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1849 - Die Mittagswelt

Titel: 1849 - Die Mittagswelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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den Hyperraum bestand jedoch ein riesengroßer Unterschied.
    Saedelaere erlebte den Sprung nämlich bei wachem Bewußtsein mit, und das war im Grunde ausgeschlossen.
    Es schien sich um eine Teleportation über große Distanz zu handeln. Zuerst dachte er, es gehe über ein Lichtjahr und mehr. Was für eine Entfernung! Dann glaubte er an die Version mit zehn bis hundert Lichtjahren.
    Und als der Sprung nach langer Zeit immer noch nicht beendet war, machte er sich mit dem Gedanken vertraut, daß das Wesen ihn und die Raubyner in einen völlig anderen Teil dieser Galaxis verschleppte.
    Ans andere Ende von Tolkandir, überlegte er. Und wenn wir herauskommen, wissen wir nicht, wo wir sind.
    Er fürchtete den Augenblick. Zu oft hatte er sich schon in der Fremde wiedergefunden. Alaska Saedelaere, der kosmische Mensch. Was so großartig klang, nach einer bedeutenden Rolle im Konzert der Großen, legte in Wahrheit seine entwurzelte Existenz bloß.
    Saedelaere wollte nach Hause. In einem Zimmer sitzen, das das eigene war, und mit Personen sprechen, deren Gesichter und deren Namen er kannte.
    Er versuchte, die Gedanken des Wesens zu erfassen. Es gelang ihm nicht, auch wenn so etwas wie ein Gedankenstrom durchaus vorhanden war. Statt dessen empfing er unpräzise Eindrücke. Das Wesen begriff sich selbst als eine Große Mutter, als etwas Gebärendes, das sich an einen vorbestimmten Ort begeben mußte.
    Nach langer Zeit kam noch etwas hinzu. Je genauer er horchte, je weiter er sich öffnete, desto konkreter wurde der Eindruck. Es war ein Name. Eine Bezeichnung für ein Ego.
    Das Wesen nannte sich Goedda.
    Saedelaere krümmte sich. Ob er während der Teleportation einen Körper besaß oder nicht, ließ sich nicht sagen, aber der Schock, der ihn erfaßte, bereitete ihm körperliche Schmerzen.
    Goedda. Der Name des Lebendigen. Er kannte das Wort. Und zwar schon lange Zeit, seit Beginn seiner Odyssee.
    Der vierte Bote von Thoregon war getötet worden, ein Wesen namens Zenndicyl Pervorat Zeun. Seine Mission hatte darin bestanden, vor einer kosmischen Gefahr namens Goedda zu warnen.
    Saedelaere befand sich im Inneren der Galaxis Tolkandir. Eine unvorstellbare Katastrophe hatte hunderttausend Lichtjahre im Umkreis entvölkert - und zur selben Zeit tauchte aus dem Hyperraum Goedda auf. Die Verbindung lag auf der Hand: Vermutlich war es Goedda, die Tolkandir vernichtet hatte.
    Saedelaere dachte an den vierten Boten, au seine Leiche und an sein zerstörtes Schiff. Zenndicyl Pervorat Zeun hatte seine Botschaft auf die Brücke in die Unendlichkeit, von dort aus an einen unbekannten Adressaten überbringen wollen.
    Welcher das war, darauf gab es bis heute keinen Hinweis. Doch die Brücke besaß einen Pfeiler mitten im Solsystem. Die Erde, die Brücke in die Unendlichkeit, der vierte Bote - all das war irgendwie miteinander verknüpft.
    Saedelaere konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, daß die Probleme des vierten Boten auch seine Probleme waren.
    Die Gefahr, in der sie schwebten, fiel ein bißchen größer aus als erwartet. Saedelaere fühlte sich wie eine Krabbe im Maul eines Wals.
    Der Riese brauchte nur ein einziges Mal zu schlucken. Die Große Mutter brauchte nur mit den Zähnen zu knirschen, aus reinem Zufall, und alles wäre vorbei. Gegen Goedda war er nur ein Staubkorn.
    Und nach weiteren Jahrhunderten im Maul des Riesen endete der Sprung. Durch die isolierende Gallertschicht der Haut, die ihn umgab, schlug eine fürchterliche Gewalt.
    Alaska Saedelaere verlor das Bewußtsein.
     
    2.
     
    Die Hütte Als er die Augen aufschlug, war es über ihm schwarz. Nicht völlig schwarz, korrigierte er den ersten Eindruck; mit einem Hauch von Dunkelblau durchsetzt, so wie in den höchsten Schichten der Erdatmosphäre.
    Es war nicht mehr das Weltall. Das Meer der Lichter fehlte. Statt dessen funkelte aus der Mitte des Firmaments, das ihn überspannte, ein silberfarbener Stern, von einer milchigen Aureole umgeben. Saedelaere begriff, daß es sich um einen Himmel handelte.
    An seinem linken Ohr wiederholte sich mit nervtötender Regelmäßigkeit ein Signalton. Er kannte den Ton. Das Signal wies auf eine akute Lebensgefahr hin.
    Saedelaere lag still. Goeddas Gegenwart, die ihn zur vollständigen Passivität gezwungen hatte, bestand nicht mehr. Das Wesen war verschwunden.
    Er schaute zur Sonne hinauf, und er bemerkte, daß Goeddas Farbe und die des Sterns am Himmel übereinstimmten. Der Träger der Haut erinnerte sich an die letzten Sekunden vor dem

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