1870 - Operation Wunderkerze
daß wir die 2000 Hypersonden bekommen", erklärte der LFT-Kommissar „Ihr könnt jederzeit darauf zugreifen, um sie mit den nötigen Daten zu speisen."
„Ich hatte noch keine Zeit, das Programm zu erstellen", antwortete Atlan. „Aber ich werde mich schnellstens darum kümmern."
„Braucht ihr sonst noch etwas?" fragte Cistolo Khan und fügte grinsend hinzu: „Ziert euch nur nicht!
Die LFT stellt der Operation Wunderkerze alles zur Verfügung, was gut und teuer ist."
„Wir melden uns, wenn Bedarf besteht", sagte Atlan, und die Verbindung erlosch.
„Zweitausend Hypersonden!" sagte Bré beeindruckt.
„Mindestens so viele brauchen wir, um eine Symphonie auszustrahlen, die alle Kleinen Mütter hören können, um von ihr angelockt zu werden", sagte Atlan. „Aber ich muß das Werk erst komponieren. Willst du mir dabei helfen, Bré?"
„Nichts lieber als das", stimmte Bré zu. „Aber ich habe nicht die geringste Ahnung, wie Umam-Urra oder die Kaskadierenden Feuer auf Hyperfrequenz geklungen haben."
„Mir ergeht es ebenso", grinste Atlan. „Wir müssen eben unsere Phantasie spielen lassen und viel Gefühl einsetzen. Und Myles wird unsere Komposition aufzeichnen und dann, wenn wir mit unserem Werk zufrieden sind, an Cistolo Khan weiterleiten."
*
Das Tonstudio der RICO war klein und wirkte bedrückend eng, als die drei es besetzten. Es bot ihnen gerade genug Ellenbogenfreiheit, daß sie sich nicht gegenseitig behinderten.
„Etwasgroßzügiger hättet ihr bei der Planung dieses Studios ruhig sein können", sagte Bré naserümpfend. „Ich wußte gar nicht, daß die Cameloter so knauserig sind."
„Es ist nur ein Provisorium", entschuldigte sich Myles. „Ich habe es während des Rückfluges vom AmagortaBlack Hole eingerichtet."
„Dafür ist es wiederum ganz ordentlich", meinte Bré.
„Jedenfalls erfüllt es ganz bestimmt seinen Zweck", sagte Myles. „Wir hängen am Bordsyntron und können notfalls sogar den Kontracomputer der MERLIN zuschalten. Aber das wird kaum nötig sein. Euch steht eine Fülle von Sounds zur Verfügung, dazu eine unerschöpfliche Palette von Geräuschen aus allen Lebensbereichen. Ihr habt die Möglichkeit, das alles nach Gutdünken zu mixen und beliebige eigene Kreationen zu schaffen. Für euch ist nichts unmöglich, die Grenzen werden einzig von eurem Einfallsreichtum gesetzt."
„Whow!" machte Brr beeindruckt. „Dann mal los!"
Aber dann saß sie nur da, steif und mit stummem, offenem Mund.
„Ich wußte nicht, wo beginnen", gestand sie.
„Das Schwierigste an jedem Monumentalwerk ist der Beginn", sagte Atlan wissend, als hätte er in den 12.000 Jahren nichts anderes getan, als Kunst zu produzieren. „Laß mich mal versuchen, den Anfang zu Emden.
Als ich mir zuletzt die Kaskadierenden Feuer von Umam-Urra ins Gedächtnis rief, da hatte ich eine vage Assoziation mit einem terranischen Klassiker. Die Moldau von Bedrich oder Friedrich Smetana. Sagt dir das was, Brr?"
„Aber ja!" rief sie begeistert. „Das müßte für den Anfang gehen. Vor allem die Passagen, wo das kleine Bächlein der Quelle entspringt ...und dann das furiose Finale, wo der Strom zu einer reißenden Flut anschwillt ...Der Komponist möge uns verzeihen, daß wir von ihm abkupfern."
Atlan trug dem Syntron auf, das Werk einzuspielen, und dann begann er gemeinsam mit Bré, Passagen herauszuschneiden und neu zusammenzufügenund gegeneinander zu vertauschen. „Für den Anfang ganz gut", sagte Brr mit leichtem Stirnrunzeln, als Myles ih nen eine Kostprobe vorspielte. „Aber es fehlt noch was." Plötzlich schnippte sie mit den Fingern. „Die Ouvertüre zu Wagners Rheingold!"
„Perfekt", sagte Myles anerkennend, nachdem er aufgrund von Brés Anweisungen den Beginn der „Moldau" mit Wagners „Rheingold" unterlegt hatte und das Ganze elektronisch verfremdet worden war.
„Stümperhaft", widersprach Atlan. „Das klingt alles noch viel zu irdisch ..."
„... zu wenig abgehoben und schräg", kam Bré ihm zu Hilfe. „Wir sollten einige Passagen des Anfangs rückwärts abspielen ..."
Myles tat, wie ihm geheißen. Aber damit gaben sich Brr und Atlan noch lange nicht zufrieden. Aus dem Syntron holten sie klassische Aufnahmen des berühmten altterranischen Komponisten Chris Franke und verwendeten große Teile davon, um sie mit Smetana und Wagner zu vermischen. Sie mixten die verschiedensten Alltagsgeräusche dazu, verfremdeten und verzerrten und übersteuerten sie. Einmal in Fahrt gekommen, waren der
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