1813 - Königin der Knochen
Ohr zu Ohr. Sein rundes Gesicht strahlte. Auf dem Kopf wuchsen die grauen Haare wie dünne Stifte. Es roch in seinem Büro, in dem es zwei Schreibtische gab, nach Kaffee.
Konstabler McSwan begrüßte uns mit Handschlag. Er hatte einen kräftigen Händedruck. Stühle waren genug da, so setzten wir uns und tranken Kaffee. Abgesehen von Suko, der nahm lieber eine kleine Flasche Wasser.
McSwan strahlte noch immer. Er fand es toll, so hohen Besuch bekommen zu haben. So etwas machte die Kollegen aus Glasgow neidisch, die eigentlich die Station hier gern aufgegeben hätten.
»Aber das sind nicht Ihre Sorgen.«
»Bestimmt nicht«, sagte ich. »Uns geht es noch immer um diese historische Figur der Isabella.«
Der Konstabler schaute in seine Kaffeetasse und nickte. »Das weiß ich, und ich hätte Ihnen auch gern geholfen, aber da gibt es ein Problem. Ich weiß einfach zu wenig.«
»Das wissen wir.«
»Wer selbst nicht so viel weiß, der sollte zumindest wissen, wo er sich so etwas aneignen kann, und da habe ich etwas in die Wege geleitet. Ein Freund von mir ist bereits unterwegs. Es wird nicht mehr lange dauern, und er ist hier.«
Diesmal sprach Bill, der seine leere Kaffeetasse drehte. »Wie kommt es denn, dass Ihr Freund so etwas wie ein Eingeweihter ist?«
»Er hat sich mit der Geschichte dieser Gegend beschäftigt. Er ist wirklich ein Wissender. Kein Historiker von Beruf, aber Lehrer, der seit zwei Jahren pensioniert ist. Aber so manches Mal wird er in die Uni eingeladen, um dort Vorträge zu halten.«
»Okay, da sind wir gespannt.«
»Bin ich auch«, sagte McSwan. »Was Sie angedeutet haben, kann ich nicht nachvollziehen. Ich habe hier keine Ritter gesehen, die Sie erwähnt haben. Und von einem besonderen Schwert ist mir auch nie etwas aufgefallen.«
»Leider existieren beide Dinge.«
»Dann haben Sie die Ritter gesehen?«
Bill nickte. »Ja, ich war Zeuge. Drei Männer, drei Ritter, drei Mörder, denn sie haben drei Tote hinterlassen.«
Der Konstabler holte tief Atem. »Und Sie sind überzeugt, diese drei Killer hier zu finden?«
»Das hoffen wir.«
McSwan stöhnte auf. »Wissen Sie was? Mir wäre es am liebsten, wenn es diese Killer nicht geben würde.«
»So denken wir auch. Aber leider gibt es sie. Die Bilder einer Überwachungskamera lügen nicht.«
Es entstand eine Pause. Auch ich wollte nichts sagen, sondern erst mal abwarten, was uns dieser Fachmann zu sagen hatte. Lange würde er nicht mehr auf sich warten lassen.
Er kam. Das Klopfen an der Tür schreckte uns auf. Dann betrat Percy Miller den Raum.
McSwan sprang auf und ging zu ihm. Bevor Miller sich versah, legte ihm McSwan einen Arm um die Schulter. »Hier sehen Sie den Mann, der Ihnen weiterhelfen wird.«
Miller wehrte sich. »Nun hör auf, Wayne. Lass es doch. Kein Lob an der falschen Stelle.«
»Aber ich kenne dich doch.«
»Eben, du kennst mich.«
Percy Miller war ein recht kleiner Mensch mit schwarzen Haaren, denen man ansah, dass sie gefärbt waren.
Er drückte uns der Reihe nach die Hand und pflanzte sich auf die Kante des Schreibtischs. Dann lächelte er und sagte: »Ich hörte, dass es Ihnen um eine Person mit dem Namen Isabella geht. Liege ich da richtig?«
»Ja, das liegen Sie«, sagte ich.
»Wunderbar. Und warum interessiert es Sie?«
»Weil wir damit rechnen, dass in diesem Fall gewisse Gesetze aufgehoben worden sind.«
»Und weiter?«
»Könnte es sein, dass eine gewisse Isabella, die hier in der Nähe begraben sein soll, jemand ist, die ein bestimmtes Geheimnis in sich trägt?«
»Ein Geheimnis?«
»Ja.«
»Und welches?«
»Das möchten wir gern von Ihnen wissen. Es geht wohl um die Templer.«
»Aha. Aber das ist Vergangenheit.«
»Da sollten wir anfangen, und auch bei Mister Conolly, der Ihnen mehr sagen kann.«
Percy Miller drehte den Kopf und nickte Bill zu. »Denken Sie daran, dass ich nur ein Heimatforscher bin und kein Historiker.«
»Das ist mir klar.«
Bill begann ganz von vorn und erzählte, was ihm in London widerfahren war. Dass es drei Rittern um das Schwert der Knochen-Königin gegangen war. Sie hatten es geraubt und dabei drei Tote hinterlassen, dann waren sie verschwunden. Recherchen hatten ergeben, dass ihr Ziel Isabellas Grab war, das hier in der Nähe liegen musste.
»Aha, Mister Conolly. Sie meinen, dass die Spur in diese Gegend führt.«
»Ja, das meinen wir.«
»Und damit haben Sie recht.«
Es war die Antwort, die wir erhofft hatten. Ich war gespannt, wie es weitergehen würde und ob
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