1816 - Hüter der Glückseligkeit
Groß-Kroogh ihm zumutete, überstieg seine Fähigkeiten bei weitem. Ein Tasch-Ter-Man war zu vielem fähig, aber schnelles Laufen gehörte gewiß nicht dazu.
„Warum?" brachte er schnaufend hervor.
„Weil sie uns sonst entkommen", bellte Lyskun gereizt. „Wir müssen sie abfangen, ehe es zu spät ist!"
Dyn-Qar wußte, wovon der GroßKroogh sprach. Es ging um die beiden neuen Bewohner Gaalos, die er seit ihrer Ankunft unablässig belauert und verfolgt hatte. Gewiß, es waren Fremde, aber was besagte das schon?
Dyn-Qar sah keinen besonderen Sinn darin, sich mit den beiden zu befassen.
Wohl aber war Lyskun dieser Ansicht. Er hatte auch versucht, dem Tasch-Ter-Man die Zusammenhänge zu erklären.
„Du hast es selbst sehen können sie haben einen defekten Schüsselroboter gefunden und wieder instand gesetzt. Wer auf Galorn kann das schon? Niemand. Also müssen diese beiden zu einem technisch sehr gebildeten Volk gehören, oder? Und sie haben diesen Robot sogar dazu benutzt, in den Bunker einzudringen."
Auch das hatte Dyn-Qar mit eigenen Sinnen wahrnehmen können, und er hatte nicht schlecht gestaunt dabei. Zum einen über das Können der beiden, zum anderen über ihre ungeheuerliche Dreistigkeit - oder Dummheit, je nach Standpunkt.
Das Übertreten des von allen Galorn-Bewohnern beachteten Tabus konnte im günstigsten Fall bedeuten, daß der Andro-Hüter sie exekutierte, schlimmstenfalls, daß die ganze Lebensgemeinschaft in Gaalo einem Shifting unterzogen werden würde. Stundenlang hatte der Tasch-Ter-Man vor diesem Schicksal gezittert und wartend darauf gehofft, die Leichen der Frevler zu sehen zu bekommen - und dem Shifting vielleicht doch zu entkommen.
Aber es hatte sich alles ganz anders entwickelt.
Nach etlichen Stunden waren die Fremden aufgetaucht, unverletzt und wohlbehalten. Szuker hatte ihnen keine Faser gekrümmt, und zu einem Shifting war es auch nicht gekommen.
„Sie müssen mächtig sein und einflußreich, vielleicht sogar höher stehen als der Andro-Hüter", hatte Lyskun dazu bemerkt. „Für uns kann es nur von Vorteil sein, in der Nähe dieser Wesen zu bleiben."
Dyn-Qar hatte schon damals den sehr eindeutigen Eindruck gehabt, daß die hervorstechende Eigenschaft dieses Groß-Krooghs der Größenwahn war. Was stellte Lyskun sich vor, was er mit den beiden anfangen würde? Sich mit ihnen anfreunden? Sie zu erpressen?
„Mach schon!" bellte Lyskun. „Schneller!"
Dyn-Qar konnte voraus schon die Fläche des Raumhafens sehen. Die Fremden hatten sie bereits erreicht, begleitet von A-Ostamul, der ihnen wohl eine Passage auf der CHIIZ besorgt hatte.
„Nur mit den beiden haben wir eine Chance, endlich diesen Planeten verlassen zu können!" schrie Lyskun erregt. „Endlich!"
Wozu das? Es lebte sich nicht schlecht auf Galorn, fand Dyn-Qar. Gewiß, es gab Unbequemlichkeiten, aber das wurde durch die GlücksReduktion vollkommen aufgewogen. Zwei Reduktionen binnen weniger Tage - Dyn-Qar zitterte in wonniger Erinnerung daran.
Und dieses Leben wollte Lyskun zurücklassen?
Vielleicht lag es daran, daß ein Groß-Kroogh seelisch anders funktionierte als ein normaler Kroogh.
Vielleicht genügte es ihm tatsächlich nicht mehr, auf Galorn zu leben; möglich, daß er sich nun zu Höherem berufen fühlte.
Der Tasch-Ter-Man fand das absurd, konnte aber nichts dagegen unternehmen. Er hatte einen Gebieter gefunden. Diesem Gebieter hatte er zu gehorchen, was immer von ihm auch verlangt werden mochte.
„Es wird nicht reichen", stieß Dyn-Qar hervor.
Lyskun stieß ein dumpfes Ächzen aus.
Und dann wandte er sich gegen sich selbst. Getrieben von dem zwanghaften Verlangen, Galorn zu verlassen, verlor er die Kontrolle über sich selbst.
Das Konglomerat löste sich auf: Die schnellsten Einzelkroogh stürmten voran, die anderen blieben zurück.
Dyn-Qar registrierte es sofort. Er war jetzt wieder frei und Herr seiner Entschlüsse.
Sofort blieb der Tasch-Ter-Man stehen und atmete tief durch.
Vor sich sah er die Kroogh über die Ebene hetzen. Zu langsam, um das Schiff noch zu erreichen - und mit dem Auseinanderbrechen des Konglomerats hatte sich auch die seltsame Persönlichkeit des GroßKrooghs aufgelöst. Die einzelnen Kroogh wurden langsamer, zerstreuten sich und suchten Deckung in Bodenlöchern, als plötzlich der Regenguß begann.
Lyskun war verschwunden, und er würde wohl niemals wieder erstehen.
Dyn-Qar zögerte noch einen Augenblick, dann wandte er sich um.
Mochten die Fremden machen, was sie
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