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1820 - Karenas Liebesbiss

1820 - Karenas Liebesbiss

Titel: 1820 - Karenas Liebesbiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Zwei, drei Schritte ging er vor, um danach den Serpentinenweg hinab zu laufen, der erst am Tor, der Einfahrt des elterlichen Grundstücks, endete.
    Es war der übliche Weg, den er immer nahm, ob er nun zu Fuß ging oder ihn mit irgendeinem Fahrzeug befuhr. Er kannte die Strecke, er wusste, wie lange man brauchte, um sie hinter sich zu bringen, aber das war in dieser Nacht alles anders.
    Johnny hatte das Tor erreicht, das jetzt hinter ihm lag, denn er hatte es überwunden, ohne es zu merken. Da war kein Hindernis gewesen, und das irritierte ihn schon.
    Aber es war auch egal, denn es brachte ihn weiter. Vor dem Tor blieb er stehen. Er sah aus wie jemand, der darüber nachdachte, ob er etwas Bestimmtes tun sollte oder nicht. Zu sehen war kein Mensch. Er fühlte sich auch nicht beobachtet. Um diese Zeit und bei diesem Wetter hielt sich in dieser Umgebung kaum jemand im Freien auf.
    Johnny gab sich einen Ruck und ging. Die Richtung spielte bei ihm keine Rolle. Er ging einfach weiter und er blieb dabei auf dem Gehweg. Er setzte einen Schritt vor den anderen, und es hätte eigentlich alles normal sein können, was es aber nicht war. Johnny Conolly hatte das Gefühl, Flügel zu bekommen. Sein Körper verlor die Schwere und ging über in eine ungewöhnliche Leichtigkeit, die ihn vorantrieb.
    Er ging nicht normal. Es sah bei ihm aus, als würde er die berühmten Sieben-Meilen-Stiefel tragen, die ihn viel schneller voranbrachten, als es normal gewesen wäre.
    Johnny ging nicht, er glitt voran. Es war das Normalste der Welt für ihn. Die Straße mit den wenigen Laternen hatte er rasch hinter sich gelassen.
    Wenn er zur Seite schaute, aber auch nach vorn, dann sah er die normale Welt verändert. Sie kam ihm wie in Watte eingepackt vor.
    Häuser, Bäume, Straßen, Autos, das gab es alles noch, aber es war so weit weg und doch irgendwie nah. Johnny spürte die fremde Landschaft. Er durfte sie erleben, aber er konnte nicht sagen, wo sie sich befand.
    Und er ging weiter. Nein, er glitt. Er hatte das Gefühl, beim Gehen kaum den Boden zu berühren. Es war alles so wunderbar. Es gab neue Regeln und für ihn eine neue Welt. Alles andere war von ihm abgefallen. Er hatte sich jetzt der anderen Szenerie voll und ganz ergeben.
    Es ging ihm gut. Es gab keine Probleme mehr. Alles Irdische, was ihn hätte quälen können, war verschwunden. Ebenso wie die Umgebung. Es gab sie nicht mehr. Jemand schien sie weggezogen zu haben. Dafür war sie ausgewechselt worden durch Nebelstreifen, die aussahen wie Dampf, die aber weder zischten noch rochen. Es blieb um ihn herum neutral.
    Johnny ging weiter. Denken konnte er nicht mehr, weil er das Gefühl hatte, fremdgelenkt zu werden. Andere hatten die Kontrolle über ihn bekommen, und er wehrte sich auch nicht dagegen, denn es ging ihm körperlich gut.
    Keiner wollte etwas von ihm, und niemand war da, der ihn angriff. Doch die Umgebung war eine andere geworden, denn jetzt rückten von beiden Seiten die dunklen Schatten heran und vertrieben das Grau.
    Es wurde finster. Seltsamerweise fürchtete Johnny sich nicht vor dieser Finsternis, sie gehörte zu seinem Ausflug dazu, und er hoffte, dass sie bald wieder aufhören würde.
    Seine Reise ging trotzdem weiter, und er musste nicht mal seine Beine bewegen, sie wurden bewegt, und sie wurden auch zu einem entsprechenden Ziel geführt.
    Ja, das gab es.
    Er sah es auch.
    Es lag nicht nur vor ihm, sondern auch um ihn herum. Er konnte es sehen, weil es heller geworden war. Und Johnny merkte auch, dass etwas seine Schritte verlangsamte. Es war eine fremde Macht, der er sich voll und ganz hingab.
    Seine Beine bewegten sich nicht mehr so schnell. Hin und wieder schlurften die Sohlen über den Boden hinweg. Jemand bremste seine Schritte.
    Er ging trotzdem weiter.
    Aber er ging jetzt langsamer. Vergleichbar mit einem normalen Spaziergänger, der genügend Zeit mitbrachte und sich entspannt in seiner Umgebung umschaute.
    Das tat auch er.
    Wo bin ich? Diese Frage stellte sich automatisch, aber sie bereitete ihm keine Probleme. Er fühlte sich gut. Niemand hatte ihm etwas getan. Man hatte ihn irgendwo hin geleitet, und er glaubte jetzt, das Ziel bald vor sich zu haben.
    Allmählich hellte es auf.
    Johnny hatte auch genug von der Dunkelheit.
    Er stellte fest, dass er sich in einem Gang oder Flur befand, dessen Wände hell gestrichen waren.
    Johnny spürte jetzt jeden Schritt, wenn er seinen Fuß aufsetzte. Er horchte in sich hinein und versuchte herauszufinden, ob eine gewisse

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