1857 - Die Maske fÀllt
Massentod in der Milchstraße zu verhindern. Ich vermute, daß Goedda Herz und Hirn zugleich ist."
Dao-Lin-H’ay hatte sich nicht ein einziges Mal geäußert. Die Kartanin schwebte neben den beiden Männern her, starrte mit geweiteten Augen ins Nichts, als habe sie etwas wahrgenommen, das sie vor Entsetzen förmlich lähmte, und hustete in unregelmäßigen Abständen.
Atlan blickte sie prüfend an, und er spürte, wie es seinen Rücken kalt überlief.
Was du siehst, sind die Anzeichen eines nahen Todes! stellte der Logiksektor fest.
Unsinn! Du irrst dich!
Der unbestechliche Extrasinn reagierte erst gar nicht.
Alles in dem Arkoniden sträubte sich gegen den Gedanken, sie könnten die Kartanin verlieren. Er sprach sie an, doch sie antwortete nicht, schien ihn nicht zu hören.
Hilfesuchend wandte er sich an Myles Kantor, der sich etwa fünfzig Meter weit von ihnen entfernt hatte.
Er glitt zu ihm hinüber, um ihn auf Dao-Lin-H’ay aufmerksam zu machen.
Als er ihm die Hand auf die Schulter des SERUNS legte, wandte sich der Terraner ihm zu. Durch den Schutzanzug hindurch hatte er die Berührung natürlich nicht direkt spüren können - aber der SERUN leitete einen Impuls an ihn weiter, so daß er die Berührung sehr wohl indirekt wahrnahm.
„Was ist los?" fragte Kantor.
„Dao-Lin-H’ay", antwortete Atlan. „Sie braucht erneut unsere Hilfe."
„Wo ist sie denn?"
Erschrocken fuhr der Arkonide herum. Im silbrig schimmernden Nebel war nichts von der Kartanin zu sehen.
„Dao-Lin-H’ay!" schrie er. „Verdammt, du darfst dich nicht von uns trennen. Wo bist du? Melde dich!"
Die beiden Männer nutzten Ortungsgeräte und Individualtaster der SERUNS und flogen zu der Stelle zurück, an der die Kartanin zuletzt gewesen war. Sie trennten sich, bis sie sich kaum noch sehen konnten, blieben über Funk aber ständig in Kontakt miteinander. Langsam schwebten sie durch den Nebel und hielten nach Dao-Lin-H’ay Ausschau.
Myles nutzte alle Tricks, die ihnen ihre Schutzanzüge boten. Er schickte Spionaugen aus.
Vergeblich.
Die Kartanin war verschwunden.
„Wo kann sie sein?" fragte Atlan verzweifelt. Langsam näherte er sich Myles Kantor.
„Ich habe keine Ahnung", antwortete der Terraner. „Sie kann sich in alle möglichen Richtungen von uns entfernt haben. Angesichts der Größe der Traumblase haben wir keine Chance, sie zu finden, wenn sie sich nicht meldet."
„Aber ihr Pikosyn müßte sich doch melden. Er müßte auf unsere Rufe reagieren."
„Ich kann mir auch nicht erklären, warum er schweigt."
Alle Überlegungen waren hinfällig geworden. Jetzt spielte keine Rolle mehr, ob man zuerst die Peripherie der Traumblase vermessen oder das Zentrum angreifen sollte. Es ging nur noch um Dao-Lin-H’ay Sie galt es zu finden.
Eine metallene Station schälte sich allmählich aus dem Nebel. War die Kartanin dorthin geflogen?
Atlan und der Terraner tasteten das Gebilde mit Hilfe ihrer Ortungsgeräte ab. Die Station schien unbesetzt zu sein. Nirgendwo waren Aktivitäten der Physander zu erkennen.
Sie glitten bis an eine Schleuse heran. Myles Kantor untersuchte sie flüchtig, ohne dabei oberflächlich zu sein, und stellte fest, daß es im Inneren keine Atmosphäre gab.
„Meine Sauerstoffversorgung funktioniert nicht mehr", klang plötzlich die Stimme von Dao-Lin-H’ay in ihren Helmen auf.
„Wo bist du?" riefen beide nahezu gleichzeitig. „Melde dich endlich, damit wir dir helfen können!"
„Mist! Was kann ich nur tun?" Ihre Stimme klang versonnen, beinahe verträumt, so als ob sie sich mit ihrem SERUN befaßte, ohne das wahre Problem zu erkennen. Sie kam ihnen vor wie ein Kind, das gedankenlos mit etwas spielte, während zugleich in ihrer Phantasie die entsprechenden Bilder dazu entstanden.
Verzweifelt versuchten sie, ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen und sie aus ihren Träumen aufzuschrecken.
Hatte sie tatsächlich Schwierigkeiten mit ihrem SERUN? Hatte sie unter dem fremden geistigen Einfluß etwas daran verändert?
Anzeichen des Sterbens!
Atlan wollte es nicht wahrhaben, und er verschwieg Myles Kantor, was ihm sein Extrasinn signalisiert hatte.
Der Wissenschaftler öffnete das Schott der eiförmigen Station, ohne diese mit einer Sauerstoffatmosphäre zu fluten, und glitt durch die Öffnung hinein.
„Wozu?" fragte Atlan.
„Vielleicht gibt es Ortungsgeräte, mit deren Hilfe wir Dao-Lin finden."
Der Arkonide wunderte sich über Myles, der ganz sicher wußte, daß sie sich auf die Ortungsgeräte der
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