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182 - Im Dorf der Telepathen

182 - Im Dorf der Telepathen

Titel: 182 - Im Dorf der Telepathen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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Neben Wasser interessierte ihn momentan nur eine Frau: Sie hieß Blackdawn, verfügte über telepathische Fähigkeiten und war von Anangu, den Ureinwohnern Australiens, gekidnappt worden. Matt wusste, dass sie zum Uluru unterwegs war, dem von Mythen umgebenen Monolithen im Herzen Australiens, den man früher als
    »Ayers Rock« gekannt hatte. Dort lag auch sein Ziel.
    Seit Monaten schon strömten Telepathen aus aller Welt nach Ausala, wie der fünfte Kontinent jetzt genannt wurde. Eine magische Kraft schien sie anzuziehen. Drax wusste nicht, was sie am Uluru wollten. Aber er hatte einen guten Grund anzunehmen, dass auch seine telepathisch begabte Gefährtin Aruula dorthin unterwegs war. Er hatte sich nach ihrer langen und erzwungenen Trennung und der Rückkehr vom Mars sofort aufgemacht, sie zu suchen. Glücklicherweise hatten ihm die Hydriten die Spur nach Australien weisen können.
    Das Ödland, das die Unsichtbaren – der Anangu-Stamm, der direkt am Uluru residierte – auf ihren großen Echsen durchquerten, war trocken, heiß und staubig.
    Nur hier und da wuchsen struppige Büsche und knorrige Bäume aus der Erde. Ihre fingerdicken Wurzeln ragten in fünf Meter Entfernung vom Stamm aus dem Boden – als suchten sie in anderen Gefilden nach Flüssigkeit.
    Kahlschädelige schwarze Vögel, deren Schnäbel an Geier erinnerten, flatterten träge von einer Felsnadel zur anderen. Sie ließen Drax und sein Malala nicht aus den Augen. Warteten sie auf ihren Zusammenbruch?
    Irgendwie schienen sich die Echsen, deren Spuren Matt folgte, besser der Landschaft anzupassen als sein spitzohriges Reittier, das immer müder wurde.
    Der Abstand zu den Verfolgten vergrößerte sich.
    Sie mussten dringend Wasser finden. Matts Rucksack war leer bis auf den Kombacter, die Vielzweckwaffe der Hydree. Auch die Nahrung wurde knapp. Ein Malala ernährte sich von dem, was am Wegesrand wuchs oder sich nicht schnell genug in einem Loch verkroch. Doch auch Vierbeiner mussten gelegentlich Flüssigkeit zu sich nehmen.
    Das Malala trabte eine Anhöhe hinauf. Die Karawane der Echsenreiter war vor drei Stunden hier gewesen.
    Matthew Drax hatte es aus der Ferne gesehen. Auf der Hügelkuppe krähte das Reittier und scharrte mit den Tatzen.
    »Was ist denn, Micky?« Die hochsommerliche Januarsonne Australiens brannte Matt ins Gesicht.
    Er schützte seine Augen mit der Hand und schaute sich um. Die Rückseite des Hanges war grün und ging in eine noch grünere Ebene über. Rechterhand ragten bewaldete Hügel auf. Eine Schneise führte in eine Region, die so aussah, als sei sie fruchtbar und wasserreich. Außerdem glitzerte etwas vor dem Wald. Es sah verteufelt flüssig aus.
    Wie eigenartig, dass die Spuren der Anangu, die er verfolgte, nach links abbogen – in eine Gegend, die so öde, steinig und wüstenhaft aussah, dass es eines guten Grundes bedurfte, den bequemen Weg durch die schattige Schneise zu verschmähen.
    »Was hältst du davon, Micky?«
    Das Malala drehte den Kopf und machte »Wähhh«. Es schien sagen zu wollen: Ich möchte saufen, also frag nicht so blöd!
    »Okay. Du bist der Boss.« In Ermangelung von Sporen gab Matt dem Tier die Fersen. Micky trabte mit letzter Kraft dorthin, wo das Glitzern von kühlem Nass kündete.
    Matt hielt die Augen auf. Er war an Wasserlöchern zu oft Typen begegnet, die in jedem anderen Durstigen nur unerwünschte Konkurrenz sahen. Zum Glück war er gegen alles menschliche oder tierische Kroppzeug gewappnet: Wenn es eins gab, das jeder Gefahr trotzte, war es sein marsianischer Kombacter, der trotz des permanenten EMP, der alle Technik auf der Erde lahm legte, treu seinen Dienst tat. Auch die bionetischen Gerätschaften der Hydriten funktionierten nach wie vor; offensichtlich beeinflusste der Elektromagnetische Impuls aus dem Wandler keine bionetischen Bauteile.
    Schon sah Matt sein Ziel vor sich: einen kleinen Flusslauf! Wasser!
    Bald hatten sie das Ufer erreicht, und noch während sein durstiges Reittier den Kopf senke, um endlich seinen Durst zu stillen, sprang Matt aus dem Sattel, kniete sich neben das Malala und schob beide Hände in das plätschernde Nass.
    »Roooooarrrrr!« Matts Herzschlag setzte aus.
    Das Malala blökte und fuhr zurück. Dann ging das Blöken in ein panisches Kreischen über.
    Matt sprang hoch und riss sich den Rucksack vom Rücken. Jetzt erst erkannte er, was geschehen war: Ein Rudel krokodilartiger Kreaturen hatte offensichtlich am Ufer gelegen, vom Schlamm vollständig bedeckt und

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