wurde in die Blechwanne gelegt und abtransportiert.
»Können wir fahren?«, fragte Angie Warren.
Ich nickte ihr lächelnd zu und sagte: »Ja, wir können starten.«
***
Wenn Suko jetzt keinen Bescheid bekam, dann würde er sauer werden und mich immer wieder anmachen. Deshalb tat ich ihm den Gefallen und rief ihn an, kaum dass wir im Rover saßen. Wir unterhielten uns über die Freisprechanlage, und ich hörte auch Sukos Beschwerde.
»Was ist eigentlich los bei dir? Ich habe inzwischen Meldungen erhalten, die sich alles andere als gut anhören. Es gab einen Toten und …«
»Du hast recht, das stimmt alles.«
»Aha. Und warum gab es den Toten? Was ist denn passiert, verflixt noch mal?«
Ich antwortete in Stichworten und nannte Suko dann die Adresse, wohin ich fahren wollte.
»Gut. Und weiter?«
»Es könnte ja sein, dass du Zeit hast. Ich würde mich freuen, wenn du mir zur Seite stehst.«
Er musste über die förmliche Einladung lachen. »Klar, ich will dir die Freude nicht verderben.«
Ich riet meinem Freund, mit einem Taxi
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