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1851 - Dreizehn Seelen für den Satan

1851 - Dreizehn Seelen für den Satan

Titel: 1851 - Dreizehn Seelen für den Satan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Breuer
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Keuchend blieb Mike Dawson stehen und lehnte sich mit dem Rücken an einen der mächtigen Baumstämme. Er war unrasiert und dicke Schweißperlen bedeckten sein markant geschnittenes Gesicht. In seinen grauen Augen zeigte sich deutlich die Erschöpfung. Immerhin war er bereits seit mehreren Stunden zu Fuß unterwegs.
    Unruhig blickte Dawson hinter sich. Niemand schien ihm zu folgen. Er hoffte, die Verfolger endlich abgeschüttelt zu haben.
    Jetzt erst gestattete er sich ein erleichtertes Aufatmen. Dawson sammelte sich einen Moment. Er blickte an sich herunter. Wieder einmal wurde ihm überdeutlich klar, dass er andere Kleidung benötigte.
    Er musste die verdammten Sträflingsklamotten loswerden, das war klar!
    So wie er jetzt aussah, war er nämlich für jeden Cop ein gefundenes Fressen.
    Dawson schüttelte den Kopf. Dass er ausgerechnet in einem Knast gelandet war, der wieder einheitliche Sträflingskleidung eingeführt hatte, rächte sich nun.
    Fluchend rieb er sich die Bartstoppeln. Dawson dachte zurück.
    Am Nachmittag hatte man ihn für eine Revisionsverhandlung aus dem Standford Hill Gefängnis nach Canterbury überführen wollen. Auf halber Strecke war ihm dann aufgrund einer Unaufmerksamkeit seiner Wärter die Flucht gelungen.
    Ein Grinsen kerbte Dawsons markante Züge. Dass diese Pfeifen es ihm so leicht gemacht hatten, wollte ihm immer noch nicht recht in den Kopf.
    Mit einem gestohlenen Wagen hatte sich Dawson davongemacht, die Polizei dicht auf den Fersen. Dummerweise hatte das Fahrzeug kurz hinter Canterbury den Geist aufgegeben. Ihm war nichts anderes übriggeblieben, als das freie Gelände hinter sich zu lassen und sich sofort in die Wälder zu schlagen. Damit war er auch ganz gut gefahren. Immerhin war es seinen Verfolgern bis jetzt nicht gelungen, ihn wieder einzufangen. Wenn es nach ihm ging, würde das auch so bleiben!
    Dawson dachte an den misslungenen Banküberfall, der ihn überhaupt erst ins Kittchen gebracht hatte. Alles war glatt gelaufen, bis ein Mann vom Wachpersonal geglaubt hatte, den Helden spielen zu müssen. Daraufhin hatte Dawson die Nerven verloren und den Kerl ordentlich mit Blei vollgepumpt.
    Genutzt hatte ihm das freilich nichts. Kurz darauf klickten nämlich die Handschellen. Bei dem anschließenden Prozess war Dawson zu lebenslanger Haft verurteilt worden.
    Er hatte allerdings keine sonderliche Lust darauf verspürt, seinen Lebensabend hinter Gittern zu verbringen und so die erstbeste Gelegenheit zur Flucht genutzt. Deshalb steckte er jetzt hier in diesem gottverlassenen Wald fest.
    Wieder blickte sich Dawson mit flackernden Augen um. Er kannte sich in diesem Teil Englands einigermaßen aus. Der Wald befand sich etwa zwanzig Meilen außerhalb von Canterbury. Ganz in der Nähe existierte die Ortschaft Pluckley. Dort gab es einen Bahnhof, von dem aus Züge direkt nach London fuhren.
    Wenn er sich erst einmal Geld und neue Klamotten beschafft hatte, wollte Dawson sich auf diesem Wege in die Millionenmetropole absetzen. Dort kannte er nämlich einige Leute, die ihm noch einen Gefallen schuldig waren. Vor allem brauchte er neue Papiere!
    Dawson schüttelte abrupt den Kopf und schob seine Zukunftsplanungen beiseite. Solange man ihm noch so dicht auf den Fersen war, hatte er keine Zeit für solch einen Unsinn. Andere Dinge waren jetzt wichtiger. Zum Beispiel, einen Weg aus diesem gottverdammten Wald zu finden …
    Übergangslos setzte er sich wieder in Bewegung und folgte einem schmalen Streifen Mondlicht, der es tatsächlich geschafft hatte, sich zwischen den Baumkronen hindurchzukämpfen. Das war wenigstens etwas. Vielleicht würde er ja so nicht mehr permanent über die eigenen Füße stolpern!
    Vorsichtig ging er weiter und folgte dem Lichtstreifen. Die leisen Laute nachtaktiver Tiere waren zu hören. Angst vor der Dunkelheit hatte Dawson nicht. Er hielt sich eigentlich für einen ziemlich hartgesottenen Kerl. Dennoch zerrte die Finsternis allmählich gehörig an seinen Nerven, zumal der Wald kein Ende zu nehmen schien.
    Nach einigen weiteren Minuten erreichte Dawson endlich eine kleine Lichtung. Das Grinsen kehrte auf seine Lippen zurück und erleichtert reckte er das kantige Kinn vor.
    Offenbar hatte er die ersten Ausläufer der Zivilisation erreicht. Vor ihm auf der Lichtung befand sich ein kleines, windschiefes Haus.
    Instinktiv verbarg sich der Ausbrecher hinter einem Busch, um sich einen genaueren Überblick zu verschaffen. Es handelte sich um ein einstöckiges rotes

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