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182 - Im Dorf der Telepathen

182 - Im Dorf der Telepathen

Titel: 182 - Im Dorf der Telepathen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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Sekunde gedauert haben konnte – hob sie abwehrend die Hände.
    »Ich habe die Menschen gelernt«, sagte der Weiße Ritter auf seine grammatikalisch fragwürdige Art und stand auf. »Und ich muss sagen, dass sie mir gefallen und – ich ich ich ich…« Er wiederholte das Wort, wie ein antikes Grammophon, dessen Nadel sich verhakt hat.
    Dann schlug er sich mit der Faust an den Kopf, was Malie zutiefst schockierte und sagte: »Ich werde bald sterben.«
    »Was?« Malie riss die Augen auf.
    »Sie finden es sicher merkwürdig, dass ein Modul solche Worte verwendet, nicht wahr?« Der Weiße Ritter seufzte. Er klang todtraurig. »Aber ich sagte doch schon: Ich habe die Menschen gelernt. Wer sie solange gelernt hat wie ich und sich dabei nicht verändert, verdient es nicht, intelligent genannt zu werden.« Seine Augenfarbe war nun stabil: Blau.
    »Wer… wer bist du?« Malie stockte der Atem. Sie hatte alles Böse erwartet, doch nicht das Geständnis einer vom Tod gezeichneten allmächtigen Wesenheit.
    »Sie haben es schon einmal gefragt, Gnädigste.« Der Weiße Ritter stand auf und faltete die Hände. »Ich fürchte, ich kann mich nur wiederholen.«
    Malie schloss die Augen. Sie schickte einen verhaltenen Impuls an die Männer im Dorf. Ihr Geist spürte die Festigkeit des telepathischen Bandes, das sie in der wahren Welt verankerte. Sie spürte aber auch, dass einer ihrer Helfer – Doc? – vor nervöser Anspannung bebte.
    Ein Blitzabstecher in eine Kammer seines Geistes zeigte ihr, dass der Kreis der Männer in der Bürgermeisterei der Gefahr der Entdeckung durch Anangu ausgesetzt war. Sie fürchteten sich, doch sie gaben ihr Letztes, um Malie dort zu halten, wo sie war, solange es ging.
    »Meine Zeit ist abgelaufen.«
    Die schneidende Kälte machte einer angenehmen Wärme Platz. Malie öffnete die Augen und stand im Turm – in einem von zahlreichen Kerzenständern erleuchteten Saal.
    Die bizarren Gemälde an der Wand… Sie war schon mal hier gewesen, mit Aruula. Hier hatten sie gegen eine Schar animierter Skelette gekämpft. Hier hatte sich das angebliche Übel dieser Welt als Weißer Ritter entpuppt – oder umgekehrt; wer wusste es schon genau?
    »Was soll das heißen?«
    »Auch meine Betriebsdauer ist begrenzt, Gnädigste.«
    Der Weiße Ritter verschränkte die Hände hinter dem Rücken. Er wirkte betrübt, wie jemand, der weiß, dass er abtreten muss.
    Obwohl er vermutlich kein Mensch war, empfand Malie Mitleid. Schade, dass sie seine Gedanken nicht lesen konnte. Sie hatte es schon bei der ersten Begegnung versucht, doch sie hatte nichts gefunden, was einem Gedanken ähnelte.
    Fuhr die Macht, deren Bestandteil er war, nur ein Programm ab, um ihre Reaktion zu testen, oder hatte ihr Gegenüber tatsächlich Gefühle? Spielte er ihr etwas vor?
    Oder waren vierzig Jahrtausende des mentalen Kontakts zu den Menschen nicht wirkungslos an ihm vorübergegangen?
    »Ich kenne den Grund Ihrer Rückkehr.«
    »Und?« Malie hielt den Atem an.
    »Sie sollen wissen, dass nicht alles, was sich in den von mir beaufsichtigen Sphären tut, meinen Beifall findet«, sagte der Weiße Ritter fast entschuldigend.
    »Damit mein Mitgefühl dem System nicht bekannt wird, musste ich einige Dinge hinnehmen, die…«
    Er brach ab. Malie sah ihm an den Augen an, dass er sich tatsächlich schämte. Welcher Art war die Intelligenz, die über den Wert oder Unwert der Telepathen befand?
    Eine maschinelle konnte es kaum sein.
    »Du hast nichts gegen diese Dinge unternommen.«
    »Nein.« Der Weiße Ritter schüttelte den Kopf. Haare lösten sich von seinem Haupt und fielen wie Federn zu Boden. Offenbar wertete er es als böses Omen, denn er erbleichte. »Auch mein Handeln ist gewissen Programmen Untertan.« Sein Blick fuhr über ihr Gesicht.
    »Sie haben vor kurzem eine treffende Bemerkung gemacht, Gnädigste. Sie haben gesagt: ›Du hast Macht. Du nutzt sie für deine Interessen.‹« Er schaute auf. »Dass ich Macht habe, ist übertrieben, aber dass ich meinen Interessen nachgegangen bin und es vor dem System verborgen habe, kann ich ebenso wenig bestreiten wie den Fakt, dass ich mein Verfallsdatum erreicht habe.« Er hob den Kopf. Noch mehr Haare fielen zu Boden.
    Vereinzelte Nähte an seinen Ärmeln platzten auf. Der silberne Harnisch, der seinen Brustkorb schützte, zeigte plötzlich Roststellen.
    »Was wird nun aus mir?«, fragte Malie. Sie deutete über ihre Schulter. »Und denen, die das Tor zur Freiheit suchen?«
    »Ich ich ich«, sagte der

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