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1851 - Dreizehn Seelen für den Satan

1851 - Dreizehn Seelen für den Satan

Titel: 1851 - Dreizehn Seelen für den Satan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Breuer
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ließ ich die Tasse sinken und stemmte mich hoch, um mich auf den Weg zu Sir James zu machen. »Nicht heimlich austrinken«, ermahnte ich Suko noch beim Verlassen des Büros. Ich verschwand, ohne eine Antwort abzuwarten und klopfte einen Moment später an die Tür meines Chefs.
    Als ich eintrat, hellte sich seine Miene sichtlich auf. Er rückte seine Hornbrille gerade und deutete auf den freien Stuhl vor seinem Schreibtisch.
    Nachdem ich Platz genommen hatte, blickte ich Sir James neugierig an. Dieser machte es spannend und nippte erst einmal an dem kohlensäurefreien Mineralwasser, welches er bevorzugt zu trinken pflegte.
    Erst danach reichte er mir einige Papiere herüber.
    »Ich habe Ihnen die entsprechenden E-Mail-Dateien bereits weitergeleitet«, erklärte er vorab, während ich meinen Blick über das oberste Blatt wandern ließ. Wie ein Schwamm saugte ich die enthaltenen Informationen in mich auf.
    Dem Unterlagen war zu entnehmen, dass in der Grafschaft Kent ein Schwerverletzter aufgefunden worden war, der im Krankenhaus von einer gruseligen alten Frau berichtete, die versucht hatte, ihm das Blut auszusaugen. Eine Vampirin vielleicht? Möglicherweise redete der Mann im Fieberwahn auch nur wirres Zeug. Meine Aufmerksamkeit war jedenfalls geweckt. Es konnte nicht schaden, die Geschichte einmal unter die Lupe zu nehmen.
    »Was halten Sie davon?«, fragte Sir James, nachdem ich meine Lektüre beendet hatte.
    Ich rieb mir das Kinn.
    »Schwer zu sagen«, antwortete ich. »Ich denke, ich sollte mal persönlich mit dem Mann sprechen.«
    Sir James nickte. »Er ist in keinem sehr guten Zustand«, erklärte er mir ernst. »Man hat ihm nämlich ziemlich übel zugerichtet.«
    Das hatte ich gelesen. In dem Bericht war von einer schrecklichen Halswunde die Rede gewesen.
    »Ich werde keine Zeit verlieren«, sagte ich. »Wo finde ich den armen Kerl?«
    »Justizkrankenhaus Standford Hill«, antwortete Sir James. »Das Gefängnis befindet sich auf der Isle of Sheppey in der Nähe von Eastchurch.«
    Ich nickte. Dass man einen entlaufenen Häftling nicht in einer normalen Klinik unterbrachte, war logisch.
    »Schauen Sie noch einmal in die Unterlagen, die ich Ihnen geschickt habe«, gab mir Sir James noch mit, »und dann machen Sie sich am besten auf den Weg!«
    »Natürlich«, sagte ich und ging zurück in mein Büro.
    »Arbeit?«, fragte Suko.
    »Wie mans nimmt«, gab ich zurück. Während ich die Unterlagen, die mir Sir James zugeschickt hatte, noch einmal in Ruhe studierte, informierte ich meinen Partner in groben Zügen über die Angelegenheit.
    »Soll ich mitkommen?«, fragte Suko dann.
    Ich winkte ab. Für ein Gespräch mit dem Patienten mussten wir nicht gleich im Doppelpack auflaufen.
    »Danke, aber lass mal«, erklärte ich also. »Das krieg ich schon alleine hin.«
    Bis jetzt sah alles ganz nach einer Routineangelegenheit aus. Wie sehr ich mich täuschte, sollte ich bald erfahren …
    ***
    Gegen Nachmittag erreichte ich über die Kingsferry Bridge die Isle of Sheppey, eine kleine Insel vor den Ufern der Grafschaft Kent. Das Standford Hill Prison samt angegliedertem Krankenhaus befand sich unweit des Örtchens Eastchurch. Hier also hatte man Mike Dawson untergebracht, dem ich nun auf den Zahn fühlen wollte.
    Langsam ließ ich den Rover nahe der Gefängnismauern ausrollen und stieg aus dem Wagen. Der Anblick der hohen Wachtürme bereitete mir unwillkürlich Unbehagen. Ich fragte mich, wie sich die Männer fühlen mochten, die hinter diesen Mauern saßen. Andererseits hatten sie sich den Aufenthalt hier schließlich selbst eingebrockt.
    So wie auch Mike Dawson.
    Nach meinen Informationen handelte es sich um einen Bankräuber, der einen Wachmann erschossen hatte. Mein Mitleid hielt sich also in Grenzen.
    Schnurstracks begab ich mich zum Empfang und stellte mich als Oberinspektor Sinclair vor. Sir James hatte mein Erscheinen bereits telefonisch angekündigt. Eine entsprechende Besuchserlaubnis lag vor.
    Gewissenhaft prüfte der diensthabende Beamte meine Unterlagen, dann nickte er brummend.
    »Alles in Ordnung«, erklärte er. Ich hatte nichts anderes erwartet.
    Nun lagen zahlreiche Sicherheitsschleusen vor mir, an deren Ende ich von einem jungen Officer erwartet wurde. »Mister Sinclair?«, fragte er. »Henley mein Name! Ich soll Sie zu Dawson ins Krankenhaus bringen.«
    »Danke sehr«, antwortete ich. »Das ist ja ein Service!«
    Standford Hill bot fast fünfhundert Häftlingen Platz. Die Anstalt war auf dem Gelände einer

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