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1164 - Die Wolfsfrau

1164 - Die Wolfsfrau

Titel: 1164 - Die Wolfsfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Es war dunkel geworden. Allerdings nicht stockfinster. Die Umrisse der wenigen Möbel malten sich ab, und die hohen, mit Büchern gefüllten Regale schienen sich aus einer fremden Welt nach vorn gedrückt zu haben, um den Raum zu verkleinern.
    Bücher!
    Genau sie waren ihre besten Freunde. In sie konnte sich Alice hineinversetzen. Sie saugte das Wissen daraus hervor.
    Das plötzliche Auftauchen ihrer Schwester hatte ihr einen regelrechten Schock versetzt. Sie musste erst zur Ruhe kommen und blieb mit halb geschlossenen Augen stehen. Sie achtete auf ihren Herzschlag, der ihr vom Rhythmus her gar nicht gefiel. Das war ihr nicht unbekannt. Er meldete sich immer, wenn ein bestimmtes Ereignis dicht bevorstand. Das war jetzt der Fall, denn Alice Carver spürte bereits die Veränderung, die heranschlich.
    Es waren keine fremden Laute zu hören. Weder im Haus noch außerhalb. Alice hoffte, die Schwester durch ihre Reaktion vertrieben zu haben. Völlig sicher war sie sich nicht, und deshalb wollte sie vorsichtshalber nachschauen.
    Als wäre sie ein Dieb im eigenen Haus, so leise schlich sie auf das Fenster zu. Alice duckte sich, als sie in der Nähe stehen blieb. Sie lauschte. Auch wenn Judy und der fremde Mann flüsterten, hätte sie es gehört. Da waren ihre Sinne sensibel genug.
    Nichts…
    Sie war für den Moment zufrieden und richtete sich vorsichtig wieder auf.
    Der erste Blick nach draußen, der zunächst nichts brachte. Als sie genauer hinschaute und dabei ihr Gesicht auch dicht vor die Scheibe brachte, huschte ein knappes Lächeln über ihre Lippen hinweg.
    Jetzt malten sich die beiden Besucher ab. Sie hatten dem Haus ihre Rücken zugedreht und gingen davon.
    Über den schmalen Weg hinweg zu einem Ziel, das sich vom Untergrund her wie ein Paket abhob.
    Es war ein Auto.
    Alice Carver lächelte und nickte zugleich. Aber sie spürte auch, wie etwas in ihr hochstieg. Ein großes Gefühl, eine Welle der Trauer und der Erinnerung. Die Vergangenheit erschien für einen Moment wie ein Film vor ihrem Auge.
    Sie und Judy hatten sich immer gut verstanden. Die beiden tollen Schwestern waren sie genannt worden, doch das war längst vorbei. Der Weg des Schicksals führte in verschiedene Richtungen, und Alice konnte einfach keinen Kontakt mit Judy aufnehmen. Es wäre für sie furchtbar gewesen.
    Ein Schock fürs Leben. Zudem hätte sich Alice auch ständig nur Vorwürfe gemacht.
    Judy und der Mann blieben neben dem Fahrzeug stehen. Beide drehten sich noch einmal dem Haus entgegen, als wollten sie sich mit einem letzten Blick verabschieden.
    Diesmal tauchte Alice nicht weg. Sie schaute Judy von der gewissen Ferne aus an. Dabei merkte sie, dass sich aus ihren Augen Tränen lösten und an den Wangen nach unten rannen. Für Alice Carver war es ein Abschied für immer.
    Beide stiegen ein. Es dauerte etwas, bis der Motor ansprang und das bleiche Licht der Scheinwerfer in den Wald hineinstrahlte. Dann fuhren sie weg.
    »Leb wohl, Schwester«, flüsterte Alice. »Lebe dein Leben. Ich wünsche dir alles erdenklich Gute, kleine Judy…« Noch einmal verschaffte sich die Menschlichkeit freie Bahn. Es war nur ein kurzer Ausbruch, schnell wieder dahin, und die Realität kehrte zurück.
    Alice trat vom Fenster weg. Sie zitterte plötzlich am gesamten Körper. Und genau so bewegte sie sich auf die Tür zu und zog sie auf.
    Sie legte den Kopf zurück, um gegen den Himmel zu schauen. Ein dunkles Gebilde, wie von einem Maler geschaffen, der sich jedoch an strenge Regeln gehalten hatte. Hin und wieder hatte er zwischen den Wolken helle Punkte gemalt und sogar einen großen, bleichgelben Kreis als Zentrum.
    Es war der Mond!
    Uralt, mythenumrankt. Ein Begleiter der Erde. Einer der in der Nacht sein Licht und die damit verbundene Kraft gegen den Blauen Planeten schickte.
    Der Mond war wie ein Auge, das alles beobachtete und sich dabei besonders auf diejenigen konzentrierte, deren wahre Existenz von ihm abhing. Das waren die Geschöpfe, die zwischen Tag und Nacht wandelten, Die einmal im Monat, wenn er als Kreis am Himmel stand, eine so große Kraft entfalteten, dass diejenigen, die auf ihn vertrauten, ihre Metamorphose erlebten.
    Vampire… Werwölfe…
    Herausgehoben aus den alten Ritualen und Mythen, um sie in die normale Welt zu schicken. Ein unheimliches Spiel, das jegliche Gesetze der Logik auf den Kopf stellte und Menschen in wilde und blutgierige Menschen verwandeln konnte.
    Alice schaute gegen den Mond, und er blickte als Kreis genau auf sie

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