1827 - Das vergessene Grab
offenes Fenster gesehen.«
»Okay, das machen wir.«
»Oder willst du schellen?«
Ich schaute Suko an und grinste. »Das wäre auch eine Möglichkeit. Einfach schellen und so tun, als hätte man sich verlaufen.«
»Oder einfach nur den Moment der Überraschung ausnutzen. Würde mir auch gefallen.«
»Wir bleiben beim Fenster.«
»Auch gut.«
In diesem Augenblick hörten wir den Schrei. Und das war kein Schrei eines Erwachsenen, sondern der eines Kindes!
***
Angie Burgess wusste, dass sie gegen den Mann keine Chance hatte. Er würde kommen und sie holen. Aber sie wollte nicht sofort aufgeben und suchte nach einer Möglichkeit, alles so lange wie möglich hinauszuziehen.
Sie dachte auch daran, ihren Vater anzurufen. Der nahm sein Handy immer mit, aber er schaltete es auch gern aus, damit er seine Ruhe hatte. So ließ sie es bleiben.
Aber sie blieb nicht mehr im Zimmer. In einem Keller konnte sie sich nicht verstecken, weil es keinen gab. Und so entschied sie sich für die erste Etage. Angie verließ ihr Zimmer und huschte dann die kalt wirkende Marmortreppe nach oben.
Sie gelangte in den Flur huschte in das erste Zimmer. Es war ein Bad, das eine Verbindungstür zum Schlafzimmer hatte.
Sie hatte die Tür zum Bad geöffnet, aber sie ging noch nicht hinein. Sie vernahm ein leises Geräusch, und sie wusste, dass der Mörder das Haus betreten hatte und jetzt unten herumlief.
Er gab sich keine Mühe, nicht gehört zu werden. Das Geräusch seiner Schritte war deutlich zu verfolgen, und dann hörte das Mädchen ihn auch sprechen.
»Ich habe lange nachdenken müssen, aber jetzt weiß ich, wer du bist.« Er gab sich selbst die Antwort. »Du heißt Burgess, ebenso wie deine Mutter und dein Vater. Das ist gut zu wissen, Angie Burgess, denn ich bin gekommen, um mich zu rächen. Ich werde die Menschen mit dem Namen Burgess ausrotten, denn deren Vorfahren haben nichts getan, als man mich in ein Loch steckte, dass sich Grab nannte. Man gab mir sogar zu essen und zu trinken. Brot und fauliges Wasser. Beides sollte ich mir gut einteilen, was ich auch tat. Aber irgendwann war Schluss und Nachschub gab es nicht mehr.« Er lachte und rief dann: »Hörst du mich? Weißt du, was dann passierte?«
Das Mädchen hütete sich, eine Antwort zu geben. Es war nicht dumm, und es wusste, dass der Kerl noch nicht kommen würde.
Sie hatte sich nicht getäuscht. Er blieb unten, aber er sprach weiter, und seine Stimme nahm einen harten und auch bösen Klang an. »Willst du alles hören?«
Angie schwieg. Sie stand auf der Türschwelle. Ihre Hände hatte sie zu Fäusten geballt. Schweiß bedeckte ihre Stirn. Hin und wieder zuckte ein Muskel an ihrem Hals, und dann bekam sie wieder die Stimme zu hören. Jetzt sogar leicht kreischend.
»Ja, sie waren damals froh, mich los zu sein. Vermodern zu lassen in einem alten Grab. Aber sie haben nicht damit gerechnet, dass ich etwas Besonderes bin. Etwas ganz Besonderes. Denn in meinem Leben habe ich mich einem Geheimbund angeschlossen, der den Weg zum Teufel gesucht und auch gefunden hat. Ich habe mit mächtigen Magiern gesprochen und mit Theosophen der Hölle. Und dann hat der Teufel mich angenommen. Er hat mich dann auf seine Art und Weise unsterblich gemacht. Deshalb bin ich wieder da, verstehst du?«
Nein, sie verstand nichts. Sie war viel zu jung. Für sie galt einzig und allein der Überlebenswille. Instinktiv wusste sie, dass sie vorsichtig sein musste und sie vielleicht einen Vorteil hatte, den sie ausnutzen musste. Sie kannte sich hier im Haus aus, der andere nicht. Mit ihrem Vater hatte sie öfter Verstecken gespielt, und das sollte ihr jetzt zugute kommen, so hoffte sie.
»Na, hast du alles gehört, du kleine Ratte? Ist dir klar geworden, in welcher Lage du dich befindest? Du kommst hier nicht mehr weg. Ich werde dich holen.«
Und genau diesen Vorsatz setzte er augenblicklich in die Tat um. Das Mädchen stand am Ende der Treppe und hörte, wie der Kerl die Stufen hoch kam. Sie hörte, wie er sich bewegte. Auf keinen Fall schnell, er ging langsam, und immer wenn er eine neue Stufe erreicht hatte, gab er ein Stöhnen von sich.
Angie wusste, dass sie jetzt schlau sein musste. Sie durfte ihm auf keinem Fall ihren Standort verraten. Sie musste ihm immer einen Schritt voraus sein.
Damit wollte sie jetzt beginnen.
Hier oben lagen mehrere Zimmer. Nicht nur die Bäder, auch die Schlafzimmer. Insgesamt drei.
Angie überlegte, wie sie es anstellen sollte, dem Killer zu entwischen. Sie musste
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