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184 - Die Herren von Sydney

184 - Die Herren von Sydney

Titel: 184 - Die Herren von Sydney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn und Stephanie Seidel
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sollte dort warten, bis der Bund sich beraten und ein Urteil gefällt hatte.
    Herzschläge verpochten, Minuten wurden zur Ewigkeit, die Zeit hörte auf zu existieren. Quart’ol wanderte in der Schleuse umher – drei Schritte vor, drei Schritte zurück – und haderte mit sich selbst. Hatten ihn wirklich lautere Motive hergeführt? Oder war er das Opfer der eigenen Ambitionen geworden? Je mehr er darüber nachdachte, desto weiter entfernte er sich von einer Antwort. Er hatte schon Kopfschmerzen, als sich endlich etwas in der Schleusenwand bewegte. Einauge kam, um ihn vor den Rat zu holen.
    Quart’ol trottete bereitwillig los, noch ehe er dazu aufgefordert wurde. Umso überraschter war er, als Einauge ihn am Arm packte und zurückhielt.
    »Wir haben nicht viel Zeit, also hör einfach zu«, raunte der Hydrit. »Man wird es dir nicht sagen, aber die Mehrheit im Bund hält dich für einen Verräter. Ich gehöre auch dazu. Doch was die Erfahrungen des Menschen Matthew Drax angeht, so halte ich sie für zumindest nicht abwegig, und ich sehe eine Möglichkeit, sie zu bestätigen. Suche Gilam’esh’gad auf! Nur dort kannst du Beweise für seine Geschichte finden.«
    »Gilam’esh’gad? Ich dachte, die vergessene Stadt sei nur eine Legende«, erwiderte Quart’ol erstaunt.
    »Du sollst nicht denken, du sollst zuhören!« Einauge zog ihn auf die Schleusenwand zu und flüsterte dabei:
    »Gilam’esh’gad liegt am Grund des Marianengrabens, in einer Region am südwestlichen Ende, die deine Menschenfreunde Challengertief nennen. Finde sie, bring Beweise für Drax’ ungeheuerliche Geschichte mit, und man wird dich rehabilitieren.«
    Einauge verstummte noch rechtzeitig, ehe sich die Schleuse öffnete. Quart’ol blieb keine Zeit, das Gehörte zu verarbeiten. Er wurde ins Dunkel geführt, losgelassen und nicht eher wieder angesprochen, bis Einauge seinen Platz neben Skorm’ak eingenommen hatte.
    Der Erste Meister ergriff das Wort.
    »Wir sind nach ausführlicher Beratung zu dem Schluss gekommen, Quart’ol, dass du in durchaus ehrenvoller Absicht hergekommen bist, deine zweifelhaften Erkenntnisse für uns jedoch keinen Nutzen haben. Wir glauben nicht, dass Matt Drax je auf dem Mars war. Vermutlich hat er das Ganze erfunden, um sich wichtig zu machen.«
    Quart’ol lachte auf. »Das ist leicht zu widerlegen: Ich bin den beiden Marsianern begegnet, die mit Matt zurück zur Erde gekommen sind, und habe mich mit ihnen unterhalten.«
    »Du sprichst Marsianisch?«, fragte Skorm’ak gedehnt.
    »Nein, sie sprechen Englisch«, antwortete Quart’ol.
    »Sie kommen von der Erde, sind die Nachfahren einer Expedition, die vor über fünfhundert Jahren…« Er verstummte, als ihm bewusst wurde, wie absurd das klang.
    »So, so.« Der Erste Meister nickte versonnen. »Und du weißt mit Bestimmtheit, dass die Englischsprechenden auch wirklich Marsianer sind.«
    »Äh, nun ja… sie sahen so aus.« Quart’ol war verwirrt, knetete seine Finger. »Ich meine: Sie sahen anders aus als Menschen. Ähnlich zwar, aber doch – anders.«
    »Wie denn anders?«, fragte Skorm’ak sanft. »Wie die vierarmigen Rriba’low? Oder die kleinwüchsigen Narod’kratow? Gleichen sie den bleichhäutigen Nosfera?«
    »Sie sind groß und dünn und haben Pigmentflecken auf der Haut«, sagte Quart’ol. Er klang hilflos, und so fühlte er sich auch. Die Idee, Matt könnte ihm etwas vorgespielt haben, wäre Quart’ol in hundert Lebenszyklen nicht gekommen. Aber jetzt war sie da, und sie fraß sich durch sein Inneres wie Rochengift.
    Aber nein – ich habe doch in seinen Erinnerungen gelesen!
    Und was, wenn es falsche Erinnerungen waren?
    Skorm’ak wartete noch einen Moment auf Worte, die nicht kamen, dann sagte er: »Wir wollen dich nicht länger quälen, mein Freund! Ich denke, du hast erkannt, wie leichtsinnig es ist, den Menschen zu vertrauen, und du wirst es nicht wieder tun. Sei in Zukunft vorsichtig – und sprich zu niemandem über das, was du hier gesehen und gehört hast! Du darfst jetzt gehen.«
    Quart’ol verbeugte sich, machte kehrt und trottete davon.
    Der Gilam’esh-Bund verharrte in Schweigen, bis sein Besucher den Stollen jenseits der Schleuse verlassen hatte. Dann lehnte sich Skorm’ak zurück und klatschte in die Hände.
    »Licht!«, befahl der Erste Meister, und es ward Licht.
    Rings an den Wänden flammten Leuchtkörper auf, die aus biologischen Bakterienkulturen auf künstlich erzeugten Symbionten bestanden. Ein Quan’rill nach dem anderen

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