1851 - Dreizehn Seelen für den Satan
hergefallen.
Dawson leckte sich über die rissigen Lippen. Die Frau musste wahnsinnig gewesen sein. Eine andere Erklärung hatte er nicht für die blutrünstige Attacke.
Der Verbrecher warf einen letzten Blick zurück, dann verließ er das unheimliche Haus und trat zurück auf die Lichtung. Im Tageslicht wirkte der Wald gleich weniger bedrohlich.
Jedenfalls würde es nun bedeutend einfacher sein, zurück in die Zivilisation zu finden.
Dem Stand der Sonne nach zu urteilen, war es noch früh am Tag. Er musste also keine Angst haben, in nächster Zeit erneut von der Dunkelheit überrascht zu werden.
Angst hatte Dawson dennoch.
Keuchend stolperte er los und torkelte zurück in die Wälder. Jeder Schritt war eine Höllenqual für ihn, aber er hielt sich aufrecht.
Er wusste, wenn er noch einmal zusammenbrach, dann würde er nicht mehr aufstehen können. Dann war alles vorbei und er würde hier draußen elend verrecken.
Immer, wenn Dawson die Beine wegzusacken drohten, hielt er sich an einem der Baumstämme fest. So schaffte er es, mit knapper Not auf den Füßen zu bleiben.
Mit irrlichternden Augen suchte er sich seinen Weg und versuchte, die pochenden Schmerzen zu ignorieren. Die Wunde fühlte sich an, als hätte sie sich entzündet, aber das konnte natürlich nicht sein, jedenfalls nicht so schnell!
Fast wäre Dawson vor Dankbarkeit auf die Knie gefallen, als er nach schier endloser Zeit eine asphaltierte Straße erreichte, die sich wie ein grauer Lindwurm durch die Wälder schlängelte.
Keuchend lehnte er sich mit dem Rücken an einen der Baumstämme. Früher oder später musste hier jemand vorbei kommen! Es konnten auch ruhig die Cops sein. Alles war besser, als noch einmal der blutrünstigen Irren in die Finger zu fallen!
Schwer atmend begann der Verbrecher zu warten. Immer wieder trübte sich seine Sicht. Sein Bewusstsein zerfaserte im Fieberwahn. Mittlerweile fühlte sich sein gesamter Körper glühend heiß an.
Manchmal glaubte Dawson herannahende Fahrzeuge zu sehen und stolperte hinaus auf die Straße. Dann erwiesen sich die Autos jedoch als schnöde Illusion. Das Fieber narrte ihn.
Mike Dawson wusste nicht, wie lange er wartend am Straßenrand verbracht hatte. Die Zeit war für ihn nicht mehr greifbar. Sein bewusstes Denken war erloschen.
Irgendwann löste er sich von dem Baumstamm, der ihm bisher Halt gegeben hatte und torkelte abermals auf den Asphalt hinaus. Hier verließen ihn endgültig die Kräfte.
Dawson verdrehte die Augen und sackte lautlos in sich zusammen. Mit ausgestreckten Gliedmaßen blieb er auf der Straße liegen.
Es dauerte noch mehrere Stunden, bis sein Körper zufällig von einem vorbeifahrenden Mann gefunden wurde, der auf dem Weg nach Canterbury war.
***
Nach einem stärkenden Frühstück hatte ich mich endlich auf den Weg ins Büro gemacht. Ich war bereits gespannt, was mich heute dort erwartete. Zunächst einmal freute ich mich allerdings auf einen heißen, starken Kaffee.
Im Gebäude von Scotland Yard angekommen, wurde ich bereits von Glenda Perkins erwartet.
»Oh, der Herr geruht, sich auch einmal wieder sehen zu lassen«, begrüßte sie mich munter und strich sich eine vorwitzige Haarsträhne aus dem Gesicht. Ihr neckisches Lächeln sprach Bände.
»Natürlich, holde Maid«, gab ich grinsend zurück. »Ich muss mich doch überzeugen, dass hier alles seine Ordnung hat! Wenn sie mir nun noch einen heißen Kaffee kredenzen könnte, so wäre mein Lebensglück perfekt!«
Glenda machte eine Geste, als wolle sie mir gleich etwas an den Kopf werfen. Dann deutete sie schmunzelnd auf die Kaffeemaschine. »Heute ist Selbstbedienung«, erklärte sie mir.
Also bediente ich mich.
Mit dem Kaffee in der Hand trollte ich mich in mein Büro, wo mich mein Partner Suko bereits erwartete. Auch der Chinese grinste breit, als er mich sah.
»Auch schon wach?«, begrüßte er mich. Immerhin wohnten wir Tür an Tür im selben Mietshaus. »Du weißt doch, der frühe Vogel fängt den Wurm!«
»Der frühe Vogel muss auch mal ausschlafen«, gab ich trocken zurück, »sonst fällt er nämlich vom Fleisch.«
Suko lachte. »Du hast ja eine Dienstauffassung«, stellte er nicht ganz ernst gemeint fest. Der Chinese grinste kopfschüttelnd und versenkte sich wieder in die Papiere, mit denen er sich gerade befasst hatte.
Gerade wollte ich mich hingebungsvoll mit dem dampfenden Kaffee beschäftigen, als Glenda im Türrahmen erschien.
»John, der Chef hat was für dich«, erklärte sie.
Seufzend
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