1859 - Duell in der Traumblase
darauf vertrieb ein wichtiges Ereignis die düsteren Gedanken.
Ein Versorgerschiff von 23 Kilometern Durchmesser drang durch den Mantel. Jenseitsdreur war sicher, daß es Nahrung für Goedda brachte. Vielleicht auch Material für das Bauwerk, in dem die Große Mutter heranwuchs.
Es war ein unglaubliches Ereignis. Er sah das riesengroße Schiff himmelwärts gleiten. Jenseitsdreur erblickte darin ein Zeichen, daß es bis zum ersten Flimmerphänomen nicht mehr lange dauerte.
Und ausgerechnet in dieser Situation kam es zur Katastrophe: Er spürte, daß sich irgendwo, an einer beliebigen Stelle im Kilimandscharo-Areal, etwas bewegte.
Die Bewegung war ihm fremd. Sie resultierte nicht aus der Spiegelung, sondern sie wurde von etwas verursacht, was nicht in seine Welt gehörte.
Das Ereignis schien ihm klein und geringfügig. Dennoch ließ es von einer Sekunde zur anderen sein Weltbild zerbrechen. Das Verhängnis, das den Jenseitsjack ereilt hatte, suchte ihn nun ebenfalls heim.
Große Mutter! Deine Kinder sind bei dir. Sie werden dein Wachstun schützen.
Gleich wie der Eindringling beschaffen war, egal über welche Kräfte er verfügte - seine pure Anwesenheit stand für Gefahr.
Jenseitsdreur begab sich auf die Jagd. Und wieder machte er dieselbe Erfahrung wie Jenseitsjack: Das Wild, dessen Tod er herbeiführen wollte, ließ sich nicht so einfach fassen. Seine Allmacht besaß Grenzen. Der Eindringling zeigte ihm, daß er auf eine solche Entwicklung nicht vorbereitet war.
3.
Tansania: Gegenwart Mordgedanken Alaska Saedelaere schlief sechs Stunden zwischen Domsträuchern. Das erste, was er nach dem Erwachen sah, war die Sonne Goedda. Der silberfarbene Nebel hatte sich erneut ausgeweitet. Dagegen ließ die Strahlungsintensität nach. Es wurde in der Hohlwelt mittlerweile merklich dunkler.
Saedelaere wußte nicht genau, was es mit dem Silbernebel auf sich hatte. Er nahm jedoch an, daß sich die eigentliche Goedda im Inneren des Nebels vor neugierigen Blicken verbarg. Seine provisorische Messung hatte ergeben, daß der Durchmesser des Nebels erst fünfzig, dann sechzig Kilometer betragen hatte. Aber das war lange her.
Mittlerweile, so schätzte er, mußten es mindestens hundert sein. Hieß daß, das nur der Nebel seine Ausdehnung änderte? Oder lag er richtig, wenn er vermutete, Goedda selbst wachse zu einem größeren Wesen heran?
Saedelaere erhob sich, aß einige Konzentrate, trank die Hälfte seines Wasservorrats. Dann ernährte er die Haut. Sie führten das tägliche Training durch und brachen auf, den Schotterweg entlang in Richtung Kilimandscharo.
Nachdem er weitere zehn Kilometer zurückgelegt hatte, ereignete sich der nächste Zwischenfall.
Saedelaere spürte das paranormale Tastfeld. Die Haut und er reagierten zugleich. Sie umhüllte ihn; er bückte sich und gab sich Mühe, einem Stein in der Landschaft ähnlich zu sehen.
Es dauerte diesmal eine halbe Stunde.
Jenseitsdreur besaß eine feindselige Ausstrahlung, nicht minder bedrohlich als die von Jenseitsjack.
Saedelaere wurde sich der Tatache bewußt, daß sie kein einziges Mal gemeinsam aufgetreten waren. Ein halbes dutzendmal hatte er mit Jenseitsjack zu tun gehabt - ausschließlich und immer nur im Bereich der Landschaft Olymp. Nun kamen zwei Begegnungen mit Jenseitsjack hinzu - ausschließlich im Bereich der Landschaft Kilimandscharo.
Die zwei stellten vielleicht so etwas wie einsame Jäger dar; wie Raubtiere, .von denen eines nicht ins Revier des anderen eindrang.
„So kann es nicht weitergehen", murmelte er. „Wir haben noch sechzig Kilometer zum Vulkan. Nicht zu vergessen der Aufstieg. Da oben wird die Luft bereits dünn, wir werden eine ganze Weile klettern müssen.
Dann hat er es noch einfacher."
„Aber was willst du tun?" fragte die Haut.
„Wir werden ihn abschütteln. Ein für allemal."
„Wen? Jenseitsdreur?"
„Ja."
Die Haut ließ sich einige Zeit mit der nächsten Frage: „Und wie willst du das machen, Alaska?"
„Ich habe die Absicht, ihn zu töten", verkündete Saedelaere.
Die Haut schwieg lange Zeit. Der Gedanke, daß das flaschengrüne Wesen sterben mußte, gefiel ihr.
Aber sie konnte sich wohl nicht vorstellen, wie man ein Wesen umbringen sollte, das bei Bedarf so groß wie ein Gebirge war.
„Das schaffst du nicht", sagte sie pessimistisch voraus.
„Kann sein. Jedenfalls nicht ohne Hilfe, du mußt mir dabei helfen."
Er spürte einen erschreckten Impuls. Die Haut ahnte, daß er wenig angenehme Dinge von ihr
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