Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
187 - Angriff der Anangu

187 - Angriff der Anangu

Titel: 187 - Angriff der Anangu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell und Mia Zorn
Vom Netzwerk:
Es knisterte leise, als die hundegroße Echse ihre Stacheln aufrichtete.
    Verflucht! Sie wird alle wecken.
    Cantalic hatte die Kampfechsen der Anangu oft genug erlebt. Fauchenden Katzen gleich pflegten sie ihre Angriffe mit mörderischem Geschrei zu eröffnen. Und tatsächlich: Auch dieses Biest öffnete schon seinen Rachen. Blitzschnell griff die Reddoa-Kriegerin tief ins Maul der Echse und packte den hinteren Teil der gespaltenen Zunge. Mit der freien Hand zog sie ihr Messer und rammte es in die Kehle des Dornteufels.
    Lautlos sackte das Tier zusammen.
    Cantalic ließ den Kadaver vorsichtig auf die Erde gleiten. Einen Augenblick lauschte sie in die Dunkelheit.
    Bis auf das gleichmäßige Atmen der Riesenwarane war nichts zu hören.
    Noch mehr von diesen Teufeln, und ich bin geliefert!
    Doch sie hatte keine Wahl. Ihre Finger berührten den Lederbeutel an ihrem Gürtel. Sie musste die Sache mit der Wasserstelle jetzt erledigen, jetzt oder nie. Sie musste!
    In gebückter Haltung setzte sie ihren Weg fort. Nach einer Weile spürte sie, wie der felsige Untergrund unter ihren nackten Füßen in weichen Grasboden überging. Es konnte nicht mehr weit sein. Dennoch war jeder Meter eine Qual.
    Die Stille war unheimlich. Jederzeit konnte ihr ein kampflustiger Dornteufel einen Strich durch die Rechnung machen. Immer wieder blieb Cantalic stehen und beobachtete angespannt ihre Umgebung. Schließlich atmete sie auf. Silbrig schimmerte das Wasser im Mondlicht aus der felsigen Senke. Sie hatte ihr Ziel erreicht.
    Vorsichtig öffnete sie den Beutel und versenkte die giftigen Nüsse in der Tränke. Kleine Blasen traten an die Oberfläche, als die dünnen Schalen der todbringenden Früchte sich im Wasser lösten.
    Das Gift reicht aus, um fünfzig Mammutwarane ins Jenseits zu befördern!
    Zufrieden machte sie sich auf den Rückweg. Bei dem getöteten Dornteufel angelangt, überlegte sie kurz. Es blieb keine Zeit, das Biest zu verbuddeln. Die Kriegerin der Reddoas hievte sich die tote Echse über die Schulter und machte sich an den Aufstieg. Die ersten zweihundert Meter des Bergmassivs bestanden aus zerklüfteten Felsvorsprüngen. Es war mühsam, Cantalic kam nicht schnell voran. Doch sie kam voran.
    Big Charley wartete in der Mitte der Bergwand auf sie.
    Er trug eine dunkelbraune Wildlederjacke über Hemd und Hosen aus sandbraunem Malalaleder. Sein rotes, von grünen Strähnen durchzogenes Haar hatte er im Nacken zu einem Dutt verknotet. Auf seinem Rücken hing sein großer Jagdbogen.
    Wie gebannt beobachtete Big Charley seine Angebetete. Er mochte jeden Zentimeter ihres kräftigen Körpers. Geschmeidig wie ein Bergshiip, dachte er und presste im gleichen Moment die Lippen zusammen.
    Hätte er so etwas laut ausgesprochen, würde Cantalic ihn sofort um einen Kopf kürzen.
    »Wo bleibt das Seil, Kerl!«, hörte er sie zischen. Eine etwa vier Meter hohe glatte Wand lag zwischen ihnen.
    Hastig warf er ihr das Seil zu und zog sie nach oben.
    Keuchend ließ sich die Frau auf dem Felsvorsprung nieder. Mit großen Augen starrte Big Charley sie an. Ihr Körper und ihr schwarzer Lederanzug waren über und über mit Blut bedeckt. Schließlich entdeckte er den toten Dornteufel. Hatte sie tatsächlich das schwere Tier die Wand hinauf geschleppt? Einmal mehr bewunderte er ihre Kraft.
    »Bist du verletzt?«, fragte er besorgt.
    »Sehe ich so aus?!« Cantalic schnaubte verächtlich und warf die Echse ins Geröll vor dem Abgrund. Sie drehte ihm den Rücken zu. Dabei umspielte ein warmes Lächeln ihre Lippen. Hätte Big Charley es sehen können, sein Herz wäre vor Freude gehüpft. So aber reichte er ihr nur scheu ihren rot gefärbten Fellmantel, hockte sich in eine Ecke der Felsenplatte und wartete, was seine Führerin als nächstes tun würde.
    Cantalic betrachtete die Felsformationen unter sich.
    Die Bergrücken bildeten ein liegendes M um das Seitental mit den Biestern und dem Lager der Unsichtbaren. (So werden die am Uluru lebenden Anangu genannt, ohne wirklich unsichtbar zu sein.) Nach Osten hin war das Tal offen. Der untere Winkel des M mündete in den kleinen See, der den Tieren als Tränke diente. Von hier oben aus konnte Cantalic das Mondlicht im See flimmern sehen. Und die Feuer im Lager der Wächter im vorderen Tal sah sie ebenfalls.
    Vor drei Monaten hatten die Anangu das Village der Reddoas überfallen. Sie nahmen ihre Mutter, die Große Marsha, und ihre verhasste Schwester mit sich. [1] Blackdawn! Diese elende Verräterin!
    Sie hatte

Weitere Kostenlose Bücher